Blutnacht
blauschwarzen Zirruswolke von Haaren elfenbeinfarben glänzte. »Was immer erforderlich ist, Stef. Wie geht’s dir?«
»Nicht besonders, Tom.«
Der junge Mann wandte sich mir zu. »Tom Loh.« Seine Hand war kühl, trocken und kräftig.
Szabo hakte sich bei Loh ein. »Tom hat das Odeon entworfen. Hat das Haus entworfen. Wir sind Partner.«
»Lebenspartner«, sagte Tom Loh.
Szabo fragte: »Tut die Frau vom Partyservice irgendwas, oder steht sie nur rum? Solange sie hier festsitzt, kann sie genauso gut aufräumen.«
Milo sagte: »Mr. Szabo, warten Sie bitte mit dem Saubermachen, bis die Leute von der Spurensicherung mit dem Tatort fertig sind.«
»Tatort«, murmelte Szabo. Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieser Ausdruck für unser Zuhause eine Bedeutung haben würde.«
»Ist die – ist Vassily noch hier?«, fragte Tom Loh.
»Die Leiche wird entfernt werden, sobald wir hier fertig sind«, sagte Milo.
»Natürlich, klar. Gibt es sonst irgendwas, was ich Ihnen sagen kann? Über Vassily oder das Konzert?«
»Wir sind die Gästeliste bereits durchgegangen, Sir.«
»Aber ich habe Ihnen doch gesagt«, unterbrach Szabo, »die Gästeliste ist nur ein Teil des Publikums. Fünfundachtzig von hundertdreizehn Leuten. Und Sie können mir ruhig glauben: Jeder Einzelne dieser fünfundachtzig ist über jeden Zweifel erhaben. Fünfundzwanzig sind unsere treuen Abonnenten – Nachbarn, denen wir freien Zutritt gewähren.«
»Streicheleinheiten für die Nachbarn«, erklärte Loh. »Damit wir das Odeon in den Bebauungsplan bekommen konnten.«
»Fünfundachtzig von hundertdreizehn«, sagte Milo. »Bleiben achtundzwanzig Fremde.«
»Aber es ist doch sicher so«, sagte Szabo, »dass jeder, der an Chopin interessiert ist, zu kultiviert wäre, um …«
»Lass sie ihren Job machen, Stef«, sagte Loh. Seine Hand ruhte auf der Schulter des älteren Mannes.
»Oh, ich weiß, dass du Recht hast. Ich versuche ja nur, die Welt zu einem etwas schöneren Ort zu machen, was verstehe ich schon von diesen Dingen?« Szabo lächelte wehmütig. »Tom liest Kriminalromane. Er schätzt diese Dinge.«
»Nur in Romanform«, erklärte Loh. »Das hier ist grauenhaft.«
Szabo schien das als Vorwurf zu verstehen. »Ja, ja, natürlich. Ich plappere vor mich hin, weiß nicht mehr, was ich sage. Tun Sie, was Sie tun müssen, Detective.« Er fasste sich an die Brust. »Ich muss mich hinsetzen.«
»Geh nach oben«, sagte Loh. »Ich bring dir einen kleinen Schnaps.« Er nahm Szabo beim Arm und führte den älteren Mann bis zum oberen Korridor; dann blieb er stehen, sah zu, wie Szabo sich den Rest des Wegs allein weiterschleppte, und kehrte zu uns zurück.
»Das ist ein schwerer Schock für ihn.«
»Wie lange haben Sie das Odeon schon?«, fragte Milo.
»Genauso lange wie das Haus«, antwortete Loh. »Drei Jahre. Aber die Fertigstellung des Projekts hat mehr als ein Jahrzehnt gedauert. Unmittelbar nachdem Stef und ich von New York hierher gezogen sind, haben wir damit begonnen. Davor waren wir zwei Jahre zusammen. Stef war im Strumpfwarengeschäft, und ich machte Stadtentwicklung, habe öffentliche und private Räume gestaltet. Wir haben uns bei einem Empfang für Zubin Mehta kennen gelernt. Stef war schon immer ein Fan klassischer Musik, und ich war dort, weil ich für einen der Freunde des Maestros gearbeitet hatte.« Dunkle mandelförmige Augen richteten sich auf Milo. »Glauben Sie, diese Sache bedeutet eine Gefahr für das Odeon?«
»Das kann ich nicht sagen, Sir.«
»Weil es für Stef lebenswichtig ist.« Loh zupfte an einem Ende seiner roten Fliege. »Ich glaube wirklich nicht, dass es irgendeine rechtliche Grundlage gibt, es zu schließen. Wir haben die Nachbarn auf unserer Seite. Stef kauft ihren Kindern Hunderte von Losen für die Schultombola, und wir beteiligen uns massiv an allen Projekten in der Nachbarschaft. Wir stehen auf gutem Fuß mit dem Planungsausschuss, und glauben Sie mir, das war nicht leicht.«
»Lose für die Planungsausschusstombola?«, sagte Milo.
Loh verdrehte die Augen und lächelte. »Fragen Sie mich nicht – das Problem ist, dass ich es ungern sähe, wie dem ein Riegel vorgeschoben wird. Es bedeutet eine Menge für Stef, und er bedeutet eine Menge für mich.«
»Wie oft schmeißen Sie ein Konzert?«
»Konzerte schmeißen«, sagte Loh, amüsiert von dem Bild. »Stef setzt vier pro Jahr an. Im letzten Jahr hatten wir zusätzlich eines zu Weihnachten, als
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