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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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reingekommen.«
    »Sind Sie drinnen jetzt fertig mit allem?« CoCo Barnes’ Stimme war kratzig, fast scharf, was durch einen Südstaaten-Akzent gemildert wurde. Die weißen Haare waren in jungenhafter Fasson frisiert und zwanglos nachgeschnitten. Ihre Haut hatte die Farbe und die Konsistenz eines kross gebratenen Huhns. Schiefergraue Augen – schärfer als die des Hundes, aber gleichwohl von einem Film überzogen – musterten mich.
    »Wie heißt er?«, fragte ich.
    »Lance.«
    »Ein netter Hund.«
    »Wenn er Sie mag.« CoCo Barnes wandte sich Milo zu. »Haben Sie Fortschritte in Sachen Julie gemacht?«
    »Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen, Ma’am.«
    Die alte Frau runzelte die Stirn. »Hab ich nicht irgendwo sagen hören, wenn man einen Fall nicht schnell löst, löst man ihn überhaupt nicht?«
    »So einfach ist es nicht, Ma’am.«
    CoCo Barnes kraulte Lance den Nacken. »Ich bin froh, dass ich Sie erwischt habe, da kann ich mir einen Anruf sparen. Erinnern Sie sich noch, wie Sie mich gefragt haben, ob am Samstagabend irgendwas Ungewöhnliches passiert wäre, und ich sagte, da wäre nichts gewesen, es wäre eine typische Eröffnung gewesen? Nun ja, ich hab noch ein bisschen darüber nachgedacht, und es gab doch etwas. Nicht am Abend und nicht bei der Eröffnung, wenn man es genau nimmt. Und ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich das ist, was Sie interessiert.«
    »Was ist passiert?«, fragte Milo.
    »Das war vor der Eröffnung«, sagte Barnes. »Am Tag der Eröffnung, gegen vierzehn Uhr. Julie war noch nicht mal hier. Nur ich und Lance. Clark Van Alstrom war auch hier – der Mann, der diese Aluminium-Installationen macht.«
    Milo nickte.
    »Ich habe Clark mitgenommen, weil ich diese Metalltür nicht alleine heben kann. Sobald ich drinnen war, ist Clark gegangen, und ich hab mit den Vorbereitungen angefangen. Ich hab nachgesehen, ob alles in Ordnung war – vor ein paar Monaten hatten wir einen Stromausfall, und das war nicht so toll.« Sie lächelte. »Besonders weil der Künstler mit Neonröhren gearbeitet hat … Jedenfalls hab ich nach dem Rechten gesehen, und dann hörte ich Lance bellen. Das passiert nicht oft. Er ist ein sehr ruhiger Junge.« Sie lächelte den Hund an. Lance gab ein tiefes, zufriedenes Brummen von sich. »Ich hatte ihm hinten eine Schüssel mit Wasser hingestellt, in dem Gang neben dem Raum, wo Julie … direkt vor den Toiletten, aber ich hatte die Tür zu dem Vorraum offen gelassen, und deshalb konnte ich ihn bellen hören. Was man bei ihm als Bellen bezeichnen kann, wohlgemerkt, er ist vierzehn Jahre alt, und seine Stimmbänder sind ziemlich am Ende. Was er von sich gibt, ist eher ein Husten.« Sie demonstrierte es mit einer Reihe trocken rasselnder Laute. Lance’ Augen richteten sich auf sie, aber er blieb bewegungslos sitzen. »Er machte einfach immer weiter damit, wollte nicht aufhören, also ging ich nach hinten, um nachzusehen, was nicht stimmte. Als ich dort ankam, stand er bereits und hatte sich vor die Hintertür geschleppt. Ich fragte mich, ob er vielleicht Ratten gehört hatte – vor einiger Zeit hatten wir Probleme mit ihnen, eine Eröffnung, die absolut katastrophal war, wo ist der Rattenfänger von Hameln nur, wenn man ihn braucht – also … wo war ich stehen geblieben … ach ja, ich machte die Tür auf und hab den Kopf rausgestreckt, doch da waren keine Ratten. Aber da war eine Frau. Wühlte in dem Müllcontainer herum. Offensichtlich obdachlos und offensichtlich ziemlich außer sich.«
    »Außer sich vor Wut?«, fragte Milo.
    »Außer sich, weil sie verstört war, psychotisch, geisteskrank. Ich verabscheue Etikettierungen, aber manchmal leisten sie gute Dienste. Diese Person war so verrückt.«
    »Und woran konnten Sie das erkennen?«
    »An ihren Augen, um damit anzufangen«, antwortete Barnes. »Wilde Augen – erschrockene Augen. Fuhren blitzschnell in alle Richtungen.« Sie versuchte es mit ihren grauen Augen zu demonstrieren, aber sie bewegten sich träge. Sie blinzelte mehrmals, drehte sich zu Lance um und kratzte ihn hinterm Ohr. »Ganz ruhig, du bist ein guter Junge … Und dann war da noch ihr ganzes Auftreten, ihre Kleidung – nichts passte zusammen, die Sachen waren zu groß, zu viele verschiedene Schichten für das Wetter. Ich lebe seit dreiundfünfzig Jahren in Venice, Detective. Ich hab genug Geisteskranke gesehen, um zu wissen, wenn mir einer ins Gesicht starrt. Und dann war da natürlich das Herumstöbern. Sobald die Tür aufging,

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