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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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und winkte damit dem blassen Mädchen zu. Ich sah das ewig liebe Gesicht von Patricia und die Bereitschaft in ihren Augen, alles zu akzeptieren und dachte einen Moment lang, sie ist besser als ich, freundlicher, toleranter, offener. Unschuldig; und dieser Mann und dieses neue Mädchen, dieses südkalifornische Saks-Fith-Avenue-behängte Mädchen, das hinter Roland stand. In diesem Land ist man unschuldig, bis einem die Schuld nachgewiesen werden kann und dadurch hatte ich das Privileg mir auszusuchen, vorurteilslos zu sein, keine Reaktionen oder Gefühle zu zeigen. Unschuldig. Schau nur Roland ins Gesicht und sieh die Unschuld. Schau nur.
    »Das ist Annabel Diehl, die mit mir zusammenarbeitet und natürlich, du weißt schon — «
    Ich schaute Annabel nicht einmal an. Meine Aufmerksamkeit galt Patricia, wie sie Roland ansah, als ob er ein Football-Star sei, nur ein bißchen reserviert, vielleicht ein wenig ängstlich, als ob er sich jeden Moment bei einem falschen Wort auf den Absätzen herumdrehen würde und die beiden Frauen alleine stehen ließe.
    »Ich denke, wir müssen reden.«
    Roland öffnete seine Jacke und zog drei blaue Blumen heraus, die er am Brunnen ausgerissen haben mußte. »Ein hübsches Mädchen wie du sollte jeden Abend Blumen bekommen.« Er streckte sie mir entgegen, und ich schaute Patricia an.
    »Roland!« sagte Patricia. »Wo sind meine?« Als sie sah, daß ich sie nicht nahm, nahm sie sie. Und dann drehte sich Roland herum, nahm Annabel mit und lehnte sich über den Balkon, um vielleicht den Springbrunnen zu beobachten. Dieses Schwein. mußte das mit der Zeitung und den Beeren gewesen sein.
    »Was ist hier los, Patricia?«
    Roland und Annabel blieben, wo sie waren, und Roland hatte einen Arm auf die Balkonbrüstung gelegt und auch um Annabel. Als ich in den nächsten paar Minuten hinter Patricia hervorlugte, konnte ich sehen, wie Annabels Gesicht zu ihm gewandt war, wie sie lachte und dann wieder unsicher aussah, um dann wieder in sich gekehrt und distanziert zu sein, wie ein Fotomodell, das versucht, irdisch zu wirken, als sie da auf dem Balkon stand, den Wind in ihrem Haar und ihrem Rock und den Händen fest in ihren Jackentaschen. Sie trug eine Rehlederjacke, einen beigefarbenen Rock, beigefarbene Seidenstrümpfe mit Punkten, wie ich sie nie tragen würde und beigefarbene Pumps mit hohen Absätzen.
    Ich nahm Patricia am Ellbogen und zog sie noch weiter von den beiden weg. Ich beugte mich zu ihr hin und fragte sie, was sie verdammt nochmal gerade tut, wo sie verdammt nochmal gewesen wäre, und welche verrückte Idee sich in ihrem Kopf festgesetzt hätte, daß sie glaubte, hier mit einem Mordverdächtigen in meine Wohnung zu kommen
    Sie sagte: »Gott, was ist bloß mit dir los? Du hast ihn doch kennengelernt. Er ist in Ordnung, vollkommen in Ordnung.«
    Und als ich meinen Blick zu lange hielt, drehte sie sich zu Roland und ihrer Freundin um und sagte: »Ich glaube wir haben einen Fehler gemacht.«
    Roland zuckte die Schultern. »Stimmt. Wir fahren am besten wieder.« Aber er sah nicht so aus, als ob er wegfahren wollte.
    Eine starke Brise fegte um den Balkon und unter meine offene Jacke, und ich konnte noch das Benzin an meinen Händen vom Tanken riechen. In Höhe unserer Köpfe flog eine weiße Möwe vorbei.
    Patricia hatte die ganze Zeit über die Hand in ihrer Tasche. Sie hatte das Geld wieder hineingetan und jetzt holte sie es wieder heraus. »Du solltest dir um mich keine Sorgen machen«, sagte sie als sie es mir gab. »Ich bin 29 Jahre alt und kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Das sieht man. Und was ist mit dem Modepüppchen dort drüben, kann sie auch auf sich selbst aufpassen? Ich finde es nicht gut, daß du wegfährst und keiner weiß, wo du bist. Ich bin mir sicher, daß dein Chef davon auch nicht gerade begeistert ist. Du bist die ganze Zeit mit einem Kriminellen zusammen. Hast du darüber schon mal nachgedacht? Bist du verliebt oder nicht bei Sinnen?« Ich ging nach vorne, damit ich Roland sehen konnte und wußte, was er tat. Und um die Situation zu verändern. Er sah mich, ging zu Annabel, legte seine Hand auf ihren Arm und sprach mit ihr. Ich konnte ihn nicht hören, aber er tat es, damit ich ihn beobachtete und darüber grübelte.
    »Du weißt nicht alles«, sagte Patricia mit tiefer und dunkler Stimme. »Du bist klüger als ich, das weiß ich. Aber du weißt nicht alles. Es tut mir nur leid. Ich dachte, wir wären Freunde.«
    Ich habe nicht gewußt, daß sie dachte, ich sei

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