Blutorks 2 - Blutorks 2
Urok zu Felsnest empor – direkt in einen riesigen Schatten hinein, der dort oben langsam die Sonne verdunkelte.
Urok versuchte zu schlucken, doch seine Kehle fühlte sich plötzlich an, als hätte er eine Stachelkastanie verschluckt. Verwirrt wischte er sich über die Augen, doch was er sah, wollte einfach nicht verschwinden.
Die Schwebende Festung!
Ihr Anblick, so nahe bei Felsnest, war ein Schock, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Torgs Furcht, das riesige Gebilde könnte ihnen auf den Kopf fallen, war völlig unbegründet gewesen.
O Vuran, hätte die Bedrohung doch nur dem Schlachtfeld gegolten! Aber nein, Gothar und seine Schergen verfolgten ein ganz anderes, weitaus frevelhafteres Ziel. Sie steuerten direkt auf Felsnest zu!
Uroks gellender Schrei, mit dem er seine Schwester warnen wollte, verhallte ungehört in den felsigen Höhen, ohne auch nur annähernd bis zum Gipfel zu dringen. Obwohl jeder einzelne Muskel in ihm danach verlangte, den Berg hinaufzueilen und die Schwebende Festung mit dem blanken Wellenschwert anzugreifen, wusste sein Verstand doch ganz genau, dass dieses Vorhaben vollkommen unsinnig war. Was sich dort oben, so nahe am Himmel, abspielte, war ein Kampf zwischen Mächten, die viel zu groß für ihn waren.
Dort waren Kräfte im Spiel, der selbst seine Schwester nichts entgegenzusetzen hatte. Und er war nur ein einfacher Krieger.
Was konnte der schon angesichts einer solchen Schicksalsfügung tun?
Was, außer zu den anderen Scharen hinabzustürmen, um mit ihnen gemeinsam in der Schlacht zu sterben?
5
elsnest »Strengt euch an«, verlangte Ulke in einer grellen, fast kreischenden Stimmlage, die wie mit scharfen Messern in die Ohren schnitt. »Noch immer ist euer Ruf nicht inbrünstig genug, um das Rad des Feuers zu beschwören. Dabei müsste das Blut der Erde längst in hellem Aufruhr sein.«
Wie zur Antwort verstärkten die übrigen neunundzwanzig Priester den rauen Wechselgesang, doch so laut sie auch Vuran um Beistand anriefen, das Blut der Erde wollte einfach nicht in Wallung geraten. Irgendetwas blockierte ihr Ritual, das spürten sie alle genau, auch Ursa, die sich in ebenso tiefer Versenkung befand wie alle anderen. Das Blut der Erde, es stockte ganz einfach, anstatt zu brodeln.
Niemand wusste warum.
An ihr lag es nicht, dessen war Ursa sich gewiss. Gehorsam hatte sie ihren Geist von allen störenden Einflüssen befreit und sich mit den übrigen im Kreis zu einer festen Einheit verbunden. Die Augen fest geschlossen, stimmte sie die gleichen, tief in der Kehle entstehenden Töne an wie die restliche Priesterschar, aber das reichte nicht.
Panik keimte auf.
Zuerst irgendwo, vereinzelt in der Runde, aber dann in allen von ihnen. Selbst in Ulke, der laufend größere Kraftanstrengungen einforderte, um endlich einen Durchbruch zu erwirken. Längst floss kalter Schweiß von ihren Gesichtern, als sie plötzlich alle gleichzeitig ein heißes Sieden durchfuhr. Doch noch ehe sie frohlocken konnten, dass das Rad des Feuers beschworen war, entfernte sich die Empfindung auch wieder, und das Rad erschien ihnen danach unerreichbarer denn je. Vergeblich warteten die Orks auf ein weiteres Zeichen. Auf einen Erdstoß, der die Felsplatte erschütterte, oder wenigstens auf den Jubel ihrer Krieger, die in der tief unter ihnen klaffenden Schlucht um ihr Leben kämpften.
Höre …
Ursa hätte am liebsten vor Verärgerung geknurrt, als mit der heißen Woge, die durch ihren Körper schwappte, das wohlbekannte Wispern zurückkehrte. Wie gern hätte sie den Kopf geschüttelt, um die ferne Stimme zu vertreiben, doch damit hätte sie womöglich den gemeinsamen Rhythmus gestört, und das durfte nicht geschehen.
Nicht jetzt, nicht in diesem alles entscheidenden Moment!
»Gebt endlich eure Zurückhaltung auf, und öffnet all eure Sinne!«, befahl Ulke mit peitschender Stimme. »Nur gemeinsam sind wir stark genug, die aufgestauten Kräfte zu entfesseln!«
Ursa gehorchte dem Hohepriester ganz instinktiv, weil sie nicht mehr sie selbst, sondern Teil des gemeinsamen Bewusstseins war. Doch im gleichen Moment, da sich ihr eigener Wille völlig zurückzog, wurde sie von einer fremden Macht überwältigt, die glühend heiß über sie hereinbrach und jeden Widerstand im Keim erstickte.
Höre! , forderte erneut die ferne Stimme, der sie nun nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Höre und füge zusammen, wie du versprochen hast!
Obwohl sie die Augen weiterhin geschlossen hielt, sah Ursa erneut
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