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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ausgefochten und waren nahe
daran gewesen, sich zu trennen. Wenn neue Schwierigkeiten entstanden,
neigten sie jetzt beide zu übermäßiger Vorsicht und
scheuten offene Zusammenstöße.
    »Wahrscheinlich nicht«, räumte sie ein. Sie
spießte ein Stück rohe Zucchini auf. »Was ist diesmal
mit Vergil?«
    »Diesmal?«
    »Ja, er hat es schon einmal gemacht. Als er für
Westinghouse arbeitete und in diese Urheberrechtsgeschichte
verwickelt war.«
    »Er war freier Mitarbeiter für sie.«
    »Ja. Was darfst du diesmal für ihn tun?«
    »Ich bin nicht einmal sicher, worin das Problem
besteht«, sagte Edward. Er war ausweichender als er wollte.
    »Geheim?«
    »Nein. Vielleicht. Aber unheimlich.«
    »Ist er krank?«
    Edward legte den Kopf schief und hob eine Hand: »Wer
weiß?«
    »Du willst es mir nicht sagen?«
    »Nicht jetzt.« Edwards Lächeln, beschwichtigend
gemeint, irritierte sie offensichtlich mehr, noch mehr. »Er bat
mich darum, niemandem etwas zu sagen.«
    »Könnte er dich in Schwierigkeiten bringen?«
    Daran hatte er noch gar nicht gedacht. »Glaube ich
nicht«, sagte er.
    »Und um welche Zeit wirst du heute nacht
zurückkommen?«
    »So bald ich kann«, sagte er. Er streichelte ihr das
Gesicht mit den Fingerspitzen. »Sei nicht böse«, bat
er leise.
    »O nein«, sagte sie mit Nachdruck. »Niemals
das.«
    Edward begann die Fahrt nach La Jolla in zwiespältiger
Stimmung; wann immer er an Vergils Zustand dachte, hatte er das
Gefühl, in ein anderes Universum einzutreten. Die Rollen waren
vertauscht, und Edward hatte keine Ahnung, welchen Ausgang die Sache
nehmen würde.
    Er erreichte die Ausfahrt La Jolla und fuhr durch die Torrey Pines
Road in die Stadt. Bescheidene und sehr kostspielige
Einfamilienhäuser entlang den kurvenreichen und ansteigenden
Straßen wetteiferten mit Reihenhäusern und
mehrstöckigen Wohngebäuden um den verfügbaren Raum.
Radfahrer und die allgegenwärtigen Jogger trugen bunte
Trainingsanzüge, um die kühle Nachtluft abzuwehren. La
Jolla war belebt von Spaziergängern und Sporttreibenden.
    Ohne große Schwierigkeit fand er eine Parklücke und
lenkte den Volkswagen hinein. Als er ausstieg und die Tür
absperrte, roch er die Seeluft und überlegte, ob er und Gail
sich einen Umzug leisten könnten. Die Miete würde sehr hoch
sein, die Entfernung, die sie als Pendler täglich zu
bewältigen hätten, weit. Er fand, daß ihm nicht
soviel am Status lag. Immerhin, es war eine hübsche Gegend, und
Vergils Adresse in der Pearl Street, obschon nicht die beste, welche
die Stadt zu bieten hatte, war feiner als er sich leisten konnte,
zumindest jetzt. Es war einfach Vergils Art, ohne viel eigenes Zutun
an solche Gelegenheiten heranzukommen. Andererseits, dachte Edward,
als er läutete, würde er gern auf Vergils Glück
verzichten, wenn es bedeutete daß er alles andere würde
mit in Kauf nehmen müssen.
    Der Aufzug spielte einschmeichelnde Musik und zeigte kleine
Hologrammclips, in denen Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten,
für verschiedene Produkte geworben und auf gesellschaftliche
Ereignisse der nächsten Woche hingewiesen wurde. Im dritten
Stock ging Edward durch einen Flur mit Barockmöbeln und
Marmorkonsolen mit Spiegeln in vergoldeten Rahmen.
    Vergil öffnete die Tür nach dem ersten Läuten und
bat ihn herein. Er trug einen karierten Bademantel und Pantoffeln.
Seine Finger spielten mit einer unangezündeten Pfeife, als er
seinen Besucher ins Wohnzimmer führte und sich wortlos
setzte.
    »Du hast eine Infektion«, sagte Edward und zeigte ihm
den Ausdruck.
    »So?« Vergil überflog das Papier, dann legte er es
auf die Glasplatte des Kaffeetisches.
    »Das sagt die Maschine.«
    »Ja, nun ist sie natürlich nicht für solch seltsame
Fälle programmiert.«
    »Vielleicht nicht, aber ich würde dir
raten…«
    »Ich weiß. Es tut mir leid, unhöflich zu sein,
Edward, aber was kann ein Krankenhaus für mich tun? Eher
würde ich einen Computer in einen Stall voller
Höhlenmenschen tragen und verlangen, daß sie ihn richten.
Diese Zahlen… sie zeigen zweifellos etwas, aber sind nicht
imstande zu befinden, was es ist.«
    Edward zog seinen Mantel aus. »Hör zu, du machst mir
Sorgen.« Virgils Miene wandelte sich langsam zu einem Ausdruck
seliger Inbrunst. Er blickte zur Decke auf und spitzte die
Lippen.
    »Wo ist Candice?«
    »Ausgegangen. Wir kommen zur Zeit nicht allzu gut miteinander
aus.«
    »Sie weiß Bescheid?«
    Vergil lächelte. »Wie könnte sie nicht Bescheid
wissen? Sie sieht mich jeden

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