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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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alle längst gelernt, mit der Angst umzugehen. Unter ihm setzten sich die Menschen in Bewegung. Doch so eilig sie es auch hatten, es keimte nicht die geringste Panik auf.
    Selbst die Kinder blieben vollkommen ruhig.
    Das Leben im Grenzland und die harte Hand ihrer Eltern hatten sie dazu erzogen. Und so nahmen jene, die schon mehr als sieben Winter gesehen hatten, die Jüngeren an die Hand oder auf den Arm und verschwanden mit ihnen im steinernen Herrenhaus, um sich hinter festen Mauern und eisenbeschlagenen Türen zu verbergen,
bis die Gefahr vorüber war. Oder um sich und die Jüngeren mit scharfem Stahl zu erlösen, falls ihnen Sklaverei oder andere Schicksale drohten, die mit Sicherheit schlimmer waren als der Tod.
    Arnurs Puls beruhigte sich einen winzigen Augenblick lang, als er sah, wie sich die Knechte und Freien bewaffneten, während Mägde und Weiber gemeinsam Wasser zu schöpfen begannen, um sich auf mögliche Brände vorzubereiten. Dass ein jeder wusste, was zu tun war, flößte allen Mut ein.
    Koldir kletterte behände vom Falkennest herab. Doch schon auf halbem Weg zu dem großen Lindwurmhorn, das an einem tief in den Boden gelassenen Steinpfahl gekettet war, brach das Unglück über sie herein.
    Alles begann mit einer schattenhaften Bewegung am Rande von Arnurs Blickfeld. Er hatte gerade zwei Knechte anweisen wollen, das große Eingangstor bis auf einen mannsbreiten Spalt zu schließen, hielt aber irritiert inne. Noch ehe er richtig begriff, wie ihm geschah, klebte schon geschliffener Stahl an seiner Kehle. Gleichzeitig krallte sich eine Hand in seine Haare und riss ihm den Kopf hart in den Nacken.
    Arnur brachte nur ein überraschtes Keuchen zustande. Allein diese kleine Halsbewegung bewirkte, dass die fest anliegende Klinge durch seine Haut schnitt. Er erstarrte wie in Granit geschlagen, denn die Schneide lag direkt auf seiner Luftröhre. Schon der geringste Muskelreflex konnte ihn töten.
    Während etwas unangenehm Klebriges zu beiden Seiten seiner Kehle herabströmte, musste er hilflos mit ansehen, wie sich überall im Innenhof weitere Bewaffnete aus ihren Verstecken lösten. Er konnte sich überhaupt nicht erklären, woher sie alle kamen, diese in laubbraune bis tannengrüne und manchmal auch schattierte Umhänge gehüllten Gestalten. Sie schienen zuvor mit Dächern, Holzstößen oder Außenwänden, ja, mit dem Staub des Innenhofes selbst verschmolzen gewesen zu sein, denn sie tauchten geradezu aus dem Nichts heraus auf und sprangen mit blitzendem Stahl in den Händen auf die Seinen zu, um sie zu überwältigen.

    Alles ging in beängstigender Stille vor sich.
    Nur einige kurze, entsetzte Schreie und würgende Schmerzlaute, mehr war nicht zu hören. Nichts davon laut genug, um über die Palisaden hinwegzudringen. Arnur sah, wie Koldir mit fliehenden Händen nach dem Alarmhorn griff und es an die Lippen setzte. Doch ehe er seine Lungen überhaupt mit genügend Luft für ein lautes Signal füllen konnte, wurde er brutal gepackt und zu Boden geschleudert. Sein schlanker, geradezu zierlicher Angreifer, der trotzdem über enorme Kräfte verfügte, nahm keine Rücksicht darauf, dass der Junge erst zehn Winter alt war. Der spitz zulaufenden Klinge nach, die sich auf Koldirs linke Brusthälfte senkte, war es diesem Kerl auch egal, wenn der Junge den elften nicht mehr erlebte.
    Arnur selbst sah sich ebenfalls schon aufgeschlitzt in die Tiefe stürzen, doch statt ihn zu töten, beugte sich sein Peiniger, der gut einen Kopf kleiner war als er, ganz nahe an ihn heran und flüsterte ihm rau ins Ohr: »Wir sind Getreue des Königs. Wenn wir gewollt hätten, wärt ihr jetzt alle tot. Also sag deinem Gesinde, dass es sich ruhig verhalten soll. Dann geschieht ihm auch nichts.«
    Die Klinge löste sich von seinem Hals, ohne ganz zu verschwinden. Trotzdem nahm Arnur all seinen Mut zusammen und rief laut heraus, was ihm gerade aufgetragen worden war. Eigentlich hätte er sich die Worte sparen können. Denn ein jeder dort unten, harter Grenzländer oder nicht, war bereits viel zu sehr eingeschüchtert, um sich noch irgendwie zur Wehr zu setzen. Niemand wagte mehr, auch nur einen Muskel zu rühren. Niemand – außer dem Größten und Kräftigsten von ihnen.
    »Das gilt auch für dich, Morn!«, rief er dem ungeliebten Neffen zu.
    Die grobschlächtige, fast zwei Klafter große Gestalt mit der ungewöhnlich dunklen Haut hielt daraufhin inne, das kurze Beil in der rechten Hand immer noch erhoben, den wilden, von Wut und

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