Blutnacht in Manhattan
einige Sekunden gewonnen und konnte auch die Starre ausnutzen, die die sieben Männer befallen hatte. Hier war mir die Überraschung wirklich perfekt gelungen.
Keiner hatte sich vom Fleck bewegt. Durch meinen Schrei waren sie gebannt worden. So standen die sieben Gestalten dort mit ihren angehobenen Messern und zielten weiterhin auf ihr Opfer in der Mitte des Kreises, das sich ebenfalls nicht bewegte.
Durch meinen Kopf schoss das Blut. Es sorgte für ein Hämmern hinter den Schläfen, das im Rhythmus meiner Bewegungen entstand, mit denen ich über die Bühne huschte.
Ich musste Judith rausholen. Sie aus dem Kreis zerren. Sie von der Bühne schleudern...
Das alles jagte mir durch den Kopf, als ich auf die Runde zustürmte. Breite Lücken sorgten dafür, dass ich gut durchkam. Ich befand mich plötzlich im inneren Kreis und wurde ebenfalls von den verdammten Messerklingen bedroht.
Dass ich mich in Lebensgefahr befand, kam mir nicht in den Sinn. Es ging mir einzig und allein um die Rettung der Blonden.
»Kommen Sie!«, brüllte ich. Ich zerrte sie mit der linken Hand weg. Ich musste die Überraschung der anderen ausnutzen, sonst war ich verloren.
Die Frau kippte auf mich zu. Sie verhielt sich steif wie eine Puppe oder wie ein Mensch, der nichts begriff. Ich fing sie ab, drehte mich mit ihr, schaute in ein Männergesicht und auch auf eine Messerklinge, die auf mich zugestoßen wurde und rammte meinen Fuß genau im richtigen Augenblick in den Unterleib des Mannes.
Der Schrei war grässlich, aber ich hatte freie Bahn. Das dachte ich zumindest, bis mir etwas zwischen die Waden geriet. Was es war, wusste ich nicht. Jedenfalls konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Nicht nur ich fiel zu Boden, ich riss Judith gleich mit. Beide zugleich schlugen wir auf, wobei die Unterlage die Härte dämpfte.
Die Beretta hatte ich nicht verloren. Ich wollte den Arm anziehen und mich gleichzeitig drehen, als der Fuß sich brutal auf meine Hand setzte. Eine breite Sohle sorgte zuerst für den nötigen Druck und dann für den Schmerz bei mir, sodass ich gezwungen war, die Waffe loszulassen. Sie wurde weggekickt. Mir ließ man die Chance, mich auf den Rücken zu drehen. Es war ein Fehler. Ich hätte es nicht tun sollen, denn jetzt sah ich nicht nur die grinsenden Gesichter über mir, sondern auch die nach unten und damit auf mich zielenden Messerklingen.
Ein Bild wie aus einem bösen Traum, das noch einen zusätzlichen Kick bekam, denn zwischen zwei Männern hindurch drängte sich Sharon Lane. Ihren nackten Körper hatte sie noch immer mit diesem durchsichtigen Tuch umwickelt, und dann tat sie etwas, dass ich sah, aber nicht so schnell begriff.
Mit wilden Bewegungen drehte sie sich auf der Stelle. Dabei wurde sie zu einem rasenden Kreisel, denn während sie sich drehte, veränderte sie sich.
Im Schein des zuckenden künstlichen Feuers war zu erkennen, dass sie ihr Menschsein verlor. Sie wurde zu einem Schatten und genau zu der Gestalt, die ich schon gesehen hatte.
Im Bad des Hotelzimmers...
Da fielen mir wieder mal die berühmten Schuppen von den Augen. Es stand fest, dass der Killer und Sharon Lane ein- und dieselbe Person waren. Die Schattengestalt konnte man nur als einen Übergang bezeichnen, denn aus ihr entstand der mörderische Kuttenmann, der plötzlich das Messer festhielt und auf mich zielte.
Ich schaute an der Klinge vorbei. Ich sah ein Gesicht, das sehr flach war. Es war zudem nicht zu unterscheiden, ob es sich dabei um einen Mann oder um eine Frau handelte. Jedenfalls um einen Günstling der Hölle. Möglicherweise Asmodis selbst.
Die Gestalt stach nicht zu.
Sie blieb stehen wie eingefroren. Auch die sieben Männer taten nichts. Sie bedrohten mich weiterhin mit ihren Waffen und warteten auf einen Befehl.
Sharon oder wer immer es war, sprach auch. Nur waren die Worte nicht an ihre Helfer gerichtet, sondern an mich. Es wurde auch nicht mit der Stimme der Frau gesprochen, hier redete irgendjemand mit einem knarrenden Organ, das sogar einem Monstrum hätte gehören können.
»Den Tod habe ich dir versprochen, Sinclair. Denk immer an deinen Widersacher, letztendlich ist er besser.«
Ich hörte die Drohung normal, aber sie schwang auch durch meinen Kopf. Was ich noch tun konnte, das war mehr ein Akt der Verzweiflung. Körperlich konnte ich mich nicht mehr wehren, ich musste mich auf die Kraft meines Kreuzes verlassen.
»Stich zu!«, verhöhnte ich sie. »Aber denke daran, dass das Böse schon einmal besiegt
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