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Blutorks 3 - Blutorks 3

Blutorks 3 - Blutorks 3

Titel: Blutorks 3 - Blutorks 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bleichen, wie mit Mehl bestäubt wirkenden Leib wandern.
    War das der Sündenfall, von dem Ulke gesprochen hatte? Ursa wusste es nicht. In diesem Moment wusste sie gar nichts mehr. Nur dass sie der Anblick ihres so lange verehrten Feuergottes zutiefst erschütterte.
    Neben ihr keuchte Finske erschrocken auf. Sie fühlte, wie seine Hand nach der ihren griff, und war plötzlich froh, den Alten an der Seite zu haben.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, wollte sie wissen.
    »Ein Riss durch die Zeiten«, hauchte Finske neben ihr. »So hat es uns Ulke immer erklärt. Das sind die Erinnerungen verstorbener Orks, die das Blut der Erde in seinem ewigen Strom mit sich führt.«
    Ursa wollte etwas erwidern, doch als Vuran sich auch noch auf die Hellhäuterin wälzte und sie mit Küssen bedeckte, wurde es ihr endgültig zu viel.
    »Genug!«, schrie sie. »Genug von diesem Gift, das uns zersetzen soll!«
    Gleichzeitig riss sie die Arme zu einer beschwörenden Geste empor und setzte all die ihr zur Verfügung stehenden Kräfte ein, um das Trugbild zu vertreiben. Das Blut der Erde setzte sich gegen diesen Befehl zur Wehr, das spürte sie genau, doch sie war einfach nicht in der Lage, noch mehr von diesen verstörenden Chimären zu ertragen.
    »Wir müssen das Blut der Erde bezähmen!«, rief Finske, dessen Hand sie mit in die Höhe gerissen hatte. »Konzentriere dich auf die Glutsäule! Wenn sie sich schließt, versiegen auch die Bilder!«
    Sie spürte, wie er seine Kräfte mit den ihren vereinte, und tatsächlich gelang es ihnen gemeinsam, das Blendwerk zu beenden.
    Für heute ist es genug, Urtochter , glaubte sie eine Stimme raunen zu hören, doch sie war sich dessen nicht sicher, weil sie ihre ganze Konzentration darauf verwendete, die glühenden Verzweigungen zurück in die Säule zu drängen. Du musst noch viel lernen, bis du wirklich begreifst .
    Finske und sie waren schweißgebadet, als der See endlich wieder ruhig und friedlich vor ihnen lag.
    »Niemand darf von diesem Schauspiel erfahren!«, rief Ursa erschrocken. »Nicht in diesen schweren Zeiten, in denen ohnehin alles aus den Fugen geraten ist! Sonst könnte der Bund der vereinigten Stämme endgültig auseinanderbrechen.«
    Der Hohe neben ihr nickte beflissen, als ob er keine andere Reaktion erwartete hätte. Ursa konnte sich in diesem Punkt auf ihn verlassen, das sah sie ihm an. Genauso wie sich Ulke stets auf seine Getreuen hatte verlassen können.
    Wie gut, dass Finske nun an ihrer Seite stand.
    Erst bei diesem Gedanken wurde Ursa wirklich klar, dass sie tatsächlich nicht mehr dieselbe Priesterin war wie früher. Die Bürde ihres hohen Amtes wog so schwer, dass das Gewicht unweigerlich jeden veränderte, der sie zu tragen hatte.
    Ursa erschauerte vor Entsetzen. Denn eins stand fest: Wenn sie nicht Acht gab, würde dieses Amt sie zum Schlechten hin verändern, ganz so, wie es Ulke passiert sein musste.

4
    m Frostwall
    Es war ein heftiger, plötzlich auftretender Schmerz, der Bava aus tiefstem Schlummer weckte, ein brutales Ziehen, das glühend heiß durch seine Adern schoss.
    Eben noch in traumlosen Tiefen versunken, schlug er sogleich die Augen auf. Eigentlich hätte es in der Schneegrube stockfinster sein müssen, doch er war noch viel zu verwirrt, um darüber nachzudenken, warum sein Mantel nicht mehr den Eingang verschloss. Anfangs sah er nur den eigenen Arm, der auf geheimnisvolle Weise über seinen Kopf gewandert war, dann den warmen, klebrigen Strom, der an der linken Hand herabrann, und schließlich in das, was er am meisten auf dieser Welt fürchtete: in Gabor Elfenfressers zornbebendes Gesicht.
    Von einem dünnen Kranz aus Morgenröte umgeben, starrte der Alte von draußen zu ihm herein. Trotz der weißen Krusten, die seine Stirn, die Wangen und das Kinn überzogen, war der Hass in seinen Zügen unübersehbar. Er musste die ganze Nacht hindurch gelaufen sein, um Bava einzuholen. Kleine Eiszapfen ragten aus seinen buschigen Augenbrauen und zitterten bei jedem Wort, das er über die blau angelaufenen Lippen würgte.
    »Für dich gibt es kein Entkommen, elender Verräter«, knurrte er heiser. »Selbst wenn du dich auf dem Dach der Welt verkriechen solltest, ich folge dir überall hin.«
    Noch ehe Bava in blankem Entsetzen zusammenzucken konnte, wurde er schon an der verletzten Hand gepackt und mit einem harten Ruck ins Freie gezerrt. Der Druck auf den durchtrennten Knochen löste neue Schmerzwellen aus, die ihm beinahe den Verstand raubten, trotzdem bemerkte

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