Blutorks 3 - Blutorks 3
Daumen hinter den Gürtel klemmte, doch er verzichtete immerhin darauf, in den vor ihm liegenden Sand zu spucken. Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, als er es als Ork unter den schwächlichen Menschen ohnehin schon tat, stierte er einfach stumpf vor sich hin.
Ordon fixierte ihn trotzdem mit unheilvollen Blicken, nicht nur, weil Urok alle anderen in der Linie um zwei Köpfe überragte, sondern auch, weil der Ausbilder umgehend über die Vorkommnisse der vergangenen Nacht unterrichtet worden war.
Ordons ohnehin schon finsteres Gesicht verdunkelte sich noch mehr, während er seinen Blick zwischen Urok und den drei Wolfshäutern hin und her wandern ließ. Die Großmäuler aus dem Grenzland zu Arakia waren grün und blau geschlagen, denn Urok hatte ihnen seine Kette, die er aus der Kerkerwand gerissen hatte, zu schmecken gegeben.
Der halblaut vorgetragene Bericht erboste einen der neben Ordon stehenden Männer so sehr, dass er seine Flammenpeitsche in einer drohenden Geste entrollte. Er war einer der fünf Hilfsausbilder, die sich den Kopf ebenso geschoren hatten wie ihr Meister und ein ähnlich weitmaschig geknüpftes Netzhemd über dem nackten, mit Öl eingeriebenen Oberkörper trugen. Selbst die Goldringe an ihren Ohren ähnelten denen von Ordon, nur dass ihre wesentlich kleiner und billiger waren.
Die mit Stacheln übersäte Natternhaut knisterte laut, als sich die fünf mit eingedrehten Eisenstücken versehenen Stränge voneinander lösten. Mit einer geschickten Bewegung aus dem Handgelenk fächerte sie der Kerl neben sich im Staub auseinander. Nun brauchte er bloß noch aus der Schulter heraus zuzuschlagen, um die furchtbare Geißel auf Urok niedergehen zu lassen.
Ordon machte eine kurze Geste mit der Hand, um den Eifer seines Gehilfen zu bremsen. Dieser gehorchte sofort, auch wenn er dermaßen verärgert darüber war, dass sich seine buschigen Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammenzogen, und das so eng, dass es aussah, als würden zwei Pelzraupen aufeinander zukriechen.
Urok taufte den Mann sofort Pelzauge und musste unwillkürlich über diesen stillen Einfall lachen.
Ordon bemerkte den Anflug von Heiterkeit, runzelte missbilligend die Stirn, unterdrückte aber weiterhin jeden offenen Wutausbruch.
»Wie ich hörte, können wir uns bei dir alle Kraftübungen sparen«, stellte er in abfälligem Tonfall fest. »Das freut mich, denn Herzog Garske hat mich damit beauftragt, aus dir tumbem Fleischberg innerhalb kürzester Zeit einen Krieger zu machen, der es mit dem Schattenelfen aufnehmen kann. Ich halte das für unmöglich, aber meine Ehre verlangt von mir, dass ich es zumindest versuche.«
Ein Mensch, der von Ehre schwafelte! In Uroks Ohren klang das dermaßen absurd, dass er sich nicht einmal zu einem abfälligen Brummen herabließ. Sein Gegenüber mit Missachtung strafend, verfolgte er nur aus den Augenwinkeln heraus, wie Ordon Anweisungen an seine Gehilfen erteilte.
Unter Pelzauges Führung entrollten zwei weitere Männer die Peitschen, ohne mit ihnen loszuschlagen. Stattdessen wiesen sie Urok wortlos an, dass er die Reihe der Gladiatoren verlassen und sich zu einer im Sand ausgebreiteten Decke begeben sollte, auf der ein Lederschurz und ein Leinenhemd für ihn bereit lagen.
Als er ihren Gesten nicht umgehend Folge leistete, knarrten über ihren Köpfen die ersten Bogensehnen. Hilfsausbilder und Bogenschützen bildeten eine gut aufeinander eingespielte Gemeinschaft. Dadurch, dass sie vorwiegend die Peitsche gebrauchten, gerieten die am Boden arbeitenden Wachen nicht in die Schusslinien der abwärtsgerichteten Pfeile. Das verlieh ihren Befehlen einen Nachdruck, dem die Gladiatoren kaum etwas entgegenzusetzen hatten. Selbst Urok blieb keine Wahl, als sich dem Druck der Übermacht zu beugen.
Während der restliche Haufen zu den gewohnten Übungseinheiten eingeteilt wurde, trat er mit weit ausholenden Schritten an die Decke heran. Pelzauge, der an seiner Seite eilig mitmarschierte, wickelte dabei die aus den Häuten der Feuernatter bestehende Peitsche auf und bedachte ihn die ganze Zeit über mit drohendem Blick.
»Wir nehmen dir jetzt das Kettengeschirr ab«, erklärte er, als er endlich merkte, dass sich mit diesem Schweigen kein Eindruck schinden ließ. »Spannst du dabei auch nur einen Muskel an, stirbst du sofort den gefiederten Tod, ist das klar?«
»Versuch einfach dein Glück«, knurrte Urok zur Antwort, um der Giftzunge ein wenig Angst einzujagen.
Statt zusammenzuzucken oder
Weitere Kostenlose Bücher