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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Verzierungen am Abschluss des Sockels gehalten hatte, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als Bühnenlichter. Das Lächeln des Engels war geheimnisvoll, und wenngleich die Gestalt den Kopf gesenkt hatte, blickten die Augen doch nach vorn – so, als sehe sie sich einem begeisterten Publikum gegenüber.
    â€žDas ist ja Mrs. Kimballs Gesicht“, stellte Nell fest.
    Will nickte schweigend.
    Nell las abermals die Inschrift. „Achtundvierzig Jahre … Das würde heißen …“
    â€žIch weiß“, sagte Will. „Wäre sie achtundvierzig gewesen, als sie starb, könnte sie während der Cholera-Epidemie 1832 erst elf Jahre alt gewesen sein. Wenn wir hingegen annehmen, dass sie vielleicht sechzehn war, als die Seuche in New York wütete und ihr Kind dahinraffte, müsste sie dreiundfünfzig gewesen sein, als sie starb.“
    â€žWenn du es nicht weitersagst, sage ich es auch nicht weiter.“
    Will lächelte sie an. Es schien, als wolle er etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Er sah eine Weile zu Gracie hinüber, die mit ihrem Blumenstrauß zwischen Gedenksteinen und Grabskulpturen herumhüpfte, dann sah er wieder Nell an.
    Durch ihren Handschuh hindurch drückte er sanft ihre Hand und sagte leise: „Ich werde dich auch vermissen.“
    Tja, dann weißt du mal, wie das ist, denn ich vermisse dich immer ganz entsetzlich, wenn du fort bist, und du bist viel öfter fort als ich. Das hätte sie am liebsten gesagt. Doch stattdessen meinte sie nur: „Wirst du in Boston sein, wenn wir von Cape Cod zurückkommen?“
    â€žJa“, erwiderte er zögernd. „Ich werde hier sein.“
    Nell erwiderte seinen Blick, bis sie es nicht länger ertragen konnte, sah dann zu Gracie hinüber und legte die Hände an den Mund und rief: „Lauf nicht zu weit, Butterblümchen. Bleib hier, wo wir dich sehen können.“
    â€žDu könntest mir jetzt die Blumen bringen!“, rief Will.
    Mit dem Strauß in beiden Händen kam Gracie herbeigerannt – es war ein so prächtiges Gebinde verschiedenster Orchideen, dass Nell meinte, er müsse bestimmt jedem Blumenhändler Bostons sämtliche dieser exotischen Gewächse abgekauft haben.
    Will ließ sich auf einem Knie nieder und legte die Blumen zu Füßen des Grabmals. „Orchideen, Mrs. Kimball. Diesmal habe ich daran gedacht.“
    â€“ ENDE –

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