Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
Vom Netzwerk:
»Erzähl mir nichts von Vietnam, Roland, und paß einfach nur ein bißchen auf, okay? Mit meiner Freundin hier.«
    Patricia sagte zu mir: »Hör auf-« und ich deutete einen Gruß an und sagte, »Wir sprechen uns später.«
    Roland sagte: »Wir sehen uns, Sonnenscheinchen.«
    Es vergingen ein paar Tage, ohne daß ich Nachricht von Patricia erhielt. Beim Fall Dwyer ergab sich nichts Neues und Weihnachten stand vor der Tür, und ich hatte noch kein einziges Geschenk. Ich fuhr einmal bei Patricias Wohnung vorbei, um zu sehen, ob sie einkaufen gehen wollte, aber sie war nicht zu Hause. Ich rief sie auch einmal an, legte aber auf, bevor der Anrufbeantworter sich einschalten konnte. Die Vorstellung, daß Patricia mit Roland zusammen war, machte mich sehr traurig, aber eins weiß ich: Man kann niemand dazu zwingen, die Wahrheit zu sehen, bis er dazu bereit ist. Ein Mensch, der gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird, hat seine Meinung noch lange nicht geändert. Diesen Spruch kannte ich schon seit meiner Kindheit.
    Und dann bekam ich einen Anruf von der Hausverwalterin. Patricias Miete war zehn Tage überfällig und sie hatte mich als Referenz angegeben.
     

Hawaii muß in Patricias Ohren verlockend geklungen haben. Ich rief die Fairdale Apartments an und fragte, ob Patricia nicht irgendwelche Verwandten als Referenz angegeben hatte. Die Hausverwalterin sagte, daß sie dort seit drei Tagen anrufe, jedoch ohne Erfolg. Sie hatte auch eine Tante in Moline, Illinois, angegeben, die seit über einem Jahr nicht mehr unter dieser Nummer zu erreichen war.
    »Was ist mit ihrem Arbeitgeber?«
    »Den habe ich als erstes angerufen«, sagte sie. »Sie ist im Urlaub. Ich fragte: >Wann kommt sie zurück?< Er sagte: >Dienstag in einer Woche<, aber die Miete muß vorher bezahlt sein.«
    Fünf Nadelstiche spürte ich in der unteren rechten Seite meines Kopfes. Ich zog die Schulter hoch. Mein Gott, was war das jetzt schon wieder? Irgend etwas Psychosomatisches. Ich degenerierte langsam. Die Frage war, ob Patricia so wütend auf mich war, daß sie mir nichts von Hawaii erzählte? Sie sagte mir doch sonst alles.
    Ich sagte der Hausverwalterin, daß ich das Geld für die Miete vorbeibringen würde. Sie sagte: »Sie machen das am besten morgen früh vor sieben Uhr oder ich werfe ihre Sachen auf die Straße.«
    »Bitte tun Sie das nicht«, sagte ich.
    »Ich will ihre Klamotten auch nicht zusammenpacken Es macht keinen Spaß, und ich habe hier genug zu tun Können Sie vor sieben Uhr morgens hier sein?«
    »Das werde ich.«
    »Dann geht alles in Ordnung.«
    Ich dankte ihr. Sie sagte: »Manchmal fahren diese jungen Leute einfach irgendwohin. Sie haben Spaß und vergessen es einfach. Ich weiß, wie das ist, ich war auch mal jung. Aber man muß die Miete trotzdem bezahlen.«
    »Patricia wäre normalerweise nicht losgefahren, ohne die Miete bezahlt zu haben. Ich kenne sie. Es muß ein Notfall gewesen sein.«
    Natürlich kannte ich sie nicht, wie die letzten Ereignisse bewiesen.
    Ich glaubte, am anderen Ende einen Seufzer zu hören. »Können Sie bar bezahlen?« fragte die Hausverwalterin. Ich sagte ja, und bedankte mich noch einmal und wollte gerade auflegen, als sie sagte: »Bringen Sie noch drei Dollar mehr für die Telefonate mit.«
    Ich saß in der Nähe eines Fensters in der juristischen Bibliothek, von wo aus ich den Hof überblicken konnte und alle Leute sah, die sich einen Weg zwischen dem Hot-Dog-Stand und dem Bundesgericht bahnten. Ich suchte nach den Telefonnummern der Nachbarn, von Mr. und Mrs. Harris in Greensboro, North Carolina. Als ich die Nummer der beiden Nachbarn hatte, ging ich in mein Büro und rief zuerst eine A.B. Winters an.
    Eine sanfte Südstaatenstimme meldete sich: »Hallo?« Ich konnte im Hintergrund Kinder hören und Schreie und das Spritzen von Wasser. »Oh«, sagte die Stimme, »einen Moment bitte.« Der Hörer wurde hingelegt. Klack.
    »Kinder, seid jetzt mal ruhig«, rief die Stimme, »ich telefoniere. Ja, William, toll. Seid nur für einen Moment leise, ja?« Es schien lange zu dauern, bis sie wieder zurückkam.
    Ich stellte mir ihren schweren Gang vor und wie sie über einen Teppich ging, der auf Parkettboden lag. Ich stellte mir einen Kuchen im Ofen vor und wie Mrs. Winters sich eine leicht ergraute Haarsträhne aus dem Gesicht strich. »Was kann ich denn für Sie tun?«
    Wie bestellt stand Joe L. Sanders an meiner Tür. Er sah ein bißchen genervt aus, weil ich telefonierte. Er kam herein, nahm einen Stift und

Weitere Kostenlose Bücher