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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Brandruine. Ein besseres Versteck gab es nicht: Das Heim eines Geächteten galt als tabu, und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sich die ersten Halbwüchsigen hertrauten, um ihren Mut zu beweisen.
    Falls er den Nachmittag überlebte, würde er die Sachen später abholen. Und wenn nicht, gab es für den tapfersten Knaben des Clans einen kleinen Schatz, den er an diesem Ort finden konnte. Der Gedanke gefiel ihm.
    Urok überlegte eine ganze Weile, wie er mit dem gehörnten Schulterstück verfahren sollte, bis er es ebenfalls, aus einem Impuls heraus, zurückließ. Man würde ihn nur wieder als verrückt bezichtigen, wenn er es trug. Das wollte er nicht riskieren. Seine Handlungen sollten von allen ernst genommen werden.
    Seinen Überwurf unter den Gürtel geklemmt, machte er sich auf den Weg. Wenn er stramm durchmarschierte, konnte er die Hauptsiedlung der Ranar kurz nach der Mittagszeit erreichen. Sehr gut. Ihm gefiel der Gedanke, das Dorf heimzusuchen, wenn alle gerade in Ruhe vor sich hin dösten, um ihr üppiges Mahl zu verdauen.
    Ein böses Lächeln auf den Lippen ließ er die Ruine hinter sich.
    Er kam rasch vorwärts. Doch obwohl er über heimischen Grund wandelte, durch Wiesen und Wälder, in denen er aufgewachsen war, kam ihm die Landschaft seltsam fremd vor. Abgesehen von scheuem Wild, dass bei seinem Anblick flüchtete, begegnete er keinem einzigen Lebewesen, bis er den kleinen Hain oberhalb des befestigten Dorfes erreichte. Kurz bevor der Baumbestand wieder lichter wurde, vernahm er ein Rascheln zu seiner Linken.
    Verwundert blieb er stehen. Wer auch immer dort im Schutz des Unterholzes lauerte, gab sich keine große Mühe, leise zu sein. Es dauerte nicht lange, bis Urok zwischen dichtem Strauchwerk etwas bemerkte: ein Augenpaar, das kurz im Licht der einfallenden Sonne glänzte und gleich darauf wieder im Schatten versank.

    »Geh nicht weiter«, warnte eine körperlose Stimme, die ihm vertraut vorkam. Natürlich. Sie gehörte Rowan. Einem Krieger seines Alters, den Urok kaum kannte, weil er von der anderen Seite des Tals stammte. Trotzdem wagte er es, mit ihm, dem Geächteten, zu sprechen. »Tabor und Grimpe haben alle auf ihrer Seite.«
    »Schon gesehen.« Urok strich sein rechtes Schläfenhaar bis zur Kinnlinie glatt. »Was glaubst du, wo ich gerade herkomme?«
    Die Frage war überflüssig. Dies war der direkte Weg von seiner Hütte in die Siedlung, und es war offensichtlich, dass Rowan auf ihn gewartet hatte, um ihn abzufangen, wenn er nach Rache dürstend vorbeistürmte.
    »Hat Bava sie angeführt?«, wollte Urok wissen.
    »Nein. Aber er hat sich auch nicht für dich eingesetzt, bevor er mit seiner Schar zu den Vendur aufbrach.«
    Urok atmete unmerklich auf. Bavas Schar hatte sich wohlweislich abgesetzt. Das erklärte wenigstens, warum Gabor nicht eingeschritten war, als man Ramoks Trophäen geschändet hatte. Man konnte dem Elfenfresser nicht vorwerfen, dass er seinem Streitfürsten folgte, wie es sich für einen Rechten Arm gehörte.
    Auch wenn Urok weiterhin das Gefühl hatte, seine Brust wäre eingeschnürt – eines der unsichtbaren Stahlbänder, die ihm den Atem raubten, lockerte sich ein wenig. Dankbar nickte er in Richtung des Unterholzes und schickte sich an, seinen Weg fortzusetzen.
    »Du kannst nicht gegen alle ankommen«, warnte Rowan eindringlich. »Das muss dir doch klar sein.«
    »Keine Sorge.« Urok lachte leise. »Ich habe nicht vor, blind ins Verderben zu stürzen. Und jetzt hör besser auf, mit mir zu sprechen. Sonst wirst du noch genauso verrückt wie ich.«
    Bevor er weiterging, strich er auch die linke Schläfenseite glatt. Rowan hielt ihn nicht länger zurück. Trotzdem hatte die kurze Begegnung Uroks Laune gebessert.
    Ein entschlossenes Lächeln spaltete seine Lippen, in Vorfreude auf das, was kommen sollte. Nur flüchtig nahm er die wundervolle Aussicht wahr, als sich der Hain zu den offenen Wiesen und Hängen öffnete,
die zum Kernland der Ranar gehörten. Durch die fruchtbare Talsohle hatte sich ein klarer Gebirgsfluss sein Bett gegraben; wie ein silbernes Band schlängelte sich der Amer zwischen den Hügeln dahin. Breite Auen säumten sein Ufer, aber auch sandige Abschnitte, die zum Baden einluden. Der Amer war ein Kind der Kristallseen, der die Ranar schon seit undenklichen Zeiten mit kühlem Trinkwasser und reichem Fischbestand beschenkte.
    In einer weit geschwungenen Flussbiegung auf ebenem Grund nahe einer natürlichen Furt hatte der Stamm eine befestigte

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