Blutnacht
Benefizveranstaltung für die John Robert Preston School.«
»Eine Schule in der Nachbarschaft?«
Lohs Lächeln wurde breiter. »Ich sehe schon, warum Sie ein Detective sind.«
Milo sagte: »Ich habe mir die Kasse angesehen und dreizehn Schecks von Leuten gezählt, die nicht auf der Gästeliste standen. Damit bleiben noch fünfzehn übrig, die bar bezahlt haben. Der Kassenbestand stimmt damit überein. Haben Sie eine Ahnung, wer diese fünfzehn waren?«
Loh schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie Anita fragen – die junge Frau an der Tür.«
»Das hab ich getan. Sie erinnert sich nicht.«
»Tut mir Leid«, sagte Loh. »Es ist nicht so, als hätten wir damit gerechnet – als hätten wir das vorhersehen können.«
»Was können Sie mir über Vassily Levitch sagen?«
»Jung, ernsthaft. Wie alle von ihnen. Stefan könnte Ihnen mehr sagen. Musik ist seine Leidenschaft.«
»Und Sie?«
»Ich bin für die Organisation zuständig.«
»Gibt es irgendetwas, was Sie über Levitchs Benehmen sagen können?«
»Sehr still, nervös wegen der Aufführung. Er hat kaum etwas gegessen oder geschlafen, und ich hörte ihn unmittelbar vor dem Konzert in seinem Zimmer auf und ab gehen. Aber wirklich, Detective, das ist normalerweise immer so. Diese Leute sind begabt, und sie arbeiten härter, als man sich vorstellen kann. Vassily ist vor zwei Tagen angekommen und hat sieben Stunden pro Tag geübt. Wenn er nicht Klavier gespielt hat, hat er sich in seinem Zimmer verkrochen.«
»Keine Besucher?«
»Keine Besucher und zwei Telefonanrufe. Von seiner Mutter und seinem Agenten. Er war noch nie zuvor in L.A.«
»Begabt«, sagte Milo. »Und auf dem Weg nach oben.«
»Das ist Stefans Spezialität«, erklärte Loh. »Er sucht sich aufstrebende junge Talente und versucht ihnen beim Aufstieg zu helfen.«
»Indem er ihnen hier Konzerte ermöglicht?«
»Und durch Geld. Unsere Stiftung vergibt Stipendien. Nichts besonders Üppiges; jeder Musiker erhält fünfzehntausend Dollar.«
»Für mich klingt das großzügig.«
»Stef ist die Großzügigkeit in Person.«
»Wie macht Mr. Szabo die Musiker ausfindig – wie hat er beispielsweise Vassily Levitch gefunden?«
»Durch Vassilys Agenten in New York. Jetzt, wo die Konzerte einen gewissen Ruf erlangt haben, werden wir häufig kontaktiert. Der Agent hat Stefan ein Tonband geschickt, und Stefan hat es sich angehört und entschieden, dass Vassily perfekt wäre. Stefan bevorzugt in der Regel Solisten oder kleine Ensembles. Für ein Orchester sind wir nicht richtig ausgerüstet.«
»Wie lange vor dem Konzert wurden die Arrangements getroffen?«
»Eine ganze Zeit vorher«, antwortete Loh. »Monate. Wir brauchen ziemlich viel Zeit zur Vorbereitung. Die Akustik, die Beleuchtung, die Auswahl des Partyservice. Und natürlich die Vorabwerbung. Soweit man davon sprechen kann.«
»Worin besteht die?«
»Gelegentliche Erwähnung in ausgewählten Rundfunksendern. KBAK – der Klassiksender erwähnt uns zweimal täglich innerhalb der letzten beiden Wochen davor. Das passt zu unserem Budget und unseren Zielen. Eine große Anzahl von Zuschauern würde uns überfordern, in mehr als einer Hinsicht.«
»Fünfundachtzig auf der Gästeliste«, sagte Milo. »Warum nehmen Sie nicht nur geladene Gäste?«
»Stefan hält ein paar Plätze für andere Interessenten frei, um Gemeinschaftssinn zu beweisen. Musikstudenten, Lehrer, diese Art Leute.«
»Irgendwelche Werbung außerhalb des Radios?«
»Das versuchen wir erst gar nicht«, erwiderte Loh. »Selbst das bisschen Publicity, das wir bekommen, bedeutet eine größere Nachfrage nach Plätzen, als wir befriedigen können.«
»Traf das auch auf heute Abend zu?«
»Das nehme ich an.« Loh runzelte die Stirn. »Sie können nicht ernsthaft glauben, dass jemand aus dem Publikum für das hier verantwortlich ist.«
»In diesem Stadium bin ich keiner Theorie abgeneigt, Sir.«
»Hier ist meine: Es war ein Eindringling. Die Wahrheit ist, dass jeder hinter das Gartenhaus hätte gehen und Vassily erstechen können. Die Bristol ist eine offene Straße, und wir leben nicht gern hinter Mauern und Toren.«
»Was hat Levitch wohl dahinten gemacht?«
Loh zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollte er einen Spaziergang machen, um die Anspannung nach dem Konzert abzubauen.«
»Wissen Sie, wann er den Empfang verlassen hat?«
»Keine Ahnung. Es herrschte ein Kommen und Gehen. Stefan schlägt den Musikern immer vor, dass sie dableiben. Um ihrer selbst willen – damit
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