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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Rolands Tür zu klopfen und ihn zu fragen, was er, verdammt nochmal vorhatte.
    Ich fand sie und bezahlte. Sie gab mir eine Quittung, nach der ich sowieso gefragt hätte, und sie sagte dann: »Ich denke, Sie wissen, daß, wenn sie nicht auftaucht, ich ihre Wohnung ausräumen muß und sie an jemand anderen vermiete.« Sie trug einen pinkfarbenen Polyesteroverall und ihre Haare waren orange und oben dünn, so daß man die Kopfhaut sehen konnte. Sie sprach in Richtung ihres Schreibtisches, in dem sie das Geld verstaute, und als ich nicht antwortete, sah sie auf.
    Ich schloß meine Tasche und sagte: »Nein, das wußte ich nicht.« Ich lachte und sagte: »Aber ich werde auf jeden Fall den Paragraphen raussuchen.« Damit ging ich zur Tür hinaus.
    Ich bin bestimmt zweimal an der Stelle vorbeigefahren wo ich den Bronco vermutete, alles aufgrund dieser komplizierten Wohnanlage, und weil ich nicht glauben konnte, daß er schon weg war. Nicht so schnell. Aber er war weg.
    Ich fuhr in eine Parklücke, stieg aus und suchte Nr. 210. Als ich sie fand, schlug mein Herz so laut, daß ich es in meinen Ohren hören konnte. Ich holte Luft und klopfte. Wartete. Ich sah eine von Büschen fast verdeckte Klingel und klingelte.
    Keine Antwort. Ich ging um das Haus herum und schaute durch ein Fenster. Ein roter Pullover lag über einer Couch nahe dem Fenster. Auf dem Boden neben dem Wäschekorb lag ein Haufen Wäsche, und gegenüber der Couch lehnte ein Gitarrenkasten an einer melonenfarbenen Zweiercouch. Die Möbel waren aus geweißtem Pinienholz, und die Farben waren modern und zart — keine Wohnung, die ein Junge vom Land oder ein Tiefseetaucher mieten würde. Mir kamen Zweifel. Hatte ich wirklich die richtige Nummer? Ich war verwirrt und fühlte mich wie ein Spion. Ich ging zurück, aber schaute noch einmal hin und konnte die Ecke eines Eßzimmertisches sehen. Darauf standen zwei Weinflaschen und ein paar Bierdosen. Wenn ich doch nur einen Taucheranzug sähe, einen Helm mit Riemen. Vielleicht eine Waffe, eine Pistole und daneben Munition. Irgend etwas Konkretes, dachte ich und ging enttäuscht, schlecht gelaunt und angeekelt weg.
     

Die ganze Woche fragte ich mich, wo Patricia war und wie die Sache mit Dugdale passieren konnte. Am Samstag arbeitete ich, und am Sonntag machte ich meine Hausarbeit: Lebensmitteleinkäufe, Wäsche waschen, tanken. Als ich von meiner letzten Besorgung zurückkam, meinen Schlüssel noch in der Tür hatte und diese noch einen Spalt offen war, dachte ich, ein mir bekanntes Geräusch zu hören und sah herunter. Von dem Gang im zweiten Stock, der zu meiner Wohnung führte, konnte ich herunterschauen und sah Patricias Peugeot, der über den runden, rotgeklinkerten Hof fuhr und einen Besucherparkplatz suchte. In der Mitte steht ein Steinbrunnen mit kleinen gelben und blauen Blumen darum, und die Sonne warf einen Regenbogen auf den Wasserfall.
    Beide vorderen Wagentüren öffneten sich. Patricia und Roland Dugdale stiegen aus. Er trug ein limonenfarbenes Hemd, eine offene braune Lederjacke, sandfarbene Shorts und Strandschuhe. Dann öffnete sich die hintere Tür und der Kopf einer Frau erschien, mit glänzendem, dunklem, kinnlangem Haar. Patricia sagte etwas zu der Frau und dann gingen alle drei auf die Treppe zu, die unter dem Balkon war, auf dem ich mich befand. Patricia sah auf, erblickte mich und rief: »Huhu, Smokey! Wir wollen nur eben hallo sagen.«
    Ich starrte nur und ließ sie hochkommen, zog die Tür zu und ging zur Treppe — Roland Dugdale würde meine Wohnung nicht betreten.
    Die Sonne beschien die Steinoberfläche der Treppe und ließ Patricias Haar aufleuchten, als sie hochkam.
    Roland sah einmal hoch und seine grünen Augen bohrten sich in meine. Zwischen Patricia und Roland ging die andere Frau, die ungefähr meine Größe hatte, aber zierlicher und blaß war. Als sie in die Sonne blinzelte, sah ich, daß sie jung war, sehr jung, jünger als Patricia und ich.
    »Smokey... was ist los?« fragte Patricia und kam auf mich zu. »Hör zu, das hättest du nicht machen müssen. Du brauchtest das nicht zu tun. Ganz herzlichen Dank, aber du hättest wirklich nicht meine Miete zahlen müssen.« Sie lachte ihr nervöses Lachen, wobei man nur eins der Grübchen sehen konnte. »Ich habe Geld mitgebracht, um es dir zurückzuzahlen. Sie fing an, in ihrer schwarzen gemusterten Handtasche zu kramen, die über ihrer Schulter hing. »Hier, das ist meine Freundin«, sagte sie, zog einen Packen Geld aus ihrer Tasche

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