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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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andere nicht. Und für manche haben Sie einfach nicht genug Daten, um sicherzugehen, ob Sie recht haben oder nicht.«
    »Das wollen Sie hören?«
    »Das will ich hören.« Die Kamera klickte, als sie noch eine Aufnahme machte.
    »Weil Sie Meinungen mögen, die nicht durch Fakten abgesichert sind.«
    Sie ließ die Kamera sinken und sah ihn an. »Ich glaube immer noch, dass die Chicago Cubs die World Series gewinnen können.«
    Seine hochgezogenen Brauen zeigten, dass ihre Worte gewirkt hatten. »Das ist nicht nur unfundiert, das ist völlig aus der Luft gegriffen.« Doch sie hatte ihn überzeugt, und nun trat er bereitwillig näher, wobei ihn der Geruch offenbar nicht störte. Ramsey hatte schon seit Langem den Verdacht, dass Rechtsmediziner gleich zu Beginn ihrer Laufbahn ihren Geruchssinn komplett kappten.
    »Okay, es gab ein paar Sachen. Schauen Sie sich zum Beispiel mal ihre Hände an.« Er zog das Laken bis zur Taille der Toten zurück. »Sehen Sie, wie lang ihre Fingernägel sind?«
    Sie blinzelte erstaunt. Meistens schnitt der Rechtsmediziner oder der ermittelnde Beamte die Nägel eines Mordopfers ab und verpackte sie als Beweismittel in ein Tütchen. Bei dieser Unbekannten hatte sich allerdings niemand diese Mühe gemacht. Doch darauf wollte Wilson gar nicht hinaus. »Sie haben nichts unter ihnen gefunden.« Daran erinnerte sie sich aus dem Bericht. »Kein Fitzelchen. Bei einer brutalen Attacke wie dieser soll sie sich kein bisschen gewehrt haben?«
    Ramsey musterte die Hände, die er nun in die Höhe hob. Die Nägel waren mittellang und an manchen Stellen scharfkantig abgebrochen. »Allerdings hat es den Anschein, als hätte sie sich die Nägel abgebrochen, als sie sich gewehrt hat.« Oder vielleicht war sie irgendwo gefangen gehalten worden und hatte versucht, sich mit bloßen Händen einen Weg ins Freie zu graben. So oder so, es hätten sich Spuren unter den Nägeln finden müssen.
    Er nickte. »Genau. Man muss sich also fragen, ob ihre Nägel sauber geschrubbt worden sind, ehe die Leiche abgelegt wurde. Da wir das nicht wissen können, habe ich es nicht in den Bericht aufgenommen, sondern nur geschrieben, dass nichts gefunden wurde.«
    Doch Ramsey störte noch etwas anderes an den Nägeln. »Sie hat farblosen Lack auf den Nägeln.« Es war ihr ein bisschen peinlich, zugeben zu müssen, dass sie keine Ahnung von Maniküre hatte. »Wie nennt man es noch gleich, wenn man an den Spitzen dieses weiße Zeug aufträgt?«
    Wilson sah sie an, als wäre sie nicht ganz dicht. »Ist nicht mein Gebiet.« Doch er hielt die Hände weiterhin hoch, sodass sie mehrere Bilder davon machen konnte.
    Als sie fertig war, rieb sie über die Abschürfungen an den Handgelenken der Toten. »Wenn sie mit einem Seil oder mit Handschellen gefesselt war, müssten eigentlich ums ganze Handgelenk herum Schürfwunden zu sehen sein, nicht nur an dieser einen Stelle.« Die Wunden warfen die Frage auf, ob der Täter die Unbekannte an den Handgelenken festgehalten hatte, als er sie vergewaltigte, sodass die Schürfwunden entstanden waren, weil ihre Arme gegen etwas Hartes und Raues gepresst wurden.
    Der Rechtsmediziner zuckte die Achseln. »Nachdem ich hinten an dem einen Fuß Bleichlauge gefunden habe und unter ihren Nägeln rein gar nichts zu entdecken war, darf man wohl annehmen, dass ihr Körper von oben bis unten abgeschrubbt wurde. Aber natürlich«, beeilte er sich zu versichern, »kann ich nicht beweisen …«
    »Ich weiß, das ist mir klar.« Sie empfand tiefe Genugtuung, da ihr der gleiche Gedanke auch schon gekommen war. Einen Moment lang überlegte sie. »Aber an den Bruchstellen an ihren Nägeln würde ich doch irgendwelche Spuren erwarten. Ist tatsächlich denkbar, dass die Zeit im Wasser diese Spuren restlos zerstört hat?«
    »Durchaus möglich. Die einzige materielle Spur, die ich gefunden habe, war die Bleichlauge an der einen Ferse.«
    »Sie lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser«, sagte Ramsey langsam. »Die Jugendlichen haben als Erstes ihren Fuß gesehen.«
    »Natürlich hätte sie auch in etwas getreten sein können. Vielleicht hat sie etwas gestreift, und der Rückstand auf ihrer Haut stammt daher. Deshalb habe ich die Substanz im Bericht auch lediglich erwähnt und geschrieben, wo ich sie gefunden habe.« Als würden ihm seine eigenen Schlussfolgerungen langsam unheimlich, zog er das Laken wieder ganz über die Tote. »Wie gesagt, sämtliche Fakten stehen im Bericht. Der Rest … der Rest hat nichts zu

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