Blutnächte - 2
schneller fließen ließ, füllte sich Isabellas Mund, und sie musste schlucken, um nicht daran zu ersticken. Nach dem ersten zaghaften Kosten drückten sich ihre Lippen wie von selbst an seine Haut. Fordernd saugte sie, bis das Leben in ihrem Körper erwachte, und ihre Hände nach dem Arm Pascals griffen.
Er unterbrach den Blutfluss und zwang sie zurück in die Kissen.
~~~
Isabella erwachte sehr früh am Morgen. Ihr Kopf fühlte sich schwer an. Hunger und Übelkeit kämpften in ihrem Magen um die Vorherrschaft. Außerdem musste sie dringend die Toilette aufsuchen. Wo sie sich befand, nahm sie zunächst gar nicht wahr. Auch nicht, dass Pascal neben ihr im Bett lag. Mühsam kämpfte sie sich hoch, warf die Bettdecke beiseite und stand auf. Ihre Knie fühlten sich weich an. Aber es würde schon gehen, entschied sie.
Es dauerte eine Weile, bis sie den richtigen Weg in das Badezimmer fand. Sie fragte sich, ob sie an diesem Ort schon einmal gewesen war. Das alles fühlte sich merkwürdig vertraut an.
Als sie wieder zum Bett zurück wollte, musste sie unvermittelt inne halten und sich in dem großzügigen Schlafgemach umsehen. Auf einer Seite des Raumes hing von der Decke bis zum Fußboden ein schwerer roter Samtvorhang hinunter. Dahinter musste sich ein Fenster befinden. Sie schritt darauf zu, fasste nach dem Stoff und verharrte. So blieb sie stehen und wusste selbst nicht, was sie da eigentlich tat. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie den Vorhang lieber nicht zur Seite ziehen sollte. Dort gab es nur das helle Sonnenlicht, und dieser Gedanke versetzte sie in einen merkwürdig panischen Zustand.
Isabella ließ die Hand sinken und sah sich abermals um. In dem Raum existierte keinerlei Lichtquelle. Nicht einmal eine Kerze war angezündet. Dennoch erkannte sie alles um sich herum, als wäre es in einen gedämpften Schein getaucht.
Nun endlich sah sie auch den Männerkörper auf dem Bett. Seine Haut war beinahe durchscheinend hell und ohne jeglichen Makel. Er lag auf dem Rücken, seine Hände auf dem Bauch. Die verrutschte Decke entblößte seinen gut gebauten Oberkörper. Das blonde Haar lag in einem seidig glänzenden Zopf über seiner linken Schulter. Hätte sie nicht um sein Wesen gewusst, hätte sie ihn vermutlich für einen schönen Toten gehalten. Seine Anmut – auch wenn er sich in keiner Weise regte – hatte etwas Unwirkliches an sich.
Isabella rang mit sich selbst. Sie konnte nicht länger stehen bleiben und ihn nur ansehen, denn sie wollte viel mehr als das. Die Tatsache, dass sie beide gerettet und alleine in diesem Raum waren, machte ihr das Herz leicht. In ihre Augen traten Tränen der Freude. Endlich konnte sie ihm ihre Gefühle gestehen – sie musste nur die Nacht abwarten.
„Sieh mich nur an“, sagte sie schniefend, während sie zu Pascal ins Bett kletterte. „Ich weine schon wieder wegen dir. Und ich werde noch den ganzen Tag weinen, weil ich die Nacht nicht erwarten kann. Weil ich nicht erwarten kann, dich wieder atmen zu sehen. – Ich hätte nie gedacht, dass es so sein würde. Aber jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, ohne dich zu sein.“
Sie sah zu dem geschlossenen Samtvorhang hinüber. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
„Ich hasse den Tag! Ich kann das Sonnenlicht nicht mehr ertragen. Ich möchte bei dir sein. Hier – in der Dunkelheit. Bitte … lass mich nicht am Tag zurück.“
Isabella zitterte so sehr, dass sie glaubte, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Die ganze Zeit über hatte sie ein Schluchzen unterdrückt. Aber nun konnte sie sich nicht länger zurückhalten.
Verdammt! Wäre er doch nur wach und könnte sie in die Arme schließen und trösten. Es verlangte sie so sehr nach seinen Berührungen.
~~~
Bei seinem Erwachen spürte Pascal die angenehme Last Isabellas auf sich ruhen. Sie hatte den Kopf auf seinen Brustkorb gelegt und hielt seinen Oberkörper mit den Armen umschlungen. Vorsichtig, ohne sie dabei zu wecken, löste er sich aus der Umklammerung. Er setzte sich auf, um sie zu betrachten.
Ihr Körper schmiegte sich weich in die Kissen. Ihre vollen Rundungen wirkten verführerisch. Ganz sanft hob und senkte sich ihre Brust durch ihr langsames und kaum wahrnehmbares Atmen. Doch so leise und zaghaft diese Bewegungen auch waren, sie verströmten sich in der Luft und legten sich auf Pascals Sinne. Er roch ihren süßen Duft, nahm ihn tief in sich auf. Sie erfüllte ihn auf ungeahnt vollkommene Weise. Wie konnte das nur möglich sein?
Eine
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