Blutnebel
Fehlfunktionen der Kamera zuschreiben.
Doch er war kein ganz Ungläubiger – im Gegenteil. Während seiner Beschäftigung mit solchen paranormalen Phänomenen hatte er Dinge gesehen und gehört, die sich nicht durch Fakten oder die physikalische Welt wegerklären ließen. Er gab sogar unumwunden zu, dass er sich ein- oder zweimal fast vor Angst in die Hose gemacht hätte. Und er hatte im Lauf der Zeit gelernt, dass man die meisten sogenannten paranormalen Erscheinungen wissenschaftlich aufschlüsseln konnte.
Andere dagegen mussten als das, was sie waren, hingenommen werden.
Das Hämmern an der Haustür unterbrach ihn in seinen Gedanken. Dev ließ die Füße unsanft zu Boden fallen und erhob sich, als von draußen Gebrüll ertönte.
»Stryker! Komm raus, damit ich mit dir reden kann!«
Die Stimme kam ihm vage bekannt vor, doch er konnte ihr kein Gesicht zuordnen, ehe er aufmachte.
Den Mann auf der Veranda erkannte er allerdings ohne große Mühe. Banty Whipple, der seinen Spitznamen seiner Ähnlichkeit mit Bantam-Hähnen verdankte, hatte ein rotes Gesicht und sah aus, als wollte er jemanden zu Kleinholz machen.
Dev stützte sich mit einer Hand auf den Türrahmen und ließ die andere auf dem Türknauf liegen. »Schönen Nachmittag, Banty.«
Der andere Mann verzog die Miene, als hätte er einen Sack Zitronen ausgesaugt. »Ich heiße Robert.«
»Natürlich«, stimmte Dev friedfertig zu, obwohl er den richtigen Namen des Mannes längst vergessen hatte, falls er ihn überhaupt je gekannt hatte.
»Ich hab gehört, du hast drüben bei Easley’s Supermarkt mit meinem Sohn geredet. Clem vom Gas ’n’ Go gegenüber hat euch gesehen. Hat gemeint, es sah aus, als hättet ihr zwei richtig ausgiebig miteinander geplaudert.«
»Haben wir auch«, bestätigte Dev leicht verwirrt. »Netter Junge. Kommt nach seiner Mama.« Was ein großes Glück war, wie auch immer man es betrachtete.
»Halt dich von ihm fern, hörst du?« Banty donnerte zur Bekräftigung mit der offenen Hand gegen die Fliegentür. »Wir mussten dem Sheriff und diesen Staatspolizisten erst erlauben, dass sie mit ihm reden dürfen. Ich hab sogar was unterschreiben müssen, ehe die Medienleute in seine Nähe durften. Also was glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du ihn dir einfach schnappst, wie es dir gerade passt, und ihm lauter Blödsinn ins Hirn bläst?«
»Tja, offen gestanden ist es so, Ba… Robert«, fiel ihm gerade noch ein. »Ich bin weder die Polizei noch die Presse. Also brauche ich überhaupt keine Erlaubnis von dir, um ein paar Minuten mit deinem Sohn zu plaudern.«
»Da täuschst du dich aber gewaltig!« Banty vollführte mit der Faust die zweite Attacke gegen die Fliegentür. »Mein Junge wird keiner von diesen Spinnern aus deinen Büchern, die verrücktes Zeug über Geister und Zombies und weiß der Henker was von sich geben.«
Dev wollte gerade darauf hinweisen, dass er noch nie etwas über Zombies geschrieben hatte – obwohl er es täte, wenn sich ein interessanter Fall auftat –, doch die nächsten Worte des anderen ließen ihm die Worte im Mund verdorren.
»Ich will überhaupt nicht, dass er mit dir redet, egal um was es geht.« Banty spuckte angewidert seinen Kautabak auf die Veranda. »Mann, hier in der Gegend weiß doch jeder, woher du kommst und was dein Vater für einer war. Vielleicht können manche Leute so was vergessen, aber bei mir läuft das anders.«
Dev schlug mit der Handfläche gegen die Fliegentür und stieß sie so abrupt auf, dass Banty ein paar Schritte zurückweichen musste, um nicht davon getroffen zu werden. »Möchtest du das vielleicht näher erläutern?«, fragte er mit tödlich kontrolliertem Tonfall.
Der kleinere Mann reckte trotzig das Kinn. »Dein Daddy ist ein Killer. Das kannst du nicht leugnen, selbst wenn du willst. Jetzt haben wir wieder einen Mord hier, und wer kreuzt auf? In Buffalo Springs bringt es manchen Leuten einfach Unglück, deine Familie in der Nähe zu haben. Und ich bin nicht der Einzige, der so denkt.«
»Denken ist nicht deine Stärke, Banty.« Dev trat einen weiteren Schritt auf den anderen zu und spürte, wie sich seine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballten. »Ist es noch nie gewesen. Aber nun hast du ja gesagt, was du sagen wolltest. Und jetzt gehst du besser, bevor ich dir in den Hintern trete.« Obwohl er den Wagen auf sein Haus zufahren sah, ließ er den Mann vor sich nicht aus den Augen.
»Verdammt.« Banty spuckte erneut aus und reckte die Schultern. »Du
Weitere Kostenlose Bücher