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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Holmes.«
    »Du bist berühmt in Indiana.«
    »Oh, wunderbar«, sagte er, spießte einen Klumpen Okra mit der Gabel auf, überlegte es sich anders und ließ das glitschige Zeug wieder auf den Teller gleiten.
    »Ist der Metalldraht am Tatort gefunden worden?«
    »Nein, das war die Vermutung des Gerichtsmediziners angesichts der Narbe an ihrem Hals. Die Haut ist eingeschnitten worden, aber der Mörder hat sich die Zeit genommen, ihn zu entfernen. Wir haben die Umgebung abgesucht und nichts gefunden.«
    »Noch ein Hinweis auf sorgfältige Planung«, sagte ich. »Das ist ein kluger Kopf.«
    »Was für ein Spaß.«

9
    Wir beendeten unser Mahl und stiegen in mein Auto, und Milo dirigierte mich zu der Adresse von Light and Space an der Carmelina, knapp nördlich vom Pico. Ich kannte die Gegend: Lagerhallen, Karosseriewerkstätten und kleine Fabriken, nur einen Spaziergang von L.A.s Grenze zu Santa Monica entfernt. Wäre Julie Kipper zwei Häuserblocks weiter westlich erwürgt worden, hätte ihr Onkel vergeblich an Milo appelliert.
    Während ich fuhr, balancierte Milo einen Zahnstocher zwischen den Spitzen seiner Zeigefinger und tastete die vorbeigleitende Welt mit den Radaraugen eines Cops ab. »Ist eine Weile her, dass wir das gemacht haben, oder?«
    Während der letzten Monate hatten wir uns immer seltener gesehen. Ich hatte es auf den Überhang an kalten Fällen, die er bearbeiten musste, und auf meinen eigenen vollen Terminkalender zurückgeführt. Damit verschloss ich die Augen vor der Wahrheit: Es fand eine gegenseitige Isolierung statt. »Ich nehme an, du hattest keine schrägen Fälle.«
    »Damit hast du sogar Recht«, erwiderte er. »Nur das Übliche, und mit dem Üblichen behellige ich dich nicht.« Eine Sekunde später: »Geht’s dir gut? Im Allgemeinen?«
    »Alles in Butter.«
    »Gut.« Einen Häuserblock später: »Also … alles mit Allison … klappt es mit euch?«
    »Allison ist wunderbar«, sagte ich.
    »Nun ja, das ist schön.« Er stocherte in seinen Zähnen, behielt die Stadt im Auge.
    Seine ersten Kontakte mit Allison waren beruflicher Natur gewesen: Es ging darum, die Ingalls-Akte abzuschließen. Sie erzählte mir, er wäre geschickt und voller Mitgefühl gewesen.
    Seine erste Reaktion auf die Nachricht, dass wir miteinander ausgingen, war Schweigen gewesen. Dann: Sie ist eine hinreißende Frau, das muss ich zugeben.
    Ich hatte gedacht: Was willst du nicht zugeben? Dann dachte ich mir, dass ich zu empfindlich wäre, und hielt den Mund. Ein paar Wochen später machte ich bei mir zu Hause ein Abendessen für vier Personen: ein milder Märzabend, Steaks, gebackene Kartoffeln und Rotwein auf der Terrasse. Milo und Rick Silverman, Allison und ich.
    Die Überraschung war, dass Allison und Rick sich kannten. Einer ihrer Patienten war nach einem Autounfall in die Notaufnahme des Cedars-Sinai gebracht worden, und Rick war der Chirurg vom Dienst gewesen.
    Sie redeten über ihre Arbeit, ich spielte den Gastgeber, und Milo aß und zappelte herum. Gegen Ende des Abends zog er mich beiseite. »Nette Frau, Alex. Soll nicht heißen, dass du meine Zustimmung nötig hättest.« Klang so, als ob ihn jemand zu dieser Ansprache angespornt hätte. Seitdem hatte er sie selten erwähnt.
    »Noch ein paar Querstraßen«, sagte er. »Wie geht’s dem Hündchen?«
    »Gut, soweit ich weiß.«
    Einen Moment später: »Ich hab mich ein paar Mal mit Robin zum Kaffeetrinken getroffen.« Überraschung, Überraschung. »Daran ist nichts auszusetzen«, sagte ich. »Du bist sauer.« »Warum sollte ich sauer sein?« »Du klingst sauer.«
    »Ich bin nicht sauer. Wo biege ich ab?« »An der übernächsten Kreuzung rechts«, antwortete er. »Okay, ich klebe meine Fresse mit Sekundenkleber zu. Obwohl du mir in all den Jahren immer wieder gesagt hast, ich sollte meinen Gefühlen Ausdruck verleihen.« »Verleih ihnen Ausdruck«, erwiderte ich. »Der Typ, mit dem sie zusammen -* »Er hat einen Namen. Tim.« »Tim ist ein Weichei.« »Gib’s auf, Milo.« »Gib was auf?« »Versöhnungsphantasien.« »Ich –«
    »Als du sie getroffen hast, hat sie sich da nach mir verzehrt?«
    Schweigen. »Wow«, sagte er. »Hier rechts?«
    »Yeah.«
    Die Nachbarn von Light and Space waren ein Beschichtungsunternehmen und ein Großhändler für Plastikschilder. Dass es sich bei der Galerie ursprünglich um ein Lagerhaus gehandelt hatte, war offensichtlich: Ziegelsteinfassade, Teerdach, vorne ein dreiteiliges Rolltor statt eines Fensters. Über dem mittleren Tor

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