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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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roten Nebel aufwallen, weitaus kräftiger und schärfer umrissen als beim ersten Mal. Dadurch trat die gefiederte Schlange viel deutlicher hervor. Überrascht stellte Ursa fest, dass das furchteinflößende Reptil nicht mehr allein vor ihr schwebte, sondern seinen geschuppten Leib durch ein von züngelnden Flammen umhülltes Rad schlängelte.
    Durch das Rad des Feuers!
    Sieh tiefer als die anderen, Urtochter, raunte es in ihren Ohren. Sieh hinter die Dinge!
    Ursa verstand nicht, was die Worte bedeuten sollten. Seltsamerweise war es ihr auch völlig egal. Obwohl sie weiterhin alles bei vollem Bewusstsein verfolgte, wurde ein Teil von ihr unendlich schläfrig. Dabei erschien es ihr beinahe, als würde sich ihr Verstand in einen tief verborgenen Winkel ihrer selbst zurückziehen; in ein geheimes Versteck, von dem sie nicht einmal geahnt hatte, dass es überhaupt existierte, und von dem aus sie alles wie aus weiter Ferne verfolgte, als wäre sie zwar eine interessierte, aber letztendlich doch völlig unbeteiligte Beobachterin.
    Plötzlich schien sie nicht mehr in der gleichen Welt wie Ulke und die übrigen Priester zu verweilen. Alles, was sie noch hörte, war das fremde Raunen, das jede Faser ihres Körpers erbeben ließ. Ein vielfach überlagertes Flüstern, das von Vuran stammen mochte oder vom Blut der Erde selbst, das auf diese Weise zu ihr sprach.
    Sieh mit deinem Herzen!
    Je eindringlicher die Stimme mahnte, desto mehr kam es Ursa vor, als bewegte sie sich durch einen fremden Fiebertraum. Einerseits fühlte sie sich seltsam schläfrig, andererseits waren ihre Instinkte so wach wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Lehren, Erinnerungen und Erfahrungen hatten plötzlich kein Gewicht mehr. Von nun an handelte sie nur noch instinktiv, ohne den Verstand zu gebrauchen. Alles, was ihr bislang die Sicht geraubt hatte, schrumpfte dadurch in sich zusammen.
    Das war der Moment, in dem sie wirklich zu sehen begann.
    Plötzlich traten die Schlange und das Rad so deutlich aus dem Nebel hervor, dass sie nicht mehr nur ihre äußere Form erkannte, sondern auch begriff, wofür sie standen. Aber natürlich! Wie hatte sie nur so blind sein können? Diese Abbilder waren lediglich Symbole für all jene, die nicht hinter die Dinge zu schauen ver mochten. Für all die Blinden, die zwar zu wissen glaubten, aber lediglich die äußere Form erblickten.
    Irgendwo außerhalb des Kreises ertönte ein dumpfer Schrei. Ursa erkannte die Stimme eines der vielen Novizen, doch was der Halbwüchsige genau rief, drang nur stark gedämpft an ihre Ohren.
    »Die Schwebende Festung bewegt sich!«, ertönte es voller Entsetzen. »Ich sehe es ganz deutlich! Und ich glaube, sie kommt direkt auf uns zu!«
    Unruhe erfasste den Bannkreis, nur Ursa blieb von allem seltsam unberührt. Im Gegensatz zu den anderen verspürte sie nicht den geringsten Wunsch, aufzuspringen und zu sehen, ob der Novize die Wahrheit sprach. Das war auch nicht nötig, denn vor ihrem geistigen Auge waren das Rad und die Schlange bereits zu roten Schlieren zerfasert, aus denen sich nun ein genaues Abbild ihrer Umgebung formte: Deutlich war zu sehen, dass die Schwebende Festung tatsächlich auf Felsnest zusteuerte. Doch Ursa erblickte noch mehr.
    Dinge, die ihr den Atem stocken ließen.
    »Lasst euch nicht ablenken!«, mahnte Ulke mit hallender Stimme, als säße er nicht mehr neben ihr, sondern irgendwo am anderen Ende eines langen Tunnels. »Beschwört das Rad des Feuers mit aller Macht, oder unser Volk wird untergehen!«
    Seine Worte stießen ins Leere, obwohl alle ihr Bestes gaben. Überall in der Runde verwandelte sich der Rhythmus der vor und zurück wiegenden Leiber unübersehbar in krampfhafte Zuckungen.
    »Geht es dir gut?« Ein nasser Lappen, der über ihr Gesicht fuhr, brachte Ursa kurz die Erinnerung an den eigenen Körper zurück.
    Obwohl sich ihr Fleisch weiterhin wie betäubt anfühlte, spürte sie undeutlich, wie ihr Moa zuerst die Stirn kühlte und anschließend den Schweiß von den Wangen und aus dem Nacken wischte.
    Doch sosehr sie die Fürsorge ihres Knappen auch zu schätzen wusste, Ursa brachte einfach nicht die Kraft auf, ihm zu antworten. Und schon einen Herzschlag später waren der Novize und die anderen Orks wieder in unendlich weite Ferne gerückt.
    Keuchend starrte Ursa auf das Abbild vor ihren geschlossenen Augen. Vor allem auf den weißblauen Wirbel, der die Schwebende Festung in Richtung Felsnest balancierte. Doch die Spirale war nicht ihre einzige

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