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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Siedlung errichtet. Eine hohe Holzpalisade, umgeben von einem ebenso tiefen Wassergraben, bot etwa fünfzig Familien mit einem Dutzend Vorratsspeichern Schutz vor Überfällen. Weitere Höfe, Scheunen und einzelne Hütten waren überall im Umland verstreut, die meisten davon intakt, obwohl die Madak manchmal kleinere Raubzüge unternahmen, andere dem Erdboden gleichgemacht so wie Uroks Behausung.
    Der Posten auf dem Wachturm machte ihn schon von Weitem aus, ebenso der alte Kyre, der am Eingangstor auf seinen Streithammer gestützt dastand. Keiner der beiden schlug laut Alarm, denn das hätte zu viel Aufmerksamkeit für einen Geächteten bedeutet. Kyre sah die ganze Zeit starr an ihm vorbei, als er durch die Furt heranmarschierte, und verzog auch nicht die geringste Miene, als Urok den offenen Torflügel passierte.
    Im Dorf wussten trotzdem alle, dass er kam. Er konnte es spüren, obwohl nur ein paar neugierige Kinder im Freien herumliefen. Die Bauweise in der Siedlung unterschied sich kaum von der seiner Hütte. Überall die gleichen Steinfundamente, die von grob behauenen Holzwänden und Reisigdächern überragt wurden. Einzig die Vorratshütten waren mit Holzschindeln gedeckt, damit sich niemand so leicht ins Innere wühlen konnte.
    Urok strebte auf direktem Wege der Dorfmitte zu.
    Nahe einer aus Stein gehauenen Tränke, die über eine hölzerne Rinne mit dem Wasser des Amers versorgt wurde, blieb er stehen. Der festgestampfte Boden dieses kreisrunden Platzes war unter Generationen
von Orkstiefeln so hart wie Granit geworden. Das kam seinen Plänen entgegen.
    Breitbeinig baute er sich auf, das Gesicht auf Grimpes Hütte gerichtet. Er war noch dabei, den Überwurf hinter seinem Gürtel hervorzunesteln, als die Eingangstür drüben in ihren rostigen Angeln quietschte. Nacheinander traten Tabor und Grimpe nach draußen, gefolgt von vier weiteren Kriegern, die zur Familie zählten: Tabors älterem Bruder, dem Vater der beiden, und Grimpes beiden Söhnen. Alle sechs hielten ihre Waffen offen in den Händen.
    Schweigend bauten sie sich in einer Linie vor der Hütte auf. Erwartungsvoll. Auf alles vorbereitet. Auch darauf, dass er erneut in einen Blutrausch verfiel. Ihr Auftritt musste ein verabredetes Signal gewesen sein, denn in den umliegenden Hütten öffneten sich weitere Türen, und die Zahl der Krieger, die sich um den Platz herum aufstellten, schwoll zügig an. Es waren auch viele Frauen darunter, die gespannte Bögen in Händen hielten.
    Eigentlich hatte Urok nur vorgehabt, die Stammesfarben vor aller Augen in den Schmutz zu werfen, doch als er sich all den feindseligen Gesichtern gegenübersah, wurde er von tiefem Grimm geschüttelt. Die Gefühlsaufwallung überfiel ihn genauso jäh wie heftig. Hitze stieg in ihm auf, drängte aus seinem Brustkorb in alle Richtungen und pumpte plötzlich so heiß durch seine Arme, dass er glaubte, die Adern müssten ihm zerplatzen.
    Nein, nicht jetzt , dachte er, entsetzt über sich selbst. Nicht schon wieder. So will ich nicht sein! Er versuchte sich zu bezähmen, auch wenn es ihn schmerzte. Überall am Hals und im ganzen Gesicht quoll Schweiß aus seinen Poren. In seinem Oberkörper wühlte ein brutaler Schmerz, als würde sich ihm eine flammende Klinge ein ums andere Mal in den Rücken bohren.
    Noch während er überlegte, wie er Herr dieser verwirrenden Vorgänge werden sollte, bahnte sich die Hitze ihren eigenen Weg: Plötzlich schien sein linker Arm von innen heraus zu verbrennen. Der verzehrende Schmerz begann in der Schulter und jagte bis hinein in seine Fingerspitzen. Irgendetwas Fremdes drängte durch seine
Adern. Flüssig ja, aber auch furchtbar zäh, als ob geschmolzenes Blei durch sie hindurchschießen würde. Der Druck schwoll immer stärker an, wurde beinahe unerträglich. Einen Herzschlag lang rechnete Urok ernstlich damit, dass es ihm den Arm zerreißen würde. Doch schon beim nächsten konzentrierte sich der pochende Fieberschub auf seine linke Hand.
    Ja, wirklich. Nur auf die Hand!
    »Er brennt!«, schrie irgendjemand, der als Erster die kleinen Lohen aus seinen Poren schlagen sah. »Er brennt!«
    Dutzendfaches Knarren sich spannender Bogensehnen hallte über den Platz. Urok kannte die Frauen, die gerade auf ihn anlegten. Allesamt waren es gute Schützinnen, die ihm auf diese Entfernung problemlos beide Augen ausschießen konnten. Trotzdem. Statt die Flammen, die zwischen seinen Fingern emporzüngelten, zu verstecken, stieß er die Hand für alle deutlich

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