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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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übernehmen. Ist doch das Mindeste, was ich für eine lokale Berühmtheit tun kann.«
    »Danke, Mr Stryker«, sagte der Junge mit wesentlich froherer Miene.
    Dev ging neben dem Jungen her, und die beiden verließen Easley’s Supermarkt durch die automatische Doppeltür. »Bist du fertig für heute?«
    »Nein.« Robbie Joe kramte bereits in der Plastiktüte mit seinen Einkäufen herum. »Ich hab nur Mittagspause.«
    Beim Gedanken an das Zeug, das er gekauft hatte, zuckte Dev innerlich zusammen. Hoffentlich war der Magen des Jungen für die Bestrafung gewappnet, die ihm gleich blühte. »Was dagegen, wenn ich dir beim Essen Gesellschaft leiste?«
    Robbie schüttelte den Kopf, zog eine Packung Nutter Butters heraus und öffnete sie. »Dann kennen Sie mich wohl aus dem Fernsehen, was? Ich war in letzter Zeit in vielen Sendungen. Einmal sogar in den überregionalen Nachrichten.«
    »Offen gestanden hab ich dich erkannt, weil du ganz genauso aussiehst wie deine Mutter als Schülerin«, sagte Dev. Sie setzten sich auf eine Bank in der Nähe des Ladens. Die Mutter des Jungen hatte er immer gern gemocht, aber sein Vater war ein ziemlicher Blödmann. Nachdem er seine Freundin geschwängert und die Highschool ohne Abschluss verlassen hatte, war keiner von beiden Dev jemals wieder über den Weg gelaufen. Als ihm einfiel, dass Robbie Joe das Produkt dieser Verbindung sein musste, ging ihm schlagartig auf, wie alt er selbst mittlerweile geworden war.
    »Ich interessiere mich für das, was du in jener Nacht gesehen hast, Robbie.« Dev beobachtete mit fasziniertem Abscheu, wie der Junge eine halbe Packung Kekse mit einem großen Schluck Limonade hinunterspülte. »Bevor ihr die Leiche gefunden habt.«
    »Sie meinen den roten Nebel und so?« Der Junge wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Offen gestanden, Mr Stryker … kommt mir das alles wie ein Traum vor.«
    »Das glaube ich.« Dev zog eine seiner Visitenkarten heraus und reichte sie ihm. »Ich lebe davon, solchen Dingen nachzugehen, und schreibe Bücher über die Erfahrungen, die andere Leute mit paranormalen Ereignissen und Phänomenen gemacht haben. Ich würde gern deine Sicht der Dinge hören.«
    Der Junge nahm die Karte entgegen, ohne sie anzusehen. »Jetzt erinnere ich mich auch wieder an Ihren Namen. Mein Daddy hat ein- oder zweimal von Ihnen gesprochen.«
    Da Devs Meinung von Robbie Joes Vater aufs Herzlichste erwidert wurde, ersparte er sich die Frage nach weiteren Einzelheiten. Stattdessen zog er einen schmalen Mini-Recorder aus der Hosentasche und hielt ihn in die Höhe, damit der Junge ihn sehen konnte. »Darf ich dir also ein paar Fragen stellen? Bei eingeschaltetem Recorder?«
    Zum ersten Mal zeichnete sich auf Robbies Miene leichte Begeisterung ab. »Komme ich dann in Ihr Buch?«
    »Kommt darauf an, ob ich während meines Aufenthalts in Buffalo Springs genug Material finde, um meinen Verleger für das Projekt zu begeistern«, wich Dev aus. Alles in ihm schreckte davor zurück, die Ereignisse in Buffalo Springs für ein neues Buch zu verwenden. Es war viel zu persönlich. Und viel zu schmerzhaft.
    Doch selbst diese Nichtantwort genügte, um die Lippen des Teenagers zu lösen. Er beeilte sich, die wichtigsten Ereignisse der besagten Nacht zu schildern, während Dev lauschte, bis der Junge geendet hatte. »Kommen wir noch einmal auf diese Lichter zu sprechen, die du gesehen hast. Die, die du für die Taschenlampen der anderen gehalten hast.«
    Robbie hatte sich inzwischen durch das Paket Kekse gearbeitet und futterte nun mit unvermindertem Appetit sein zweites Twinkie. Dev wusste nicht, ob er ihm zu seinem starken Magen gratulieren oder ihm eine Tablette gegen Sodbrennen reichen sollte.
    »Ja, ich dachte, die anderen wären hinter mir und würden halt ihre Späße treiben, verstehen Sie? Aber dann dachte ich, Mann, das könnten auch Leuchtkäfer sein. Waren es ja wahrscheinlich auch, genau wie ich Becky gesagt habe.«
    »Die Lichter waren also etwa so groß wie Insekten?«
    Robbie kratzte sich mit der Kante von Devs Karte am Kopf. »Tja … nein, sie waren größer. Wie gesagt, sie sahen aus, als könnten sie von Taschenlampen stammen, aber schwächer, wissen Sie? Ungefähr so, wie wenn die Batterie am Schlappmachen ist. Aber in manchen Gegenden der Smoky Mountains gibt es ganz besondere Leuchtkäfer, die alle gleichzeitig leuchten, oder?«
    »Synchrone Leuchtkäfer«, sagte Dev geistesabwesend, während er über das nachsann, was der Junge erzählt hatte.

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