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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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plündern, als das Telefon klingelte.
    »Morgen ist prima«, sagte Allison, »aber stell dir vor, heute Abend geht’s auch. Das Hospiz hat für Unterhaltung gesorgt – ein Komiker und eine Bluegrass-Band. Was sagt dein Terminkalender?«
    Ich wartete vor der Eingangstür meines Hauses, als sie in ihrem Jaguar vorfuhr. Sie hatte das Verdeck offen gehabt, und ihre Haare sahen wild aus. Als sie ausstieg, nahm ich sie in die Arme und küsste sie fest auf den Mund.
    »Wow«, sagte sie lachend. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Sie legte mir ihren Arm um die Taille, und ich hängte ihr meinen über die Schulter, während wir die Treppe hoch ins Haus gingen.
    Drinnen fragte sie: »Ist noch was von dem Bordeaux da?«
    »Was wir beim letzten Mal nicht getrunken haben, ist noch da.«
    Wir gingen in die Küche, und ich fand den Wein.
    »Ach du meine Güte«, sagte sie, mich von oben bis unten musternd. »Du bist aber wirklich froh, mich zu sehen.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, erwiderte ich.
    In der Dunkelheit liegend hörte ich den plötzlichen Atemzug Allisons.
    »Ist alles okay?«
    »Klar«, sagte sie zu schnell. Unter der Decke eingerollt, mit dem Rücken zu mir.
    Ich griff nach ihr und berührte ihr Gesicht. Fühlte Feuchtigkeit auf ihrer Wange.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Nichts.« Sie begann zu weinen.
    Als die Tränen versiegten, sagte sie: »Sind wir an dem Punkt angelangt, wo es ungefährlich ist, dir alles zu sagen?« »Natürlich.«
    »Ich hoffe es«, erwiderte sie.
    Aber sie sagte nichts.
    »Allison?«
    »Vergiss es. Mir geht es gut.«
    »Okay.«
    Einen Augenblick später: »Hier lag ich, ich fühlte mich so gut und dachte, was könnte besser sein als das hier, und da sehe ich auf einmal Grants Gesicht vor mir. Er sah glücklich aus – wohlwollend, glücklich für mich. Gott, wie sehr ich es brauche, ihn mir glücklich vorzustellen.«
    »Natürlich.«
    »Und dann kamen die Gedanken – alles, was er verpasst hat, was ich für ihn empfunden habe, wie jung er war. Alex, er fehlt mir so sehr! Und manchmal, wenn du mich auf bestimmte Weise berührst – die Art, wie du zärtlich zu mir bist, wenn ich es nötig habe –, dann muss ich an ihn denken.« Sie warf sich auf den Rücken. Bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. »Ich komme mir so untreu vor. Ihm gegenüber, dir gegenüber. Es ist Jahre her, warum kann ich nicht loslassen?«
    »Du hast ihn geliebt. Du hast nie aufgehört, ihn zu lieben.«
    »Das stimmt«, bestätigte sie. »Vielleicht werde ich auch nie aufhören – kannst du damit umgehen? Weil es nichts mit dir zu tun hat.«
    »Ich bin damit einverstanden.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Das tue ich.«
    »Ich verstehe, dass du an deinen Gefühlen für Robin festhältst.«
    »Meine Gefühle«, sagte ich.
    »Hab ich nicht Recht?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ihr hattet mehrere Jahre miteinander«, sagte sie. »Du müsstest oberflächlich sein, um es einfach so abzutun.«
    »Alles braucht seine Zeit«, sagte ich.
    Sie nahm die Hände vom Gesicht. Starrte nach oben an die Decke. »Nun ja, ich hab vielleicht gerade eine Riesendummheit begangen.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich wünschte, dessen könnte ich mir sicher sein.«
    Ich rollte näher an sie heran und nahm sie in den Arm.
    »Es ist alles prima«, sagte ich.
    »Ich werde das glauben«, erwiderte sie. »Angesichts der Alternative.«

15
    Zehn Tage später hörte ich von Milo. In der Zwischenzeit hatte ich bei der Polizei von Cambridge nicht lockergelassen und es fertig gebracht, mit einem Detective namens Ernest Fiorelle zu sprechen. Er begann damit, mich zu überprüfen, und wir zogen noch mal die alte Sicherheitsroutine durch. Schließlich befriedigte ich seine Neugier dadurch, dass ich ihm die Kopie eines alten Beratervertrags mit dem LAPD und ein paar Seiten meiner Zeugenaussage in dem Ingalls-Fall faxte. Trotz alledem stellte mir Fiorelle am Ende mehr Fragen, als er über Angelique Bernet beantwortete.
    Keine ernst zu nehmenden Hinweise hatten sich ergeben, und der Fall war ungelöst geblieben.
    »Mein Tipp ist ein Irrer«, sagte Fiorelle. »Sie sind der Psychofritze, sagen Sie’s mir.«
    »Ein sexueller Psychopath?«, sagte ich. »Gab es Beweise für eine Vergewaltigung?« »Das hab ich nicht gesagt.«
    Schweigen.
    Ich fragte: »Was war verrückt daran?«
    »Eine schöne junge Frau aufzuschlitzen und sie in einer Gasse abzuladen kommt mir ziemlich verrückt vor, Doc. Geht das dort draußen in L.A. als normal durch?«
    »Kommt auf den

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