Blutnacht
passen. Ich werde mit Petra sprechen. Bis jetzt haben wir geglaubt, unsere Fälle hätten nichts miteinander zu tun.«
Er starrte mich an, schüttelte den Kopf. Sah sich Levitch noch mal an.
»Egal wie sich das entwickelt, ich muss nach dem Lehrbuch vorgehen, Alex. Was in diesem Fall Routinearbeit im großen Maßstab bedeutet: die Identität der Leute im Publikum feststellen, die Nachbarn befragen, ob irgendwelche verdächtigen Fremden gesichtet wurden, die Akten überprüfen, ob es in letzter Zeit Anrufe wegen irgendwelcher Herumtreiber gegeben hat. Zu viel für einen einsamen Kämpfer. Die Burschen, die den Fall anfangs erwischt haben, sind zwei Detectives I, grüne Jungs, keine Erfahrung mit Mordfällen, und sie behaupten, sie wären interessiert daran, sich die Füße nass zu machen. Sie scheinen tatsächlich dankbar für Onkel Milos Rat zu sein. Ich lade ihnen die Sklavenarbeit auf, hänge mich morgen ans Telefon, um Levitchs Agenten in New York anzurufen, und sehe zu, was ich über ihn in Erfahrung bringen kann.«
»Hey, Boss-Man«, sagte ich.
»Das bin ich«, erwiderte er. »Der Vorsitzende des Bluts. Genug gesehen?«
»Mehr als genug.«
Wir gingen zurück zum Haus, und ich dachte daran, dass Levitch seinen letzten Atemzug in der Gesellschaft von Mülleimern getan hatte. Baby Boy, liegen gelassen in einer Seitengasse neben einem Müllcontainer, Juliet Kippers Leben beendet auf einer Toilette.
»Es geht ihm darum, sie zu erniedrigen«, sagte ich. »Kunst auf Abfall zu reduzieren.«
17
Am nächsten Tag bat mich Milo zu einem Treffen. 17 Uhr im Hinterzimmer desselben indischen Restaurants.
»Ich werde kommen. Irgendetwas Neues?«
»Levitchs Agent und seine Mutter hatten nichts zu bieten. Sie hat die meiste Zeit geschluchzt, und der Agent konnte nur sagen, dass Vassily ein schöner Junge war, ein erstaunliches Talent. Ich will aus dem Grund, dass wir unsere Köpfe zusammenstecken, weil Petra gesagt hat, dass es sich so anhört, als sähe Levitchs Wunde genauso aus wie die von Baby Boy. Außerdem sagt mir der Gerichtsmediziner, dass der bei Levitch benutzte Draht in Durchmesser und Konsistenz der gleiche ist wie der, mit dem Julie erwürgt wurde. Und stell dir vor – deine Idee, Baby Boys Mörder wäre gestört worden, trifft vielleicht den Nagel auf den Kopf. Es hat sich rausgestellt, dass ein Zeuge in der Gasse war, irgendein Obdachloser. Ziemlich besoffen, und aus dem Grund und wegen der Dunkelheit gab seine Beschreibung nicht viel her. Aber vielleicht hat der Mörder seine Anwesenheit gespürt und ist abgehauen.«
»Wie lautet die Beschreibung?«
»Großer Mann in einem langen Mantel. Er ging auf Lee zu, plauderte mit ihm und schien ihn dann zu umarmen. Der Typ geht weg, und Lee fällt zu Boden. Der Mörder hat sich nicht an den Obdachlosen – Linus Brophy – rangemacht, aber man weiß ja nie.«
»Der Mörder würde nicht auf Brophy losgehen.«
»Warum nicht?«
»Der ist für ihn nicht interessant«, antwortete ich. »Wir reden über jemanden mit sehr spezifischen Zielen.«
Ich trug meine Notizen zusammen und fuhr zum Café Moghul. Dieselbe liebenswürdige Frau im Sari strahlte, während sie mich durch das Restaurant zu einer Tür ohne Aufschrift neben der Herrentoilette führte. »Er ist hier!«
Das fensterlose grüne Zimmer hatte wahrscheinlich mal als Lagerraum fungiert. Milo saß an einem Tisch, der für drei gedeckt war. Hinter ihm stand eine Schlafcouch, die man gegen die Wand geschoben hatte. Auf der Couch lagen ein zusammengerollter Schlafsack, ein Stapel indischer Zeitschriften und eine Schachtel Papiertücher. Currygerüche trieben durch ein Gitter in der Decke in den Raum.
Ich setzte mich, während er eine Art Waffel in eine Schüssel mit roter Sauce tunkte. Die Sauce färbte seine Lippen dunkelviolett.
»Unsere Wirtin scheint ziemlich beeindruckt von dir zu sein.«
»Ich gebe hohe Trinkgelder. Und sie glauben, meine Anwesenheit biete Schutz.«
»Haben sie Schwierigkeiten gehabt?«
»Nur das Übliche – Betrunkene, die hereinmarschiert kommen, unerwünschte Blumenverkäufer. Vor zwei Wochen war ich zufällig hier, als irgendein Idiot, der getrocknete Blumen für einen Nirwanakult verhökerte, aufmüpfig wurde. Ich habe mich als Diplomat betätigt.«
»Und jetzt haben die Vereinten Nationen deinen Lebenslauf angefordert.«
»Hey, diese Clowns könnten Hilfe gebrauchen – da kommt sie ja.«
Er stand auf und begrüßte Petra Connor.
Sie sah sich um und grinste. »Sie
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