Blutorks 3 - Blutorks 3
hindurchgeschnürt, verhinderte dieser Riemen aus zähem Lindwurmleder, dass der kräftige Ork über die Brusthöhe hinweg nach oben oder nach vorn greifen konnte.
Derart in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, war Urok der Willkür der Wächter nahezu hilflos ausgeliefert. Sein Rücken trug bereits die Spuren ihrer Flammenpeitschen, denn sie verübelten es ihm, dass er unten im Kerker den Wandring aus der Verankerung gerissen hatte. Darum trug er auch als Einziger das schwere Kettengeschirr, während sich die übrigen Gladiatoren frei bewegen durften.
Um nicht blind umherstapfen zu müssen, verengte Urok die Augen zu schmalen Schlitzen, bis sie sich an die gleißende Helligkeit gewöhnt und die Pupillen entsprechend verkleinert hatten. Alles in ihm schrie zwar danach, sich gegen die entwürdigende Behandlung zur Wehr zu setzen, doch das hätte nur seine Suche nach dem Rad des Feuers erschwert. Schließlich hatte er sich absichtlich in den Kerker unterhalb der Arena werfen lassen. Darum musste er sich nun auch den schändlichen Riten des würdelosen Menschenvolks unterordnen, bis er einen Weg gefunden hatte, sie alle mit ins Verderben zu reißen.
So etwas nannte sich unter Veteranen eine Kriegslist und ließ sich durchaus mit der eigenen Ehre vereinbaren. Obwohl sich ein Ork natürlich lieber für die Anzahl der Köpfe besingen ließ, die er mit seinem Schwert oder der Axt von den Hälsen der Hellhäuter schlug, und nicht für die harte Zeit einer Gefangenschaft.
Das gleißende Rund der Sonne war erst dabei, den wolkenlosen Himmel zu erklimmen, dennoch staute sich innerhalb des ummauerten Ovals bereits die Hitze. Am Ende der ansteigenden Rampe angekommen, erwartete die Gladiatoren ein staubiger Platz, dessen feinkörniger Sand unter dem Einfluss von Regen und Sonne fest zusammengebacken war. Urok folgte einfach seinen Vorderleuten, die genau zu wissen schienen, wohin sie sich zu wenden hatten.
In einer Reihe hintereinander weg, wie eine frisch geschlüpfte Gänseschar – aus irgendeinem Grund schienen die Menschen diese Marschfolge zu lieben – ging es zum Ende des Kampfplatzes zu ihrer Linken. Sie passierten einige aus Balken gezimmerte Übungsgeräte, und Uroks Blick wanderte über die umliegenden Tribünen.
Dort hatte kein Publikum Platz genommen, dafür wurden sie von zahlreichen Bogenschützen gesäumt, die die Gladiatoren während der Übungskämpfe bewachen sollten. Angesichts der hohen, glatten Mauern, auf denen sie standen, waren diese Soldaten nur schwerlich zu attackieren, konnten aber ihrerseits schnell und gezielt den Tod in die Tiefe senden.
Wer sich angesichts solcher Übermacht gegen die Wachen auflehnte, konnte sich genauso gut ins eigene Schwert stürzen. Solch ein ehrloses Unterfangen kam natürlich nur für Hellhäuter in Frage, wenn sie nicht mehr weiterwussten. Ein Ork ertrug hingegen selbst ärgste Widrigkeiten, bis er einen Weg fand, wie er mit aller Gewalt zurückschlagen konnte.
Am Kopf des Arenenovals wartete ein kahlköpfiger Hüne auf die Gefangenen. Er selbst war unbewaffnet, wurde aber von mehreren Männern flankiert, die zusammengerollte Flammenpeitschen in Händen hielten.
Urok wusste sofort, dass es sich um Ordon, den Ausbilder der Gladiatoren, handelte, noch ehe er die goldenen Ohrringe sah, die so groß waren, dass sie beinahe bis zu den Schultern reichten.
Eine Narbe am Hals des ehemaligen Hauptmanns, nicht mehr als eine feine helle Linie, die sich deutlich von der gebräunten Haut abhob, erweckte den Eindruck, als habe jemand mal versucht, ihm den Hals durchzuschneiden, und unter den Gladiatoren kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte, ob die Narbe noch einem unzufriedenen Soldaten oder bereits einem der ihren zuzuschreiben war.
Ohne dass es einer speziellen Anweisung bedurfte, schwenkte die Marschreihe nach rechts herum und nahm vor Ordon Aufstellung. Urok kannte diese Prozedur bereits von den Morgenappellen, die Großgardist Thannos während des Gefangenentransports nach Sangor abgehalten hatte, und fügte sich entsprechend ein.
Der Aufenthalt unter den Menschen hatte ihn bereits mehr gelehrt, als ihm bisher bewusst gewesen war, und das freute ihn. Dass er sie nur unterwanderte, um ihre Schwächen ausfindig zu machen, würde dieses Volk noch früh genug erfahren.
Die übrigen Gladiatoren knallten die Hacken zusammen, Urok jedoch baute sich breitbeinig zwischen ihnen auf. Auch die eisernen Fesseln, die er trug, konnten nicht verhindern, dass er beide
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