Blutnächte - 2
Blut hatte ihn in einen Rausch versetzt, dem er kaum noch entfliehen konnte. Beinahe hätte er das liebevolle Wispern Isabellas überhört. Nun kehrte sein Bewusstsein vollständig zurück. Mit der neuen Kraft in seinen Armen fing er die Geliebte auf. Er drehte sich herum und bettete ihren Kopf in seinem Schoß. Doch ihre Augen waren bereits glasig und konnten nichts mehr wahrnehmen. Ihre Lippen bewegten sich noch – sie wollte etwas sagen, brachte aber nichts mehr hervor. Ganz schwach konnte er ihren Herzschlag hören.
„Bella.“ Er strich ihr das wilde dunkle Haar aus dem Gesicht. „Wie konntest du nur so unvernünftig sein?“
Ihm blieb nicht viel Zeit. Wenn er jetzt nicht sofort handelte, würde sie ihm unter den Händen sterben. Für einen Blutaustausch war er allerdings noch immer viel zu schwach. Er musste hinauf in den Club und nach einem willigen Opfer suchen. Dabei konnte er nur hoffen, dass die Verhältnisse dort oben nicht ebenso ausgeufert waren, wie er es im Kerker erlebt hatte.
~~~
Pascal ärgerte sich über seine eigene Unfähigkeit. Er wollte schnell hinauf, Isabella in seine Gemächer bringen und frisches Blut für ihrer beider Überleben beschaffen. Entgegen seiner gewohnten Schnelligkeit kam er nun allerdings sehr langsam die Treppe hinauf. Mit jedem Schritt schleppte er sich regelrecht von einer Stufe zur nächsten. Er spürte das Gewicht seiner Geliebten auf sich lasten. Eine Tatsache, die er normalerweise ganz sicher nicht wahrnehmen würde. Jahrhundertealte Kräfte steckten in seinen Gliedern. Kräfte, die ihm alles ermöglichten. Doch in diesen kostbaren Minuten versagten sie ihm vollständig den Dienst.
Ächzend erreichte er das obere Ende der Treppe. Der geheime Durchgang stand weit geöffnet. Im Flur dahinter breitete sich angenehmer Kerzenschein aus. Pascal blieb einen Moment stehen, um der Atmung Isabellas zu lauschen.
Sie war so schwach!
Er küsste ihre Stirn, bevor er seinen Weg fortsetzte. Lediglich ein kurzes Stück musste er dem Flur folgen. Die Tür zu seinen Gemächern tauchte so schnell vor ihm auf, als wäre er entgegen seiner Kräfte durch Raum und Zeit geschritten. Er musste sich nicht einmal mehr bemühen, die Tür aufzustoßen. Von ganz allein schwang sie auf. Pascal trat verwundert ein. Dann erkannte er jedoch Andrew, Jesse und einen düsteren Vampir, von dem er in der Vergangenheit mehr gehört als gesehen hatte. Ihm dämmerte, was um ihn herum geschah. Diese Vampire hatten seine Kräfte gestützt. Dem nicht genug, wurde er sich nun auch der Anwesenheit von zwei weiteren Personen bewusst. Junge Frauen, die Pascal scheu zulächelten. Sie waren gekommen, um ihm Blut zu spenden.
Es gab keine Worte des Dankes, die Pascal hätte aussprechen können. Cedric vermittelte ihm mit einem einfachen Nicken die Selbstverständlichkeit seines Handelns.
„Gib auf sie acht“, sagte er beim Verlassen des Zimmers. „Sonst wirst du mit deinem Blut für meines bezahlen.“
Pascal war wie erstarrt. Er wollte die Bedeutung der Worte nicht verstehen. Nicht in diesem Moment.
Er trug Isabella in sein Schlafgemach. Behutsam legte er sie auf dem Bett ab. Sie reckte ihm das Gesicht entgegen, als vermisse sie seine Nähe schon jetzt. Sie stöhnte gequält. Doch Pascal musste sich von ihr trennen, wenn auch nur kurz, um die Nahrung durch die beiden jungen Frauen anzunehmen. Erst dann konnte er gestärkt zu ihr zurückkehren. Tatsächlich spürte er, wie seine alten Kräfte seinen Körper allmählich wieder zu durchströmen begannen. Sein Brustkorb schien sich auszubreiten. Pascal atmete tief durch.
Er setzte sich auf die Bettkante. Nun waren sie allein.
Isabella war ihm hilflos ausgeliefert, wie schon einmal nach ihrer ersten Begegnung. Erneut spürte er die Leidenschaft in sich. Diese Frau stellte etwas mit ihm an, für das er keinerlei Erklärung hatte. Niemals würde er sie wieder gehen lassen!
Mit einem Biss öffnete er eine Stelle an seinem Handgelenk, die er Isabella sogleich gegen den leicht geöffneten Mund presste. Bei Bewusstsein würde ihr dies ganz sicher nicht gefallen. Pascal wusste, dass sie lieber ihre eigenen Entscheidungen traf. Aber er konnte sie nicht fragen. Und er konnte nicht länger warten und dadurch riskieren, sie zu verlieren. Er gab ihr von seinem Blut. Die ersten Tropfen liefen an ihren Mundwinkeln über ihr Kinn hinab. Ihr Unterbewusstsein nahm den fremden Geschmack offensichtlich wahr und weigerte sich zu trinken. Als Pascal sein Blut allerdings
Weitere Kostenlose Bücher