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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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haben. Fast hatte ich mich schon dazu durchgerungen, ihn doch zurückzugeben, doch spätabends saßen Vera und ich noch bei einer Flasche Sherry zusammen, und sie hat mir ein paar Dinge über meinen Vater erzählt … von seinen Geliebten, die er schon hatte, als er und meine Mutter ganz frisch verheiratet waren, und wie er sich an seinen Mandanten bereichere – als ob er noch mehr Geld bräuchte! Derselbe Mann, der mich von Geburt an über Anstand und Verantwortung belehrt hat, und mich stetig drängt, alles aufzugeben, was mir wichtig ist, um endlich eine anständige und langweilige Dame der Gesellschaft zu werden. Seine Scheinheiligkeit widert mich an.“
    â€žUnd so entschieden Sie sich, den Revolver zu verkaufen“, stellte Nell fest.
    Emily klopfte die Zigarettenasche auf den Boden und nickte. „Ich ging zu einem Büchsenmachermeister, der einen guten Ruf hat. Doch der sagte mir, dass es gar nicht Stonewall Jacksons Revolver sei. Die Waffe wäre praktisch wertlos. Ich meinte zu Tante Vera, jetzt könne ich sie ihm auch zurückgeben, aber ich würde überall herumerzählen, dass es nur eine billige Nachbildung sei – da stünde mein Vater dann ganz schön dumm da. Aber da sagte Vera auf einmal etwas. Sie sagte: ‚Schade eigentlich, dass Mrs. Kimball den Revolver tatsächlich nicht hat. Um ihn zurückzubekommen, würde Orville ihr gewiss mehr zahlen als läppische achthundert Dollar.‘ Sie sagte es ganz beiläufig, aber mich brachte das natürlich auf eine Idee.“
    â€žJa, das kann ich mir gut vorstellen“, murmelte Nell.
    â€žIch lag die ganze Nacht wach und dachte darüber nach“, fuhr Emily fort. „Am nächsten Tag sagte ich zu Fiona, dass Mrs. Kimballs Dienstmädchen gekündigt hätte, und ob sie sich nicht vielleicht dort vorstellen wolle. Ich erzählte ihr auch von den Erpressungen. Wenn sie die Stelle bekäme und auch diese Aufgabe von Clara übernähme, so sagte ich ihr, würde sie schon bald eine ganze Menge Geld für ihren Laden zusammengespart haben.“
    â€žDa wusste sie aber noch nichts von Ihrem Plan, Ihren Vater seine eigene Lefaucheux zurückkaufen zu lassen?“, fragte Nell nach. Sie wusste die Antwort zwar, wollte sie aber ganz gern von Emily selbst hören.
    Emily schüttelte den Kopf. „Nein, ich dachte mir, das könnte sie vielleicht abschrecken. Und tatsächlich zögerte sie zunächst, als ich ihr meinen Plan einige Wochen später vorschlug, aber sie wünschte sich ihren Laden so sehr, dass sie letztlich dann doch mitmachte. Ich wollte keinen Brief schicken, weil ich mir nicht sicher war, ob ich Mrs. Kimballs Handschrift überzeugend genug würde fälschen können, und deshalb schickte ich Fiona direkt zu meinem Vater, um ihm den Handel zu unterbreiten. Den Tag darauf hatte er auch schon gezahlt. Fiona und ich haben uns das Geld geteilt.“
    â€žUnd das Erste, was Sie danach taten“, setzte Nell hinzu, „war eine Schiffspassage nach Liverpool zu buchen.“
    â€žNoch am selben Nachmittag“, bestätigte Emily.
    â€žHat es Vera denn überhaupt nichts ausgemacht, dass sie diesmal nicht mit von der Partie sein würde?“, fragte Nell.
    â€žOb es ihr nichts ausgemacht hat?“, wiederholte Emily und lachte ungläubig. „Sie ist völlig durchgedreht, als sie zufällig die Fahrkarte auf meinem Schreibtisch entdeckte und ihr aufging, was das bedeutete – völlig durchgedreht ist sie, wirklich. Sie hat geschrien und geschluchzt … richtiggehend getobt. Fast hätte ich noch erwartet, dass ihr Schaum über die Lippen käme.“
    Nell und Will sahen einander an. Das klang ja nun gänzlich anders als Veras Darstellung.
    â€žIch habe sie nie zuvor so gänzlich die Fassung verlieren sehen.“ Kopfschüttelnd trat Emily ihre Zigarette aus. „Das hätte ich ihr eigentlich gar nicht zugetraut. In gewisser Weise war ich sogar beeindruckt. Endlich eine menschliche Gefühlsregung bei der lieben netten Vera Pratt … Aber etwas besorgniserregend war es natürlich auch. Sie schrie herum und sagte Dinge über Fiona und mich … Dinge, die ich niemals von ihr zu hören geglaubt hätte. Am meisten ereiferte sie sich darüber, dass wir beide nun ‚das ganze Geld an uns reißen würden‘, obwohl wir – also Vera und ich – eine Abmachung gehabt

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