Blutorks 3 - Blutorks 3
erwarten, denn er fuhr gleich fort: »Damit ist jetzt Schluss. Wenn sich nicht die Stadtwache um solche wie dich kümmert, müssen wir das eben übernehmen.«
Den Blicken einiger vorbeidrängender Männer und Frauen nach gehörte die Bande selbst zu denen, auf die für gewöhnlich die Stadtwache ein Auge warf. Einige von ihnen kauten demonstrativ an Trockenfrüchten und anderen Naschereien herum, die sicherlich nicht ehrlich erworben waren.
Grindel verspürte den unwiderstehlichen Drang, den Wortführer zu packen und in die nächste Auslage zu werfen. Doch kurz bevor sie einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begehen und ihre halb geöffneten Pranken heben konnte, drängte Inome an ihr vorbei und stellte sich vor sie.
»Verschwindet!«, rief sie der ganzen Gruppe zu. »Diese Ork ist das Eigentum des Herzogs. Wer sie beschädigt, findet sich schneller in der Arena wieder, als ihm lieb ist!«
Ihr scharfer Tonfall ließ die Jungen zusammenzucken, doch die Überraschung hielt nur wenige Herzschläge an, dann brachen sie in Gelächter und Anzüglichkeiten aus. Ihr Wortführer trieb es dabei besonders dreist.
»Ist das der Dank für meine Hilfe?«, rief er aus. »Ich hatte eigentlich erwartet, dass du vor mir auf die Knie gehst.«
Um zu unterstreichen, was damit gemeint war, hob er den Rand seiner Tunika an. Was darunter zum Vorschein kam, sah eher kümmerlich aus, und Inome gab ihm das mit entsprechend spöttischen Bemerkungen zu verstehen.
Auf einen Schlag knallrot im Gesicht, ließ der so Gedemütigte den Ledersaum los und langte nach dem Messer an seinem Gürtel, zog es mit einer geschmeidigen Bewegung hervor. Die scharf geschliffene Klinge fing einen Strahl der Sonne ein und warf ihn gleißend zurück.
Damit vermochte er Inome keine Angst einzujagen, trotzdem machte sich Grindel bereit, auf den überheblichen Zwerg loszugehen. Noch ehe die Klinge Schaden anrichten konnte, klapperte sie jedoch auf das Pflaster zu ihren Füßen.
Der mächtige Schatten, der kurz zuvor wie aus dem Nichts auf die Hand des Blonden niedergegangen war, entpuppte sich als ein riesengroßes Schwert mit wellenförmig verlaufender Schneide, die leicht gebogen war wie ein Säbel, ähnlich den Hornschwertern, die die Gepanzerten trugen. Allerdings war die Klinge eindeutig aus Blutstahl geschmiedet.
Grindel wusste sofort, was das für eine Waffe war: Uroks Wellenschwert.
Die Hand, die es führte, gehörte Morn, dem Halbling aus dem Grenzland, den es mit den Orks nach Sangor verschlagen hatte. Drohend baute sich der Hüne vor der plötzlich verstummten Meute auf. Sein Hieb auf das Handgelenk war mit der flachen Seite erfolgt, doch nun ließ er alle die doppelseitig geschliffene Außenschneide sehen.
»Fort mit euch«, forderte er knurrend. »Bevor ich die Geduld verliere.«
Das brauchte er den jungen Kerlen nicht zweimal zu sagen. In Windeseile stoben sie davon, nur zwei Pflaumenkerne und einen angebissenen Apfel an der Stelle zurücklassend, an der sie eben noch gestanden hatten. Trotz der dichten Mauer aus Körpern, die sie umgab, tauchten sie blitzschnell in den riesigen Menschenstrom ein, der sich unablässig durch den Basar wälzte. Der Platz, den sie gerade noch belegt hatten, wurde schon drei Herzschläge später von neu vorbeikommenden Besuchern bevölkert.
Ein paar unfreiwillige Zeugen der ganzen Szene spendeten noch verhaltenen Beifall für Morns beherztes Eingreifen, andere machten lieber abfällige Bemerkungen über das fremde Pack, das immer häufiger in den Straßen zu sehen wäre, seitdem Herzog Garske die Geschicke der Stadt lenkte – dann hatten die meisten auch schon wieder verdrängt, was gerade passiert war.
Achselzuckend steckte Morn das Schwert zurück in die Scheide und wandte sich Grindel zu. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme.
Die Ork hätte ihm beinahe darauf geantwortet, beherrschte sich aber im letzten Augenblick.
»Die Arme kann nicht reden«, mischte sich Inome hastig ein. »Zu viel Schwarzer Mohn, verstehst du?« Sie ließ ihren Zeigefinger auf Schläfenhöhe kreisen, um zu verstehen zu geben, dass das Mittel dem Orkweib alle Sinne raubte.
»Aha, alles klar.« Der Halbling wusste plötzlich nicht mehr, wohin mit seinen Händen. Besonders, als Inome auf ihn zutrat und sich fest an seinen Brustkorb schmiegte.
»Vielen Dank für deine Hilfe«, flüsterte sie ergriffen. »Wie kommt es nur, dass du eingeschritten bist, während so viele andere achtlos
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