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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Augen oder scharfe, keilförmige
Gegenstände zeichnen, sondern vielmehr Lebensmittel oder
hübsche Frauen; deine Ziele mußt du immer in klaren,
praktischen Begriffen darstellen, dir dabei aber eine Spur zuviel
zumuten; zeige Einbildungskraft, aber keine überschäumende
Phantasie.
    Sie deutete mit einem Kopfnicken zu seinen Papieren und
faßte ihn ins Auge. »Ihre Unterlagen sind bemerkenswert,
Mr. Ulam. Zwar läßt Ihr akademischer Hintergrund ein wenig
zu wünschen übrig, aber Ihre praktische Erfahrung
könnte dies mehr als ausgleichen. Ich nehme an, Sie wissen
schon, welche Fragen wir als nächstes stellen werden.«
    Er machte große Augen, ganz Unschuld.
    »In Ihrem Bewerbungsschreiben drücken Sie sich ein wenig
vage darüber aus, was Sie für uns tun könnten, Mr.
Ulam. Ich würde gern mehr darüber hören, wie Sie sich
Ihre Mitarbeit in der Codonforschung vorstellen.«
    Er blickte verstohlen auf seine Armbanduhr, nicht um sich der
Stunde zu vergewissern, sondern des Datums. In einer Woche würde
es nur noch wenig oder gar keine Hoffnung mehr geben, seine
veränderten Lymphozyten zu bergen. Dies war seine letzte
Chance.
    »Ich bin qualifiziert für alle Arten von Laborarbeit,
sei es in der Forschung oder zu kommerziellen Zwecken.
    Codonforschung ist eng mit der Pharmazeutik verwandt, und das
interessiert mich, aber ich glaube eher, daß ich Ihnen mit
Biochip-Programmen helfen könnte, die Sie entwickeln.«
    Die Augen der Personalchefin wurden um ein geringes schmaler.
Dummes Zeug, dachte er. Die Codonforschung wird
zwangsläufig in Biochips einsteigen.
    »Wir arbeiten nicht an Biochips, Mr. Ulam. Immerhin, Ihre
praktische Erfahrung auf Gebieten, die mit der Pharmazeutik verwandt
sind, ist eindrucksvoll. Sie haben sehr viel mit Kulturen gearbeitet;
mir scheint, Sie würden für eine Brauerei beinahe so
wertvoll sein wie für uns.« Das war die verwässerte
Version eines alten Scherzes unter den Züchtern von
Bottichkulturen. Vergil lächelte.
    »Es gibt jedoch ein Problem«, fuhr sie fort. »Ihre
Sicherheitsbewertung von einer Quelle ist sehr hoch, aber Ihre
Einstufung durch Genetron, wo’ Sie zuletzt beschäftigt
waren, ist abgrundtief.«
    »Ich habe erklärt, daß es da zu persönlichen
Unzuträglichkeiten gekommen ist…«
    »Ja, und normalerweise gehen wir diesen Dingen nicht nach.
Unsere Firma unterscheidet sich von anderen aufgrund ihres Programms,
und wenn die Arbeitsunterlagen und Zeugnisse eines Bewerbers sonst
gut sind, wie es in Ihrem Fall zu sein scheint, lassen wir solche
Streitfälle außer acht. Aber ich muß manchmal meinem
Instinkt folgen, Mr. Ulam. Und etwas ist hier nicht ganz in Ordnung.
Sie arbeiteten an Genetrons Biochip-Programm mit.«
    »In der Zusatzforschung.«
    »Ja. Bieten Sie uns die speziellen Techniken und Kenntnisse
an, die Sie sich bei Genetron angeeignet haben?«
    Das war die verschlüsselte Frage, ob er die
Betriebsgeheimnisse seines früheren Arbeitgebers verraten
wollte. »Ja und nein«, sagte er. »Zunächst
arbeitete ich nicht im zentralen Bereich des Biochip-Programms. Ich
war in die wichtigen Geheimnisse nicht eingeweiht. Ich kann Ihnen
jedoch die Ergebnisse meiner eigenen Forschung anbieten. Also lautet
die Antwort, technisch gesehen, ja, da Genetron in den
Vertragsklauseln nur die Weitergabe firmeneigener Verfahrenstechniken
untersagte. Ich werde einige Geheimnisse preisgeben, wenn Sie mich
einstellen. Aber sie werden Teil der Arbeit sein, die ich
verrichtete.« Er hoffte, daß dieser Schuß irgendwo
im Mittelfeld landete. Es war keine ausgesprochene Lüge, obwohl
er so gut wie alles wußte, was es über Genetrons Biochips
zu wissen gab, aber es war zugleich wahr, weil er der Meinung war,
daß das gesamte Konzept der Biochips obsolet war, eine
Totgeburt.
    »Mm hmm.« Sie blätterte wieder in seinen Papieren.
»Ich will offen mit Ihnen sprechen, Mr. Ulam. Vielleicht
offener, als Sie mit mir gewesen sind. Sie sind ein für unsere
Verhältnisse erstklassiger Mann, und wenn Sie auch ein
Einzelgänger sind, würden wir die Chance, Sie einzustellen,
mit Freuden nutzen… wäre da nicht ein Punkt. Ich bin mit
Mr. Rothwild von Genetron befreundet. Er ist ein sehr guter Freund
von mir und hat mir einige Informationen gegeben, die andernfalls als
vertraulich klassifiziert werden müßten. Er nannte keine
Namen, und er kann nicht gewußt haben, daß Sie mir an
diesem Schreibtisch gegenübersitzen würden. Aber er sagte
mir, jemand bei Genetron habe sich über die

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