Blutorks 2 - Blutorks 2
Nachdruck. »Gegen den menschlichen Tyrannen hilft nur etwas, das stärker ist als die Streitkrone, wie wir sie kennen!«
»Was denn?«, platzte Hogibo überrascht heraus. Und stellte damit eine gute Frage, auf die Ursa selbst noch keine Antwort wusste.
»Eine Rüstung«, erklärte sie dann, einer spontanen Eingebung folgend. »Ein schwerer Panzer aus Blutstahl, von den besten Handwerkern des Horts geschmiedet. Erst wenn diese Rüstung geschaffen ist, ist die Zeit für einen neuen Streitfürsten gekommen. So lautet der Wille, den mir das Blut der Erde verkündet hat.«
Vandall und einige andere Streitfürsten starrten sie nur entgeistert an. Andere schienen hingegen froh, dass es zu keinen weiteren Machtkämpfen kam. Um ihre Entscheidung endgültig zu machen, ließ sich Ursa von Finske die offene Schatulle aushändigen, auf deren Samtkissen für alle sichtbar die Streitkrone ruhte. Sie klappte den polierten Holzdeckel zu und glitt zurück zum Ufer das Glutsees.
Einige ahnten wohl, was sie vorhatte, doch alle schwiegen, als sie mit dem Arm weit ausholte und das Kästchen in einer beinahe verächtlichen Bewegung von sich schleuderte.
Weit hinter ihr, inmitten glühend roter Wogen, schlug es auf und verging in einem hellen Lodern.
Finske, Rowan und viele andere nickten ergriffen, weil das Blut der Erde eine so weitreichende Entscheidung getroffen hatte. Ursa hingegen fühlte sich so schlecht wie nie zuvor in ihrem Leben. Denn sie hatte gerade genau das getan, was auch Ulke schon so oft getan hatte: Sie hatte einfach ihren eigenen Willen als den von Vuran und dem Blut der Erde ausgegeben.
28
angor Unter dem Einfluss des Schwarzen Mohns vergingen die Tage der Sklaverei wie im Fieber. Nur durch einen verschwommenen Vorhang hindurch, der an einen herabstürzenden Wasserfall erinnerte, nahm Urok wahr, wie sie anfangs verhöhnt und verspottet wurden, doch schon bald wurde es selbst den Kindern zu langweilig, ihnen Steine hinterherzuschmeißen, wenn sie schwere Lasten durch die Straßen trugen. Außerdem war ihre Arbeitskraft viel zu wertvoll, um sie durch mutwillige Attacken schmälern zu lassen. Etwa, wenn sie im Hafen Laderäume entluden oder gar die Schiffe an langen Seilen und über sauber abgeschälte Holzstämme hinweg auf Kiel holten, damit sie unterhalb der Wasserlinie von Muscheln und anderem hartnäckigen Besatz befreit werden konnten.
Sangor war nicht nur die Stadt der Lichtbringer und Schattenelfen, sondern auch der gefährlichen Schädelreiter und Gepanzerten, und so passten sich tapsig umherirrende Orks, die ständiger Anleitung bedurften, sehr schnell in das allgemeine Bild ein.
Wegen des steten Rausches vermochte Urok nicht zu sagen, wie viele Tage in diesem Zustand verstrichen, bevor sie endlich zu Ogus, dem Holzhändler, geführt wurden. Wie alle Gebäude der Stadt, die gutbetuchten Bürgern gehörten, war auch seines aus hellem Sandstein erbaut. Ärmere Teile der Bevölkerung behalfen sich gern mit Wänden aus getrocknetem Lehm. Weiß getüncht, um die Sonne zu reflektieren, überdauerten auch sie viele Generationen, solange regelmäßig kleinere Ausbesserungen erfolgten.
Sandsteingebäude wie das von Ogus waren in der Regel großzügiger gebaut. Obwohl nur die Vorderfront bewohnt wurde und die übrigen drei Flügel als Holzlager dienten, wirkte der lichtdurchflutete Innenhof sauber und gefegt. Einige in Steintrögen angepflanzte Blumen und ein Zierbrunnen verrieten eine weibliche Hand, doch außer dem wohlbeleibten Ogus und seinen hageren Gehilfen war niemand zu sehen, als Urok, Tabor und eine Handvoll anderer Orksklaven in der prallen Sonne Aufstellung nehmen mussten, während die Gardisten, die sie bewachten, sofort den Schatten des umlaufenden Säulengangs aufsuchten.
»Sehr schön, ganz ausgezeichnet«, freute sich der in kostbare Gewänder gekleidete Händler. »Diese kräftigen Burschen kommen überall hin, auch dort, wo mit breiten Handkarren kein Durchkommen ist. Ihr glaubt ja gar nicht, in was für verwinkelten und engen Gassen manche Kunden wohnen. Aber auch dort will gekocht werden, und ein paar zusätzliche Holzscheite sind immer willkommen, wenn des Nachts die kalte Meeresbrise herüberbläst.«
Sein Geschwätz interessierte die Wachen nicht im Geringsten, die guten Silbermünzen, die das Abbild der Schwebenden Festung trugen, hingegen sehr. »Zweigt mir jeden Tag ein paar dieser kräftigen Kerle ab«, bettelte Ogus, während er das Bakschisch verteilte, »dann könnt ihr euch die
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