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Blutorks 3 - Blutorks 3

Blutorks 3 - Blutorks 3

Titel: Blutorks 3 - Blutorks 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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kleines Stück von mir entfernt ist er vorbeigegangen!« Dabei hielt sie zwei vertrocknet wirkende Zeigefinger dicht aneinander, um zu zeigen, wie unendlich knapp sie dem Unglück entronnen war. »Dieses fürchterliche Rohr, das er an seinem Arm trug, hätte mich beinahe gestreift. Ich dachte schon, mir bleibt das Herz stehen!«
    Das Faltenlabyrinth der Älteren vertiefte sich vor Unglauben. »Ach, hör doch auf. Du übertreibst ja!«
    »Aber nein!« Die Jüngere der beiden Greisinnen warf vor Empörung die Arme in die Luft. »Und ich habe mich ja auch noch gewundert, dass der so frei herumlaufen darf! Wenn das bloß gut geht, habe ich noch gedacht, als er allein die Straße hinauf ist.« Den letzten Worten verlieh sie einen unheilschwangeren Ton, nur um gleich darauf triumphierend fortzufahren: »Vor der Arena ist er dann auf diese Gardisten los und hat sie furchtbar zugerichtet. Ein ganzes Dutzend soll dabei ums Leben gekommen sein, bevor sie ihn endlich niederringen und einkerkern konnten.«
    »Diese Bestien gehören alle eingekerkert, dann kann man sie in der Arena aufeinanderhetzen«, mischte sich der entnervt wirkende Händler ein, um ihnen dann ein paar schon leicht faulig riechende Seeigel zum halben Preis anzubieten. Statt für Fische oder Meeresfrüchte interessierten sich die Greisinnen jedoch weiterhin mehr für ihren Tratsch, obwohl sie die besten Plätze an seinem Stand blockierten.
    Im gleichen Moment, da Inome und Grindel an die von einem Sonnensegel beschattete Auslage traten, verstummten alle Gespräche, und nicht nur die beiden Alten, auch alle anderen Kunden suchten ängstlich das Weite. Nur ein etwa dreijähriges Kind, das von der eigenen Mutter vergessen wurde, blieb zurück.
    Einen Moment lang stand es nur verwirrt da: ein kleines Häufchen Elend in einem grauen Kittel, der gerade mal bis zu den Oberschenkeln reichte. Erst als Grindels Schatten über seinen schmächtigen Körper fiel, schaute es eingeschüchtert in die Höhe, drückte die aus Sackleinen genähte Strohpuppe, die es in Händen hielt, fest an die Brust und begann laut zu weinen.
    »Was hast du denn, mein Kleiner?« Inome strich dem Jungen sanft über den Kopf, doch daraufhin begann er nur umso lauter zu schreien. Da langte sie ihm vorsichtig unter die Achseln und trug ihn zu seiner Mutter, die zwar verzweifelt die Hände nach ihm ausstreckte, aber es nicht wagte, in Grindels Reichweite zurückzukehren.
    Inome erhielt kein Wort des Dankes, stattdessen wurde der Fischhändler laut, als sie an die mit feuchtem Seetang ausgeschlagenen Holzkisten trat. »Macht, dass ihr fortkommt!«, schnauzte er sie an. »Ihr vertreibt mir die ganze Kundschaft!«
    »Du weigerst dich, deine Ware an eine Bedienstete des Statthalters zu verkaufen?«, gab sich Inome überrascht. »Das wird er aber nicht gern hören!«
    Das Gesicht des Mannes war von der Meeressonne gebräunt, doch auf einen Schlag verlor es alle Farbe. »Ihr kauft für den Herzog ein?«, stammelte er mit bebender Stimme. Sein Adamsapfel tanzte hektisch in der Kehle auf und ab, während er von Inome zu Grindel und wieder zurück schaute. »Aber natürlich dürft Ihr bei mir einkaufen«, beeilte er sich zu versichern. »Alles und so viel Ihr nur wollt.«
    Da war sie wieder – Inomes freundlich lächelnde Art, einen Kampf zu gewinnen. Dabei gebrauchte sie keine scharfe Klinge, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern wählte einfach nur die richtigen Worte. Grindel spürte fast so etwas wie Bewunderung, verscheuchte aber diesen Anflug von Schwäche, ehe sie sich in ihr festsetzen konnte.
    »Ein Ork mit einem Unterarmschutz«, wandte sie sich flüsternd an Inome und meinte damit das Rohr , das die Greisin vorhin erwähnt hatte. Sie beugte sich, während sie leise sprach, so weit vor, dass ihre Lippen fast das von strohblonden Strähnen bedeckte Ohr der Hellhäuterin berührten. »Das kann nur Urok sein.«
    Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Na und?«, fragte sie ebenso leise zurück, bevor sie sich wieder dem Fischhändler zuwandte, der ihr gerade die gewünschten Schollen zur Begutachtung reichte. Nachdem sie die Ware eingehend geprüft und den Preis heruntergehandelt hatte, packte Inome sie in den Weidenkorb, den Grindel auf dem Rücken trug, und verabschiedete sich mit honigsüßen Worten von dem Händler, der ihnen mit fest aufeinandergepressten Lippen nachwinkte. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte, seine Gefühle zu unterdrücken, die Erleichterung über ihr

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