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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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nennt.“ Vera klopfte das Kopfkissen auf, lehnte es an die Wand und machte es sich mit ihrem Cocktail in der Hand auf dem Bett gemütlich. Sie sah aus wie Kleopatra auf ihrem Diwan. „Eine Killermaus huscht immer nur an der Wand entlang und versucht nicht aufzufallen, kriecht und fiept, fiept und kriecht, bis sie dann eines Tages jäh zum Angriff übergeht.“
    â€žUnd was hat den Angriff der Maus in diesem Fall ausgelöst?“, fragte Will, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Schreibtisch lehnte.
    â€žOh, ich hatte mir gerade den schönsten aller Hüte gekauft und werde ihn nun niemals tragen können! Und alles nur wegen dieser verdammten Vera Pratt. Als ich nach Hause kam, war sie schon da und stritt sich lautstark mit der armen Fee – oben in meinem Schlafzimmer. Ich hörte die beiden schon unten, als ich zur Tür hereinkam. Als ich nach oben ging, fand ich meine Schmuckschatulle geöffnet, und all meine Ketten lagen achtlos beiseite geworfen herum. Vera hatte eine Waffe in der Hand, doch da sie mir den Rücken zukehrte, bemerkte sie mich nicht gleich. Sie schrie Fee an, dass sie ihr das Rote Buch geben solle.“
    â€žUnd da haben Sie sich Ihre Remington unter dem Kopfkissen hervorgeholt“, vermutete Nell.
    â€žJa, aber dann drehte Vera sich jäh um und sah mich, packte Fee bei der Schürze und hielt ihr den Revolver an die Schläfe. Jetzt erst bemerkte ich, dass sie Orvilles geschätzten Stonewall-Jackson-Revolver hatte. Ich sagte zu ihr: ‚ Sie haben ihn also gestohlen – das ist ja allerhand.‘ Und da meinte sie, dass eigentlich du es gewesen warst, Emily. Sie hätte ihn lediglich unter der Matratze deines Bettes hervorgeholt, um dich dafür zu bestrafen, dass du ohne sie auf Reisen gehen wolltest. Nun hatte sie gehofft, mit dem Erlös aus dem Verkauf meiner Diamantketten ihre eigene Reise bezahlen zu können – bis sie dann bei genauerer Betrachtung feststellen musste, dass es lediglich Imitate waren. In weiser Voraussicht hatte sie allerdings einen alternativen Plan parat.“
    â€žDas Rote Buch“, sagte Will.
    â€žDamit sie ihren Bruder erpressen konnte?“, fragte Nell.
    Vera zuckte die Achseln. „Den und vielleicht einige der anderen. Wer weiß schon, was sich in dem Kopf dieser Person abspielte? Fee, die treue Seele, weigerte sich indes standhaft, ihr zu verraten, wo ich das Rote Buch verwahrte. Und sie sagte mir, ich solle es ihr ebenfalls nicht verraten. Vera würde sie schon nicht umbringen, meinte sie, dazu sei sie doch gar nicht fähig, aber ich war mir da keineswegs so sicher – zumal nicht, nachdem Vera mit leisem Klicken den Hahn des Revolvers spannte.“
    â€žEs gab also sozusagen ein Patt“, stellte Will fest, „Sie zielten mit Ihrer Pistole auf Vera und Vera mit dem Revolver auf Fiona.“
    â€žVera wiederholte, dass sie Fee erschießen würde, wenn ich das Buch nicht herausrückte. Mir schien es das nicht wert, dafür Fees Leben aufs Spiel zu setzen, und so sagte ich ihr, dass es in dem Tresor hinter dem Gemälde wäre. Ich warf ihr die Schlüssel zu und warnte sie, dass ich sie umbringen würde, wenn sie Fee auch nur ein Haar krümmte. Vera wies Fee an, das Bild von der Wand zu nehmen. Fee weigerte sich. Vera schrie sie an, drohte ihr … Da versuchte Fee, ihr den Revolver aus der Hand zu schlagen. Und da …“ Vera schloss gequält die Augen, schüttelte den Kopf. „Etwas so Schreckliches habe ich noch nie gesehen. Es gab einen Knall, und … und alles barst. Fees Kopf …“ Mit zittriger Hand hob sie das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug, Tränen rannen ihr über die Wangen.
    â€žUnd dann haben Sie versucht, Vera zu erschießen?“, fragte Nell.
    â€žJa, aber ich habe sie nicht getroffen. Sie hat einen Schuss auf mich abgefeuert, und ich fand mich rücklings auf dem Boden wieder. Ich muss kurz das Bewusstsein verloren haben, und mir war, als wenn ein schwerer Sandsack auf meiner Brust läge. Als ich die Augen öffnete, sah ich, wie Vera meine Ketten zusammenraffte und sie Fee in die Hände drückte. Mir wurde bewusst, dass sie es wie einen Raubüberfall aussehen lassen wollte, aber ich konnte nichts tun. Ich konnte mich nicht mehr rühren, sie nicht davon abhalten.“
    â€žHeute Abend“, meinte Will, „als Miss Sweeney und ich Vera sagten, dass es so

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