Blutnacht
wir den Jungen je verhaften, wird er von einem Spitzenmann verteidigt werden, da hat es keinen Sinn, voreilig zu handeln und beweistechnisch ein Chaos zu riskieren. Nur um sicherzugehen, hab ich ein Schwätzchen mit einer stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin gehalten, die zur Permissivität neigt, was die Grundlage für einen Durchsuchungsbefehl angeht. Sie hörte sich an, was ich zu bieten hatte, und fragte mich, ob ich mit meiner Nummer als Komiker auftreten möchte.«
»Wie sieht der Plan also aus?«
»Stahl bleibt auf seinem Beobachtungsposten, und Petra überprüft weiterhin Hollywood-Adressen, Clubs, alternative Buchläden, um festzustellen, ob irgendjemand Kevin kennt. Ich gehe die Akte zum Fall Julie Kipper durch, um zu sehen, ob mir irgendwas entgangen ist. Ich hab auch Fiorelle in Cambridge angerufen und vorgeschlagen, dass er die Gästebücher der Hotels nach Drummond durchforstet. Er hat gesagt, er würde es versuchen, aber es wäre ziemlich viel verlangt.«
»Noch etwas«, sagte ich. »Ich habe mit Christian Bangsley gesprochen, dem anderen noch lebenden Bandmitglied von China Maranga. Er sagt, China sei sicher gewesen, dass ihr jemand nachsteigt.« Ich schilderte ihm den Vorfall in der Nähe des Hollywoodschilds. »Es hat sie zornig gemacht, sie war nicht erschrocken. In der Nacht, als sie verschwunden ist, war sie wütend auf die Band. Nimm noch Drogen und ihre aggressive Persönlichkeit hinzu, und es könnte sich eine brisante Situation ergeben.«
»Mit einem Kerl wie Kevin?«
»Mit jedem Kerl, der ihr gegen den Strich ging. Dass China in der Nähe des Schilds gefunden wurde, passt dazu, dass jemand sie verfolgt hat. Sie hatte eine Schwäche für das Schild, ist regelmäßig dort hochgegangen. Irgendjemand hat sie beobachtet, hat sich ihr Verhaltensmuster eingeprägt. Vielleicht wurde sie nicht mitgenommen, während sie auf der Straße unterwegs war. Vielleicht wollte sie in dieser Nacht ein bisschen rumwandern, wurde verfolgt und überfallen. Oben in den Hügeln wären die Geräusche eines Kampfes gedämpft gewesen.«
»Warum hatte sie eine Schwäche für das Schild?«
»Ihr gefiel die Geschichte dieses Starlets, das sich in den Tod gestürzt hat.«
»Unerfüllte Träume«, sagte er. »Klingt so, als hätten sie und Drummond etwas gemeinsam gehabt.«
»Klar«, erwiderte ich. »Bis sie es nicht mehr hatten.«
25
Nach einer Doppelschicht, in der sie Hollywood vergeblich nach jemandem durchgekämmt hatte, der Kevin Drummond kannte, ging Petra um drei Uhr morgens ins Bett, war um neun Uhr wieder wach und erledigte Telefonarbeit von ihrer Wohnung aus, während sie mit hoch gestecktem Haar im Bett lag, immer noch in T-Shirt und Slip.
Milo hatte sie über Alex’ Besuch in Drummonds College in Kenntnis gesetzt. Über die Charakterisierung, die Drummonds Professor geliefert hatte und die das Profil untermauerte.
Der klassische Einzelgänger, klar.
Ein Supereinzelgänger – kein Clubbesitzer oder Rausschmeißer oder Dauergast oder Buchhandlungsangestellter erinnerte sich an sein Gesicht.
Die einzigen Leute, die überhaupt auf Drummonds Foto von der Zulassungsstelle ansprachen, waren der Besitzer eines Waschsalons in der Nähe von Drummonds Apartment und der Angestellte eines unweit gelegenen 7-Eleven, der glaubte, yeah, vielleicht ist der Kerl dann und wann hier reingekommen und hat Sachen gekauft.
»Was für Sachen?«
»Vielleicht Slim Jims?« Der Angestellte war ein Skinhead mit ungesundem Teint, der mit der nervösen Bereitwilligkeit eines Spielshow-Kandidaten reagierte.
»Vielleicht?«, fragte Petra.
»Vielleicht Schweineschwarte?«
Der Waschsalonbesitzer war ein Chinese, der kaum Englisch sprach und viel lächelte. Alles, was Petra aus ihm herausholte, war: »Yeah, villeich wasch.« Sie widerstand dem Impuls zu fragen, ob Drummond einen Haufen blutiger Klamotten durch die Maschine geschickt hatte, trottete zu ihrem Wagen zurück und fuhr ins Revier, wo sie beschloss, Drummonds Pseudonyme zu überprüfen.
Keine Chance, dass ein Faithful Scrivener sich etwas hatte zuschulden kommen lassen, aber sie fand viele verbrecherische E. Murphys. Es war zu spät, sich jetzt noch mit ihnen abzugeben, also verschob sie es auf morgen.
Und da lag sie nun, ganz gemütlich und bequem, und arbeitete mit dem Telefon.
Zwei Stunden später: Keiner der E. Murphys sah viel versprechend aus.
Sie überprüfte Henry Gilwhite, den Transsexuellen-mordenden Gatten der unausstehlichen Olive, der
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