Blutnacht
Wochentag an.«
Sein Lachen war kurz und rau.
»Also geriet keiner von Bernets Mittänzern oder von den Musikern in Verdacht?«
»Nee, ein schlapper Haufen, vor allem Frauen und Schwule. Zu Tode erschrocken. Jeder hat behauptet, das Mädchen zu lieben.«
»Obwohl sie befördert worden war.«
»Na und?«, sagte er.
»Ich hatte mich gefragt, ob vielleicht Eifersucht im Spiel war.«
»Doc, wenn Sie am Tatort gewesen wären, würden Sie sich das nicht fragen. Das war kein … Knatsch. Das war hässlich.«
Da ich immer noch an Chinas mögliche Begegnung mit einem Fan dachte, der ihr nachstieg, fragte ich ihn nach Musikkongressen zur Zeit des Mordes.
»Machen Sie Witze?«, sagte er. »Das hier ist College-Town, Harvard und all die anderen. Wir haben die ganze Zeit Kongresse laufen.«
»Irgendetwas, was ganz spezifisch mit der Musikszene zu tun hatte? Eine Gruppe von Kritikern, Journalisten oder Fans?«
»Nein, ich erinnere mich an nichts in der Art. Und offen gestanden, Doc, ich weiß nicht, warum Sie unter diesem Baum bellen.«
»Weil ich keinen besseren habe.«
»Nun ja, vielleicht sollten Sie sich einen besorgen. Und behalten Sie all den psychopathischen Kram an der linken Küste. Nee, das klingt nicht nach irgendwelchen Übereinstimmungen zwischen der jungen Frau und Ihren Fällen. Ich hab tatsächlich einen Fall in Baltimore entdeckt, der besser dazu passt, und da hat sich auch nichts ergeben.«
»Wer war das Opfer in Baltimore?«
»Irgendeine Sekretärin, die so aufgeschlitzt worden war wie Ms. Bernet. Warum wollen Sie das wissen, ich hab Ihnen doch gerade gesagt, dass das eine Sackgasse war. Baltimore hat einen Irren hinter Schloss und Riegel gebracht, und der hat sich aufgehängt. Ich muss los, Doc. Ihnen einen schönen warmen Tag in L.A.«
Ich suchte im Internet nach Morden in Baltimore und fand nichts, was Angelique Bernet oder den anderen Morden auch nur im Entferntesten ähnlich war.
Nichts schien das entscheidende Wort zu sein.
Innerhalb derselben zehn Tage geschahen noch ein paar Dinge.
Eines Abends rief mich Tim Plachette an und sagte: »Ich möchte mich für das lächerliche kleine Handgemenge neulich entschuldigen.«
»Nicht nötig«, erwiderte ich. »Sie haben sich nicht danebenbenommen.«
»Ob ich das getan habe oder nicht, ich hätte meinen Mund halten sollen … Sie liegt mir wirklich am Herzen, Alex.«
»Da bin ich mir sicher.«
»Sie wollen dieses Gespräch nicht führen«, sagte er.
Etwas in seiner Stimme – Verzweiflung, Besorgnis, die aus einer tiefen Liebe erwuchs – ließ meine Stimmung umschlagen.
»Ich begrüße es, dass Sie angerufen haben, Tim. Und ich werde Ihnen nicht im Weg sein.«
»Ich will mich nicht als Zensor aufspielen, es ist ein freies Land. Wenn Sie vorbeischauen möchten, sind Sie willkommen.«
Wieder schlug sie um: Wozu, vielen Dank für deine Erlaubnis, Kumpel. Aber ich wusste, er hatte Recht. Das Leben wäre viel einfacher für uns alle, wenn ich Abstand hielt.
»Wir müssen uns alle weiterentwickeln, Tim.«
»Es ist gut, dass Sie das sagen … Robin … und dann ist da noch Spike – ich benehme mich manchmal wie ein Esel.«
»So kann es einem mit Frauen gehen«, erwiderte ich.
»Wie wahr.«
Wir gaben ein Y-Chromosom-Kichern von uns.
»Na ja«, sagte er.
»Machen Sie’s gut, Tim.«
»Sie auch.«
Zwei Tage später rief Robin an. »Ich will dich nicht stören, aber ich will auch nicht, dass du es von jemand anderem erfährst. Guitar Player bringt ein Porträt von mir, und ich muss zugeben, dass ich das extrem cool finde. Ich weiß, dass du dir manchmal ein Heft kaufst, daher dachte ich, dass du es vielleicht siehst.«
»Mehr als cool«, sagte ich. »Nenn mir das Heft, und ich werde es mir sofort kaufen.«
»Es ist das nächste Heft, das erscheint«, erwiderte sie. »Sie haben mich schon vor einiger Zeit interviewt, aber nie gesagt, dass sie es auch veröffentlichen. Sie haben mich heute angerufen, um mir Bescheid zu sagen. Mein Leben wird dadurch vielleicht komplizierter, weil ich mehr Aufträge bekommen werde, wenn ich sie nicht brauchen kann, aber das ist egal. Ab und zu mal ins Rampenlicht zu geraten fühlt sich gut an. Ich bin ein solches Kind, oder?«
»Du hast es verdient«, sagte ich. »Freu dich.«
»Danke, Alex. Wie geht’s so?«
»Es geht.«
»Irgendwas Neues, was Baby oder die Malerin angeht?«
»Nein«, sagte ich. Als wir zusammen waren, wollte sie nie etwas von diesen Dingen wissen. Vielleicht lag es an ihrer
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