Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
folgend, erklärte Ulke unterdessen: »Arakia braucht einen Erzstreiter, der unsere Horden nach Vurans Willen lenkt. Wir sind hier versammelt, um denjenigen auszuwählen, der dafür am besten geeignet ist. So frage ich: Gibt es einen unter euch, der das Gewicht der Streitkrone zu tragen vermag?«
Die Frage hallte unangenehm lang in dem Gewölbe nach, ohne dass sich jemand meldete. Falls Bava gehofft hatte, alle Blicke würden sich sofort auf ihn richten, wurde er bitter enttäuscht, denn abgesehen von Gabor Elfenfresser und den übrigen Ranar starrten die Krieger aller Scharen stur geradeaus. Selbst die Vendur, die er erst vor wenigen Tagen besucht hatte.
Statt eine beleidigte Miene zu verziehen, trat Bava rasch einen Schritt vor und meldete sich laut zu Wort.
»Ich vermag die Krone zu tragen!«, donnerte er, um das hämische Echo der immer noch widerhallenden Frage zu übertönen. »Ich – Bava vom Stamme der Ranar, den ihr alle die Feuerhand nennt!«
Gabor Elfenfresser und die Ersten Streiter des Clans stampften zustimmend mit den Füßen, ansonsten hielt sich der Jubel in Grenzen. Das war noch keine Entscheidung, schließlich musste Bava seine Bewerbung erst noch begründen, dennoch deutete es schon daraufhin, dass es ihm an Rückhalt unter den anderen Scharen mangelte.
»Wie willst du die vereinten Horden der Blutorks zum Sieg führen?«, lautete bereits Ulkes nächste Frage.
»Indem ich alle Feinde Arakias zerschmettere und auf das Rad des Feuers vertraue!«, gab Bava kraftvoll zurück.
»Alle Feinde?«, vergewisserte sich Ulke. Die Frage ließ viele aufhorchen, schon wegen ihres lauernden Untertons, aber vor allem, weil sie nicht zum gängigen Ritual gehörte.
Urok schwante Böses, doch bevor er sich bewusst werden konnte, was konkret ihn an der Frage beunruhigte, antwortete Bava mit scharfer Stimme, die wie Stahl durch die Stille schnitt: »Ja, alle! Als Erstes diese verräterische Elfin, die sich in unseren Hort geschlichen hat. Sie soll noch heute Nacht im Blut der Erde aufgehen, um Vuran gnädig zu stimmen!«
»Nein!«, schrie irgendjemand, lange bevor Bava ausgesprochen hatte. Erst als alle Gesichter zu ihm herumruckten, wurde Urok klar, dass er selbst es war, der sich so empört geäußert hatte.
Knirschendes Leder und Sohlen, die über Fels scharrten, bezeugten die allgemeine Unruhe, die plötzlich herrschte. Ursa schüttelte warnend den Kopf, weil es Urok nicht zustand, Bava anzugreifen, doch die unverhohlene Drohung, Feene zu opfern, ließ diesen alle Vorsicht vergessen.
»Die Elfin, von der ihr sprecht, ist doppelherzig!«, erinnerte er. »Sie dem Blut der Erde zu übergeben wäre unehrenhaft!«
Er hatte die Worte an Ulke gerichtet, der sich ihm daraufhin tatsächlich zuwandte. Der gleißend rote Schimmer der Flammensäule, die sich vom Glutsee bis zur Deckenwölbung erstreckte, verfing sich dabei für einen kurzen Augenblick unter der blutroten Kapuze. Es war nur ein winziger Moment, in dem der schützende Schatten verflog, doch der reichte aus, um den Triumph auf Ulkes Gesicht zu enthüllen.
Alles lief genau so ab, wie es der Hohe geplant hatte, das war ihm deutlich anzusehen.
Also darum hatte Urok in Front der versammelten Scharen stehen sollen. Nicht um seine Leistung vor aller Augen zu ehren, sondern damit er sich provozieren ließ und dabei sein Gesicht verlor. Verdammt, damit war er Ulke und Bava kräftig auf den Leim gegangen.
»Diese Elfin hat deinen Geist genauso vergiftet wie dieser Ragmar!«, höhnte Bava, bevor Urok das falsche Spiel lauthals anprangern konnte. »Sonst hättest du gemerkt, dass sie sich nur eingeschlichen hat, um uns das Geheimnis des Blutstahls zu stehlen. Eigentlich müsstest du mit ihr brennen, doch ich will Gnade walten lassen, weil du im Kampf gegen den Lichtbringer bewiesen hast, dass du immer noch auf der Seite deines Volkes stehst, wenn es hart auf hart kommt. Doch dieses Elfenweib muss unter allen Umständen ausgemerzt werden, doppelherzig oder nicht!«
»Gerede!«, entgegnete Urok voller Verachtung. »Nichts als leeres Geschwätz, das eines Blutorks unwürdig ist. Wo bleiben die Beweise für deine haltlosen Verdächtigungen?«
Sein Blick bohrte sich herausfordernd in den von Bava, doch der Streitfürst blieb vollkommen ruhig und gelassen.
Statt seines Rechten Arms sprang überraschend sein Bannerträger für ihn in die Bresche, indem er rief: »Mit welchem Recht ergreifst du hier das Wort?« Dass Tabor sich überhaupt einzumischen wagte,
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