Blutorks 3 - Blutorks 3
Schläge des Blutes immer näher rückten – um dann, als es versuchte, die Grundfesten ihrer Bastion in flüssige Lava zu verwandeln, nach dem Atem des Himmels zu greifen und eine Levitation durchzuführen, wie sie noch kein Volk der Welt jemals gesehen hatte.
Mit solcher Macht riss er an den bereits durch den Feind gelockerten Fundamenten, dass die Himmelsfeste ruckartig emporfuhr. Zuerst nur eine Handbreit, aber dann, als sich erst einmal alle Verbindungen berstend und krachend voneinander gelöst hatten, immer höher und mit solcher Geschwindigkeit, dass die fremden Kräfte, die gerade nach ihnen langen wollten, mit in den Himmel geschleudert wurden.
Ihre Körper wurden plötzlich schwer wie Blei, so schnell ging es senkrecht empor. Erste Wolkenfetzen rauschten an den Außenmauern vorüber. Die Säule, die sie trug, bestand dabei nicht nur aus dem Atem des Himmels, sondern auch aus feuriger Lava und verdampfenden Wassermassen.
Raam konnte spüren, wie seine Feinde jede Kontrolle über die ihnen enteilenden Elemente verloren. Das war der Augenblick, in dem er nach ebendiesen Elementen langte, sie vollständig umschlang, sie unter seine Kontrolle brachte und in sich verkehrte. Ja, er griff in die Speichen des Rads, hielt den Sturm auf freier Ebene an und stoppte den Lauf des reißenden Flusses – er fror jede Veränderung ein und verkehrte damit alles, wofür die Kräfte eigentlich standen.
Und auch sich selbst.
Das war der Tag, an dem er unsägliche Schmerzen litt, weil sein Innerstes nach außen gestülpt wurde. Der Tag, an dem sein Gesicht verschwand, weil die Schleimhäute seines Halses nach außen wanderten, aber auch der Tag seines größten Triumphs, an dem aus Raam der Maar wurde und seine Priester zu Lichtbringern.
Der große Tag, an dem alle außerhalb ihrer Festung dem großen Vergessen anheimfielen.
DIE LETZTE ALLE R SCHLACHTE N
24
eifhorn
Als Bava zum ersten Mal erwachte, glaubte er, ins Reich der Schädellosen eingegangen zu sein. Er war tot, das stand für ihn fest, nach dem Kampf mit dem Frostbären erfroren.
Doch nichts von dem, was er sah, erinnerte an das Blut der Erde. Alles um ihn herum war kalt und weiß, selbst die Eisgestalten, die ihn mit Nahrung und warmer Kleidung aus weißen Fasern versorgten.
Erst der Duft eines frischen Fleischeintopfs, der wühlenden Hunger in ihm wachrief, brachte ihm die Erkenntnis, dass er wohl noch am Leben war. Dass die Nahrung in einem aus Eis geschnitzten Topf über kalten, bläulich weißen Flammen zubereitet wurde, aber trotzdem heiß und wohlschmeckend war, verwunderte ihn mittlerweile nicht mehr.
»Wir haben ein Stück aus dem Frostbären geschnitten, den du getötet hast«, sagte eine der transparenten Gestalten, deren Umrisse an eine frisch aus dem Eis geschlagene Frauenleiche erinnerten. »Wir selbst kommen schon sehr lange ohne Nahrung aus.«
»Was seid ihr?«, fragte er schmatzend. »Erfrorene Schattenelfen?«
»Etwas Ähnliches«, antwortete die Wortführerin der Gestalten ausweichend, während einige andere neugierig näher drängten. »Früher waren wir einmal Wasserelfen.«
»Wasserelfen?« Obwohl er noch kaute, langte Bava schon wieder in den Topf und schaufelte sich eine neue Portion in den Mund. »Von denen habe ich noch nie etwas gehört. Warum seid ihr zu Eis geworden?«
Statt zu antworten strich die Frau mit ihrer rechten Hand über einige spitz aufragende Eisstalagmiten. Die sanfte Berührung löste hohe Töne aus, und plötzlich waberten Bilder vor Bava in der Luft.
Verwundert starrte er auf eine Festung, die offensichtlich belagert wurde. Er wusste nicht, was ihn dabei mehr erstaunte. Dass Elfen, Menschen und Orks Seite an Seite kämpften oder dass ihm die Umrisse der Bastion so vertraut vorkamen.
»Das Ding sieht aus wie Gothars Schwebende Festung«, stieß er hervor, »nur dass sie noch in der Erde steckt.«
»Der wahre Herrscher der Himmelsfeste ist Raam«, erklärte ihm die Eiselfin. »Oder der Maar, wie ihr ihn heute nennt. Er hat schon immer das vierte der elementaren Kräfte missacht, darum haben wir ihm einst den Krieg erklärt.«
»Die vierte Kraft?« Bava leckte sich die Finger ab. »Ich kenne nur die drei Gesichter Vurans.«
»Weil die wahren Zusammenhänge außerhalb Reifhorns und der Schwebenden Festung in Vergessenheit geraten sind«, belehrte ihn die Elfin. »Dabei hast auch du dich schon darüber gewundert, warum Vurans großes Abbild, das in der Blutkammer erscheint, stets unvollständig
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