Blutnacht in Manhattan
bestätigte sich.
Es war Blut.
In den folgenden Sekunden wusste er nicht, was er tun sollte. Es gab auch keine eigenen Gedanken in seinem Kopf. Nur noch Erinnerungen, und die drehten sich um den Beinlosen, der ihn vor dem Teufel gewarnt hatte. Obwohl das Quatsch war und er es nicht glauben konnte, spürte er einen kalten Schauer seinen Rücken hinabgleiten und wäre am liebsten fluchtartig verschwunden.
Er blieb trotzdem. Weil er einfach die Wahrheit herausfinden wollte. Zuvor drückte er die Tür zu. Dann kehrte er wieder zurück in die unmittelbare Nähe des Bettes.
Der Zuhälter hatte seinen Widerwillen überwunden. Die leblose Frau fasste er mit beiden Händen und drehte sie behutsam herum. Er spürte dabei erneut das eisige Gefühl auf seiner Haut, das nicht von ungefähr stammte. Es hing auch nicht unmittelbar mit der Toten zusammen, denn Leichen hatte er genug gesehen. Auch dachte er nicht daran, dass ihm durch Pretty’s Tod Geld verloren ging, nein, bei ihm streiften ganz andere Gedanken durch den Kopf.
Er bezeichnete sie auch als böse Vorahnungen für die Zukunft, aber selbst die Vergangenheit spielte eine Rolle, denn Pretty war nicht die erste Tote aus dem Milieu.
Sie lag jetzt auf dem Bauch. Chuck hatte darauf geachtet, mit seinen Fingern nicht wieder die feuchten Flecken zu berühren. Für ihn war es sehr wichtig, die Wahrheit zu erkennen.
Er sah ihren Rücken – und er sah das Blut!
Der Zuhälter mit dem wirren Kraushaar schloss für einen Moment die Augen. Er hielt sich für abgebrüht, doch diese Wahrheit zu erkennen, hatte ihm schon einen Stich versetzt, der mitten ins Herz getroffen hatte.
Die Fliegen waren weggeflogen und kreisten an der Decke. Nichts störte mehr Chuck’s Blick.
Pretty war getötet worden. Und Chuck wusste, womit man sie umgebracht hatte. Es war ein Messer als Waffe benutzt worden. Nur hatte der Mörder nicht einfach zugestoßen, er hatte sich bei dieser Tat etwas gedacht und war dabei methodisch vorgegangen.
Drei tiefe Stiche im Rücken. So angelegt, dass sie ein Dreieck bildeten, und nichts anderes hatte der Täter auch gewollt. Die Stiche konnte man als die Eckpunkte eines Dreiecks ansehen, und die wiederum waren durch rote zittrige Blutstreifen miteinander verbunden worden. Da war die Mörderklinge nur über die Haut hinweggekratzt, um das Bild zu malen.
Chuck war davon überzeugt, dass es sich bei den tödlichen Stichen auch um ein Bild handelte. Ein Sinnbild, ein Stigma, ein Zeichen. Es war ein Dreieck.
Chuck dachte nach, obwohl ihm das schwer fiel. Warum wurde hier ein Dreieck gezeichnet? Warum wies die Spitze nach unten? Was hatte der Killer damit andeuten wollen?
Er dachte darüber nach, als er auf den blutigen Rücken starrte. Sein Herz klopfte schneller. Hinter der dünnen Stirnhaut tuckerte es.
Ein Symbol.
Da schossen schon einige Vermutungen durch seinen Kopf. Mit einem bestimmten Symbolismus hatte er eigentlich nie großen Kontakt gehabt, doch er wusste sehr wohl, dass auch er wichtig war und ein ganzes Leben beeinflussen konnte.
Chuck gehörte selbst zu den farbigen Menschen, weil seine Mutter aus Kuba stammte. Sie war mit Symbolen aufgewachsen und hatte immer an die Macht des Voodoo geglaubt. Zwar glaubte Chuck nicht daran, aber etwas war doch bei ihm hängen geblieben.
Das Dreieck war ein Symbol!
Für was?
Er konnte keine Antwort geben, aber es war sehr wichtig, wie es gezeichnet worden war. Es stand auf dem Kopf, und genau diese Tatsache machte die Gedanken des Zuhälters schwer. Aber nicht so schwer, als dass er nicht zu einer Lösung gekommen wäre, denn plötzlich wurde ihm bewusst, dass dieses Zeichen nur eine Bedeutung haben konnte.
Ein Symbol des Teufels!
Er stöhnte leise auf. Für wenige Sekunden schloss er die Augen. Er fühlte sich unwohl. Sein Körper schien sich selbstständig machen zu wollen und wegzufliegen. Der Mann im Leopardenmantel musste sich schon stark zusammenreißen, um wieder normal zu werden.
War der Teufel der Mörder? Hatte er hier sein Zeichen hinterlassen? War er mal wieder zurück in diese verfluchte Welt gekehrt und hatte sich den Moloch New York als Basis ausgesucht?
Diese Gedanken und Vermutungen stürmten auf ihn ein. Während er sich von der Toten weggedreht hatte und ins Leere schaute, erschien wieder das Gesicht seiner Mutter vor seinem geistigen Auge. Er hatte zwar keinen Kontakt mehr mit ihr, aber ihre Warnungen waren ihm im Gedächtnis haften geblieben.
»Der Teufel ist da. Nur sind die Menschen
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