Blutorks 2 - Blutorks 2
blanke Hysterie umzuschlagen. Orks waren es nicht gewohnt, in so großen Massen eng aufeinanderzuhocken. Schon schrien die ersten Kinder auf, die im Gedränge von ihrer Mutter getrennt wurden, und es erklangen wuchtige Schläge, weil sich ebendiese Mütter mit blanken Fäusten zu ihren Kindern zurückzukämpfen versuchten.
Während die Stimmung allmählich ins Unheilvolle kippte, drängten die beiden jungen Krieger, die mit ihrer Ankunft die Unruhe ausgelöst hatten, rücksichtslos durch die wogenden Leiber.
»Ruhe!«, forderte Ursa energisch, bevor es noch schlimmer werden konnte. »Setzt euch alle wieder hin! Dann kann ich in Erfahrung bringen, was vorgefallen ist, und es euch sofort verkünden!«
Das Gedränge ebbte daraufhin tatsächlich ab.
Dafür ruckten alle Köpfe zu Ursa herum, die selbst ungeduldig darauf wartete, Näheres zu erfahren. Den Farben auf ihren Waffenröcken nach waren die Überbringer der Neuigkeiten ein Madak und ein Vendur, und statt sich gemeinsam durch die Mauern aus Schultern und Rücken zu kämpfen, lieferten sich die beiden ein Wettrennen, in dem der eine den anderen zu behindern suchte.
Kurz vor der Treppe hatte der Madak die Nase ein kleines Stück vorn. So stürmte er als Erster die Stufen empor und schrie dabei mit überschnappender Stimme: »Ulke ist tot, aber bevor er starb, hat er die Krone des Erzstreiters an Vandall Eishaar übergeben!«
»Gar nicht wahr!«, fiel ihm der andere ins Wort. »Ulke war schon tot, als man ihn fand. Doch Hogibo hat zuerst den Eisenreif in seinen Händen entdeckt, deshalb hat er das größte Anrecht darauf, Bavas Nachfolger zu werden!«
Zuerst war ihr Geschrei nur bruchstückhaft zu verstehen, weil sie einander ständig ins Wort fielen und auch noch gegenseitig zu überschreien versuchten. Als sie sich dann auch noch zu schubsen begannen und die Fäuste einsetzen wollten, wurde es Rowan zu viel. Mit der bloßen Hand nach links und rechts austeilend, brachte er die beiden zur Ruhe.
»Reißt euch zusammen!«, schnauzte er sie wütend an. »Und redet gefälligst nacheinander!«
Mit dieser Forderung erreichte er nur eins: dass die beiden – auf einmal Schulter an Schulter stehend – gemeinsam gegen ihn Front machten.
»Pass bloß auf, dass wir dich nicht gleich aufschlitzten!«, blaffte der Madak zurück, und der Vendur nickte zustimmend und legte seine Rechte drohend auf den Schwertgriff an seiner Hüfte.
»Schluss jetzt!«, ging Ursa dazwischen. »Benehmt euch gefälligst wie Krieger!« Obwohl sie so leise gesprochen hatte, dass nur die beiden sie verstehen konnten, trafen ihre Worte die beiden härter als Rowans Schläge.
Betreten sahen der Madak und der Vendur kurz zu Boden, bevor sie sich mit Gesten darauf verständigten, wer als Erster reden durfte. Nachdem sie vorgebracht hatten, was zu sagen war, fasste Ursa alles für die wartende Menge zusammen.
»Das Blut der Erde hat sein Urteil gefällt«, fügte sie aus eigenem Interesse hinzu. »Ulke starb einen unrühmlichen Felltod, und Bava ist spurlos verschwunden. Zumindest den Anstand, die Streitkrone zurückzulassen, hatte der Feigling, damit sie einem würdigeren Nachfolger übergeben werden kann!«
Unbeschreiblicher Jubel brach aus. Die Mehrheit der Orks empfand also wie sie, das erfreute ihr Herz. Und auch das Blut der Erde war offenbar ihrer Meinung gewesen, dass Ulke und Bava einem Neuanfang im Wege standen.
Begeistert riss sie beide Arme empor, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Mit dem Fuß aufzustampfen, wie es die vor ihr versammelte Menge tat, war ihr zwar nicht möglich, aber auch so begann der Fels unter den vereinten Tritten zu erzittern.
Mittlerweile hatte sich der große Platz derart gefüllt, dass es keinen einzigen freien Flecken mehr gab. Ein Meer aus Köpfen und Schultern erstreckte sich von der Felsbrüstung bis zu dem Wald, der sie umgab, und reichte noch bis tief zwischen die Bäume hinein.
Das Stampfen ließ erst nach, als die Farben der Madak und der Vendur am nördlichen Rund des Horts erschienen. Weit mehr als die beiden letzten fehlenden Banner zogen allerdings Vandall und Hogibo die Aufmerksamkeit auf sich. Schulter an Schulter, jeweils einen der Eisenbogen umfasst, präsentierten sie der wartenden Menge gemeinsam die Streitkrone, die sie Ulke aus den kalten Händen genommen hatten.
Trotz der allgemeinen Enge bildete sich sofort eine Gasse für sie, doch es dauerte eine Weile, bis sie breit genug war, dass sich die beiden nähern konnten, denn keiner
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