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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sichtbar in die Luft. Gleichzeitig bedeckte er sie mit den Stammesfarben.
    Obwohl Urok fest damit rechnete, dass ihm jeden Moment gefiederte Schäfte aus den Augenhöhlen wuchsen, klebten alle Pfeile weiterhin an den Bogensehnen. Fassungslos starrte das gesamte Dorf auf seinen gestreiften Überwurf, der langsam zu dampfen begann. Die aufsteigende Hitze war so groß, dass sich die Glut rasch durch den groben Bast arbeitete. Rasend schnell breiteten sich schwarze Brandflecken über der geballten Faust aus, dann schlug die erste Flamme durch den Stoff hindurch.
    Im gleichen Moment, da er ihnen die lodernden Stammesfarben vor die Füße schleuderte, begann das Gezüngel in Uroks Hand zu versiegen. Erleichtert starrte er auf seine unversehrte Haut. Mochten auch alle anderen wie zu Stein erstarrt dastehen, niemand hatte sich gerade stärker erschrocken als er selbst.
    »Von nun an bin ich meine eigene Schar!« Seine Worte klangen ihm seltsam fremd in den Ohren. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass sie ihm so hart und klar über die Lippen drangen. Seit seiner Kindheit war es ihm nicht mehr so schwergefallen, äußerlich ruhig zu bleiben.

    Während der Überwurf zu seinen Füßen restlos zu Asche verbrannte, ging er einfach davon. Urok fühlte sich müde und ausgelaugt. Er wollte einfach nur noch fort. Hinaus an den Fluss. Den brennenden Durst löschen, der ihn so plötzlich quälte.
    Die Orks links und rechts der Gasse nahm er nur noch als verschwommene Umrisse wahr. Selbst seinen Mutterbruder und die beiden Vaterschwestern, die in der Menge standen, würdigte er keines Blickes. In diesem Moment hätte es nur eines gezielten Hiebes oder Stoßes bedurft, um ihn zu Fall zu bringen. Doch niemand erhob geschliffenen Stahl.
    Schweigend ließen ihn alle passieren.
    Nur einige Kinder, die zu klein waren, um den Ernst der Lage zu begreifen, liefen ausgelassen neben ihm her. »Feuerhand! Feuerhand!«, lärmten sie, bis sie unter den eisigen Blicken ihrer Eltern verstummten.
    Feuerhand! Das Wort bohrte sich unangenehm laut in seine Ohren. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis Urok klarwurde, was es wirklich für ihn bedeutete.
     
    Im Grenzland
    Arnur trug gerade ein paar leere Eimer zum Brunnen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie sich der kleine Koldir, der das Falkennest besetzte, auf seine Zehenspitzen stellte und angestrengt gen Osten starrte. Diese Haltung nahm der Kleine häufig ein, weil er die Holzbrüstung, die den Ausguck umgab, nur geringfügig überragte.
    Doch diesmal wirkte er angespannter als sonst.
    Alarmiert ließ Arnur die Holzkübel zu Boden poltern. Im Grenzland aufgewachsen, also von Kindesbeinen an Kampf und Entbehrungen gewöhnt, hatte er ein untrügliches Gespür für solche kleinen, aber entscheidenden Unterschiede entwickelt, die höchste Gefahr signalisierten. Deshalb befand er sich bereits auf dem Weg zur Holzpalisade, als Koldir von der Plattform aus zu krähen begann: »Eine riesige Staubfahne am Horizont! Das müssen Reiter sein!«
    Jeweils mehrere Stufen auf einmal nehmend, hetzte Arnur zum
Wehrgang hinauf. Sein Blick irrte nur kurz über das offene Land, bevor er den grauen Schleier entdeckte, der seinen jüngsten Sohn derart in Aufruhr versetzte. Zu beiden Seiten des regulären Weges stieg er wie eine massive Wand empor, die rasend schnell an Größe gewann.
    »O verdammt!« Arnur spürte, wie ihm das Blut schneller durch die Adern pumpte. Hastig fuhr er sich über das faltige, von der Sonne gegerbte Gesicht.
    Was dort nahte, war mehr als nur eine Handvoll Reiter, die ihre Pferde zur Eile antrieben. Um solch eine Wolke aufzuwirbeln, mussten hunderte von eisenbeschlagenen Hufen über den ausgetrockneten Boden galoppieren. Ein friedlicher Tross kam da nicht in Frage. Kein Händler schlug solch ein Tempo an, es sei denn, ihm wären Scharen beutehungrigen Gesindels auf den Fersen. Und das war letztendlich genauso schlimm, als ob dort Orks oder Wolfshäuter persönlich nahten.
    Von den Feldern kamen bereits erste Mägde und Knechte angelaufen, um sich vor der drohenden Gefahr in Sicherheit zu bringen. Andere, die zwischen dem Wehrhof und Grimmstein arbeiteten, waren noch völlig ahnungslos.
    »Stoßt ins Horn!«, rief Arnur über die Schulter hinweg. »Alle müssen sofort heimkommen und die Wälle besetzen.«
    Obwohl sein pochendes Herz wild gegen den Brustkorb hämmerte, drangen seine Befehle klar und deutlich über den Hof. Bedrohliche Situationen wie diese kamen immer wieder vor, darum hatten

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