Blutorks 3 - Blutorks 3
Verschwinden war ihm deutlich anzusehen.
»Der Ork, der gegen einen Schattenelfen kämpfen soll«, nahm Grindel das Gespräch kurz danach wieder auf. »Das muss Urok vom Stamm der Ranar sein.«
Inome blieb abrupt stehen und wirbelte herum, einen kalten Glanz in den Augen, der sie seltsam fremd wirken ließ. »Der Ork aus der Arena?«, fragte sie beinahe angewidert. »Der nach seinem Eintritt in den Kerker gleich drei andere Gefangene mit der Kette verdroschen hat? Was schert es mich, wie dieses Scheusal heißt oder ob er dein Liebster ist?«
Verblüfft sah Grindel auf die Blonde hinab. Nicht wegen des Hasses, der ihr plötzlich entgegenschlug, den war sie von Menschen gewohnt. »Woher weißt du, das Urok mit anderen Gefangenen in Streit geraten ist?«, wollte sie wissen. »Davon habe ich auf dem Markt nichts gehört, und meine Ohren sind wesentlich besser als deine, kleine Hellhäuterin!«
Inome erschrak. Ihre Augen weiteten sich für einen winzigen Moment, doch der reichte aus, um sie zu verraten.
Abrupt drehte sie sich herum und wollte ihren Weg wortlos fortsetzen. Doch Grindel packte sie blitzschnell am Ellbogen und hielt sie mit Gewalt zurück.
Inome zuckte vor Schmerz zusammen, denn der Griff der Ork war hart und unnachgiebig, und sie musste die Lippen aufeinanderpressen, um nicht aufzuschreien. Da Grindels massiger Körper alle fremden Blicke fernhielt, blieb ihre Auseinandersetzung den Menschen um sie herum verborgen.
»Ich weiß nicht mehr, von wem ich das gehört habe«, log Inome kläglich. »Die Köchin muss es mir gestern im Haus erzählt haben.«
»Das glaube ich dir nicht«, raunte Grindel. »Aber ich ahne, von wem du das hast. Von der Füchsin, richtig? Von dem Kupferschopf, mit dem du gesprochen hast, als ich noch einmal einen anderen Korb aus dem Haus holen sollte.«
»Nein!«, widersprach Inome eine Spur zu hastig und verriet damit nur, dass Grindel vollkommen richtiglag. Trotzdem versicherte sie: »Die Frau hat mich bloß nach dem Weg gefragt.«
»Doppelzunge!«, beschimpfte Grindel die Menschenfrau mit mühsam unterdrückter Wut. »Ich habe dieses rote Weib schon häufiger in deiner Nähe gesehen, aber immer nur ganz kurz und in aller Heimlichkeit. Ist sie nicht auch aus deinem Tempel der Lust? Gib's zu, ihr beide steckt doch unter einem Fell! Jetzt weiß ich endlich, warum du freiwillig für die Köchin einkaufen gehst – weil du deine Füchsin treffen willst!«
Inomes Gesicht war längst zur Maske erstarrt, denn sie wollte ihr Geheimnis auf keinen Fall preisgeben. Aber ihre starre Miene war beinahe so gut wie ein Eingeständnis. Außerdem hatte sich der Geruch ihres Schweißes verändert, inzwischen wies er einen Stich ins Säuerliche auf. Ein Mensch hätte diese Abweichung kaum wahrgenommen, doch Grindels feine Nase konnte die Angst und den Hader riechen, die plötzlich in Inome herrschten.
Verärgert versuchte sich die Barbarin aus Grindels hartem Griff zu lösen, aber die ließ nicht locker. Sie wollte unbedingt wissen, was aus Urok, Tabor und ihren anderen Stammesbrüdern geworden war. Doch ehe sie erneut eine Antwort einfordern konnte, spürte sie einen Tritt in den Rücken.
»He, Scheusal, lass die Finger von der Frau!« Die herausfordernde Stimme, die hinter ihr erklang, schallte so laut durch den Basar, dass die sie umgebende Menschenmauer schlagartig von ihnen abrückte.
Den neu gewonnenen Raum nutzend, ließ Grindel von Inome ab und drehte sich langsam herum, um sich dann einem ganz in weiches Ziegenleder gekleideten Knaben gegenüberzusehen, der erst noch an der Schwelle zum Manne stand.
Hinter ihm drängten sich weitere seines Alters, vor denen er sich offensichtlich beweisen wollte. Sie alle trugen die gleichen wadenhohen Stiefel mit weißem Fellbesatz, außerdem ähnlich helle Ledertogen, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichten und bis tief auf die haarlose Brust ausgeschnitten waren. Nur ihre Haarpracht fiel vollkommen unterschiedlich aus, von wallenden Locken bis zur spiegelnden Glatze.
Ihr Wortführer trug offenes schulterlanges Haar von der Farbe reifen Getreides, ganz ähnlich dem von Inome. Vielleicht war das der Grund, warum er sich für sie einsetzen wollte, vor allem aber wohl deshalb, um sich vor aller Welt aufzuspielen.
Die rechte Hand auf den Dolch an seinem Gürtel gelegt, sah er Grindel herausfordernd an.
»Du gehörst wohl auch zu den Scheusalen, die seit einigen Tagen Sangors Straßen unsicher machen?«, fragte er, ohne eine Antwort zu
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