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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Spätnachmittag. Schätzungsweise blieb ihr nur noch Zeit für zwei, drei Ortschaften, ehe alles zumachte, es sei denn, sie fand ein Nagelstudio mit Abendöffnungszeiten.
    Die Stadt Kordoba hatte mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit vielen anderen Orten, die sie an diesem Tag besucht hatte, und verfügte der Landkarte zufolge sogar über etwas mehr Einwohner als Buffalo Springs. Auf dem Ausdruck aus dem Branchenbuch standen vier Nagelstudios, doch die Besitzerin des ersten teilte Ramsey mit, dass eines davon nicht mehr existierte, während ein weiteres von seiner Betreiberin in deren Privathaus verlegt worden war.
    Angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit hielt sie sich nicht länger dort auf, sondern ließ Zeichnung und Visitenkarte bei der Frau liegen, um sich schnurstracks zum zweiten Nagelstudio in der Stadt aufzumachen. Dieses lag mitten an der Main Street und hatte eine bonbonrosa-weiß gestreifte Markise und drinnen so viel rosafarbenes Dekor, dass es Ramsey ein bisschen schwindlig wurde.
    Doch die Besitzerin, eine Rothaarige namens Tammy Wallace, erinnerte Ramsey mit ihrem Stilgefühl an Leanne. Sie kam aus dem Hinterzimmer geeilt, nachdem eine ihrer Angestellten ihr Bescheid gesagt hatte, wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und sah Ramsey entgegenkommend, aber leicht verständnislos an.
    Ramsey zeigte ihr ihren Ausweis. »Ich arbeite als Beraterin fürs TBI, und wir suchen nach Informationen über die Frau auf diesem Bild.« Sie reichte ihr eine Kopie der Zeichnung und sah, wie die Inhaberin des Studios den Blick darauf senkte und sofort kaum merklich die Augen aufriss.
    Der Instinkt trieb sie an. »Kennen Sie diese Frau?«
    Wesentlich reservierter sah Tammy zu Ramsey auf. »Was haben Sie gesagt, warum Sie nach ihr suchen?«
    Adrenalin schoss in ihre Nervenenden. »Es ist sehr wichtig, dass Sie mir alles sagen, was Sie über die Frau wissen, Ma’am. Sie erkennen sie, nicht wahr? Ist sie schon mal hier gewesen?«
    »Kommen Sie mal mit«, sagte sie mit leisem Seufzen. Ramsey folgte ihr ins Hinterzimmer, das sich als kleines Büro entpuppte. Tammy streckte die Hand aus und schloss die Tür. »Gott segne sie, aber die Mädchen da draußen haben die flinksten Zungen diesseits des Mississippi. Die Frau auf dem Bild? Die heißt Cassie Frost. Ich habe ihr seit Weihnachten etwa einmal im Monat die Nägel gemacht.« Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »French Manicure, farbloser Nagellack. Sie will immer das Gleiche. Aber sie ist richtig nett. Ich hab das Gefühl, sie hatte in letzter Zeit ziemlich viel Pech, aber nicht, dass sie mir je was vorgejammert hätte. Einfach richtig nett.« Sie zuckte hilflos die Achseln. »Weiter weiß ich nichts. Bitte sagen Sie, dass ich sie jetzt nicht in arge Schwierigkeiten gebracht habe.«
    Ramsey war geübt darin, solchen Fragen auszuweichen. »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?« Sie ertappte sich dabei, dass sie den Atem anhielt, bis die Antwort kam.
    »Keine Ahnung. Da muss ich im Terminkalender nachsehen. Irgendwann in den letzten zwei Wochen, nehme ich an.«
    »Wissen Sie vielleicht zufällig, wo sie wohnt? Wo sie arbeitet?« Ramsey zückte ihr Notizbuch. Sie würde sich den Terminkalender ansehen und alles überprüfen, was diese Frau ihr über die Tote auf der Zeichnung anvertraute.
    Doch ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass ihre Unbekannte tatsächlich Cassie Frost hieß.
    »Ja, sie hat hier gearbeitet.« Der Besitzer des Thirsty Moose trug eine schmutzige weiße Schürze und wischte planlos den Tresen. »Aber jetzt nich’ mehr, und wenn Sie sie mal sehen, können Sie ihr das auch von mir ausrichten. Sie ist seit über einer Woche nich’ mehr zur Arbeit gekommen. Erst hab ich gedacht, sie is’ aus der Stadt verschwunden, aber egal, sie braucht auch nich’ mehr kommen und ihren letzten Scheck verlangen. Sie hat mich eiskalt ohne Tresenkraft hocken lassen, und jetzt behalt ich ihren Lohn zum Ausgleich für den Ärger, den ich wegen ihr hatte. Das ist nämlich mein gutes Recht.«
    Er hatte eine eigenwillige Vorstellung von Recht, doch Ramsey interessierte sich mehr für die Einzelheiten, die er ihr über Cassie Frost sagen konnte. »Wie lange hat sie bei Ihnen gearbeitet?«
    Der Mann hob eine seiner massigen Schultern. »Den Job hab ich ihr, glaub ich, kurz vor Weihnachten gegeben. Mein anderer Barkeeper hat mich auf einmal im Stich gelassen, und ich hab dringend jemanden gebraucht, genau wie jetzt, wo sie fort ist. Sie hat gesagt, sie

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