Blutnacht
hinter das Lenkrad des Azure und raste davon.
Zwanzig Minuten später verließen die beiden Männer in den Anzügen das Gebäude zu Fuß, stiegen in einen in der Nähe geparkten Mercedes und fuhren davon.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit war Stahl im Innern des Hochhauses, hob den Saum seines eigenen Gewands und stieg achtundzwanzig Stockwerke zu der Wohnung des Prinzen hinauf.
Ein müder Wächter war auf der anderen Seite der Tür zum Treppenhaus platziert. Stahl ging zu ihm, murmelte ein paar auswendig gelernte arabische Sätze, drehte den Kerl herum, nahm ihn in den Würgegriff, zog ihn ins Treppenhaus und fesselte ihn an Armen und Beinen mit Plastikstreifen. Dann zog er seine Dietrichsammlung hervor und knackte das Schloss. Teure Wohnung, billiges Schloss. Talal hatte keinen Grund, um seine Sicherheit besorgt zu sein.
Das Mädchen fiel ihm sofort ins Auge; es rekelte sich nackt und stoned auf einem purpurfarbenen Brokatsofa und hatte die Augen starr auf einen Satellitenfernseher gerichtet, in dem MTV lief.
»Hallo, Cathy.«
Das Mädchen streichelte ihre Brüste und leckte sich die Lippen.
Die Filipina erschien. Stahl stäubte sie mit dem Zeug aus dem kleinen blauen Inhalator ein, den ihm der Militärarzt zugesteckt hatte, und sie verlor das Bewusstsein. Er setzte sie in einen Sessel, er schälte sich aus dem arabischen Gewand und machte in seinem schwarzen T-Shirt und der schwarzen Jeans weiter. Wickelte Cathy in dieselbe Decke, die die Männer des Prinzen benutzt hatten, warf sie sich über die Schulter und verließ eilig die Wohnung.
Er trug das Mädchen achtundzwanzig Stockwerke nach unten. Ein Wagen wartete hinter dem Hochhaus. Kein Bentley, nicht mal ein Mercedes, nur ein einfacher alter Ford. Wäre sie wach gewesen, hätte Cathy es als Abstieg angesehen. Talal vögelte sie gerne in dem Bentley, und sie hatte ihrer Schwester erzählt, dass sie es himmlisch fand.
Riad war ein einziger Betrug gewesen … bleib am Ball, lass dich nicht ablenken.
Das Schlossknacker-Werkzeug war eines der wenigen Dinge, das Stahl bei seiner Rückkehr ins Zivilleben mitgenommen hatte.
Soweit man davon reden konnte.
Er betrat das Erdgeschoss des Mietshauses. Drummonds Apartment lag im hinteren Bereich des ersten Stocks, aber eine Treppe führte von der Vorderseite aus nach oben. Er ging über einen mit dünnem Teppichboden ausgelegten Korridor.
Das Haus roch nach Insektenspray und scharfer Sauce. Unter dem Teppich befand sich ein alter Holzfußboden, der durchhing und knarrte; er trat vorsichtig auf. Zwei Lampen waren an der Decke angebracht, aber nur die vordere war in Betrieb. Die Treppenstufen bestanden aus Fliesen auf Zement und blieben still unter seinen Gummisohlen.
Innerhalb von Sekunden stand er unbemerkt vor Drummonds Apartment. Werkzeug raus, Taschenlampe aufs Schlüsselloch. Das gleiche Fabrikat wie an der Hintertür, mit demselben Hauptschlüssel ging das Schloss auf.
Er machte die Tür zu, verschloss sie, zog die Glock aus dem schwarzen Nylonholster an seiner Hüfte, blieb in der Dunkelheit stehen und wartete auf ein winziges Lebenszeichen – die Spur einer Anwesenheit das das Schweigen stören würde.
Nichts.
Er trat einen Schritt vor. Flüsterte: »Kevin?«
Schweigen.
Er musterte eilig den Raum. Ein Zimmer, nicht groß. Zwei kleine Fenster, beide mit Jalousien davor, blickten hinaus auf das benachbarte Gebäude. Wenn er das Licht im Zimmer einschaltete, würde es die Jalousien gelb färben, also beschränkte sich Stahl auf seine andere Taschenlampe, die schwarze Stablampe mit dem breiteren Strahl.
Er ließ ihn durch das Zimmer gleiten und vermied dabei sorgfältig die Fenster.
Kevin Drummonds Wohnraum enthielt ein ungemachtes Einzelbett, einen schäbig aussehenden Nachttisch und einen mitten vor einen niedrigen, breiten Schreibtisch gestellten Klappstuhl. Eine nähere Untersuchung ergab, dass es sich bei dem Schreibtisch um eine ungestrichene Tür auf zwei Sägeböcken handelte. Jede Menge Platz zum Arbeiten. Auf der rechten Seite, die ans Bett angrenzte, stand eine Kochplatte mit Vorräten. Drei Dosen Chili, eine Tüte Kartoffelchips, ein Glas milde Salsasauce, zwei Sechserpacks Pepsi. Eine Zahnbürste in einem Wasserglas.
Links standen drei Computer mit flachen Neunzehnzoll-Bildschirmen, zwei Farbdrucker, ein Scanner, eine Digitalkamera, ein Stapel Druckerpatronen, weißes Papier.
Hinter den Geräten führte eine Tür ins Badezimmer. Um dorthin zu gelangen, musste Stahl sich einen Weg um
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