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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Postfach-Lady, und um 12 Uhr 35 wusste sie, dass Gilwhite seine Haftstrafe im Staatsgefängnis in San Quentin angetreten hatte und innerhalb eines Jahres nach Chino verlegt worden war. Durch ein dreiminütiges Gespräch mit einem stellvertretenden Gefängnisdirektor erfuhr sie, warum.
    Sie dankte dem Mann, brühte sich einen Kaffee auf, aß einen Bagel, duschte, zog sich an und fuhr nach Hollywood.
    Sie fand einen Platz für ihren Wagen auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, der ihr einen unverstellten Blick auf die Postfachagentur bot. Ein paar schäbige Typen gingen hinein und wieder hinaus, dann passierte zehn Minuten lang nichts. Petra trat lächelnd ein und erntete einen wütenden Blick von Olive.
    .»Hallo, Mrs. Gilwhite. Haben Sie in letzter Zeit von Henry gehört?«
    Olive wurde knallrot, die Flecken in ihrem Gesicht wuchsen zu einer Maske zusammen. »Sie.«
    Nie hatte ein Pronomen feindseliger geklungen.
    »Haben Sie was gehört?«, fragte Petra.
    Olive murmelte etwas Anstößiges vor sich hin.
    Petra steckte die Hände in die Taschen und trat näher an den Schalter. Briefmarkenrollen lagen neben Olives mit Grübchen versehenem Ellbogen. Sie schnappte sie sich und drehte Petra den Rücken zu.
    »Schön für Sie, dass Henry verlegt wurde, Olive. Chino ist ein ganzes Stück näher als San Quentin, leichter zu besuchen. Und Sie besuchen ihn regelmäßig. Alle zwei Wochen, wie ein Uhrwerk. Wie geht es ihm also? Ist der Blutdruck unter Kontrolle?«
    Olive drehte sich halb um, offenbarte ein schwabbeliges Profil. Ihre Lippen bebten. »Was geht Sie das an?«
    »Chino ist auch viel sicherer«, sagte Petra. »Wo mit Armando Guzman doch ein Cousin von Henrys Opfer in Quentin sitzt und er zusätzlich noch eine große Nummer in der Vatos Locos Gang ist. Tja, und in Quentin gibt es eine große Gruppe von V.L.s, aber in Chino sind es nur wenige, so dass es leichter ist, jemanden wie Henry dort abzusondern. Man hat mir jedoch gesagt, dass Chino allmählich überfüllt ist. In einer solchen Situation kann man nie wissen, wann sich die Dinge ändern.«
    Olive fuhr herum. Blass. »Das können Sie nicht machen.« Die Feindseligkeit war aus ihrer Stimme verschwunden und von einem an den Nerven zerrenden Winseln ersetzt worden.
    Petra lächelte.
    Olive Gilwhites Wangen zuckten. Der wasserstoffblonde Schopf über ihrem Säufergesicht vibrierte. Mit dieser alten Hexe zu leben musste ein Vergnügen für Henry gewesen sein. Andererseits waren immer Transvestitenstricher für ein Stelldichein in einer Seitengasse verfügbar.
    Olive Gilwhite sagte: »Das können Sie nicht.«
    »Die Sache ist die«, erklärte Petra, »dass Henry als verurteilter Mörder, selbst in seinem Alter und selbst mit dem Bluthochdruck, nicht viel Mitleid von der Gefängnisverwaltung zu erwarten hat. Die Tatsache, dass er jede psychologische Beratung abgelehnt hat, wird ihm auch keine großen Pluspunkte einbringen. Ein störrischer Bursche, Ihr Henry.«
    Olive zupfte nervös an ihrem Haar herum. »Was wollen Sie?«
    »Postfach 248. Woran erinnern Sie sich?«
    »Ein Verlierer«, sagte Olive. »Okay? Wie sie alle. Mit was für einer Kundschaft hab ich Ihrer Ansicht nach hier zu tun? Mit Filmstars?«
    »Nennen Sie mir Details von dem Verlierer«, forderte Petra. »Wie sah er aus? Wie hat er für das Postfach bezahlt?«
    »Er sah aus wie … jung, dünn, groß. Große Brille.
    Schlechte Haut. Einer von diesen so genannten Freaks. Ein Homofreak.«
    »Er ist schwul?«, fragte Petra.
    »Das hab ich gesagt.«
    »Was lässt Sie das annehmen?«
    »Ich nehme das nicht an, ich weiß es. Er kriegt Homokram mit der Post«, erklärte Olive. Das höhnische Lächeln war zurückgekehrt.
    »Schwulenmagazine?«
    »Nein, eine Einladung vom Papst. Ja, Magazine. Was glauben Sie, wofür die sind?« Sie gestikulierte in Richtung der Postfächer. »So viele Bibeln kommen hier nicht rein.« Olive lachte, und selbst auf diese Distanz konnte Petra Wacholderbeeren in ihrem Atem riechen. Gin zur Mittagszeit.
    »Hat er Ihnen seinen Namen genannt?«
    »Er musste ein Formular ausfüllen.«
    »Wo ist es?«
    »Weg«, sagte Olive. »Sobald jemand anders das Postfach mietet, werfe ich die alten weg. Glauben Sie, ich hätte genug Platz, um sie alle aufzubewahren?«
    »Praktisch.«
    »Ich bin praktisch durch und durch. Sie können mir drohen, so viel Sie wollen, aber die Fakten werden Sie nicht ändern.« Olive schimpfte leise vor sich hin, und Petra konnte verdammtes Biest heraushören. »Sie

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