Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
Vom Netzwerk:
hatte.
    Schließlich fand sich auch noch ein angefangener Brief, den Vera an „Orville“ geschrieben hatte und in dem sie binnen zweier Tage dreitausend Dollar verlangte, sonst „werde ich deine unterhaltsamsten Privatvorstellungen aus dem Roten Buch deiner Frau, deinen Freunden, deinen Mandanten, sämtlichen Mitgliedern des Somerset Club, deinen Kollegen – kurzum allen Leuten, die für dich von Bedeutung sind – zukommen lassen. Und versuche nicht, mich wieder reinzulegen wie beim ersten Mal, denn ich schwöre dir bei Gott, dass du für alle Zeiten ruiniert sein wirst, sollte ich das Geld nicht bis spätestens übermorgen haben.“
    â€žWas soll das denn?“, wunderte sich Foster. „Vera konnte doch wohl kaum ernstlich glauben, dass Foster diesen Brief ernst nehmen würde. Virginia Kimball ist tot.“
    â€žDer Tod ist relativ“, ließ sich eine Stimme hinter ihnen vernehmen – eine leicht rauchige Frauenstimme mit nur der Andeutung eines vornehmen Südstaatenakzentes.
    Als sie sich umdrehten, sahen sie Vera Pratt in der Tür stehen. Sie trug einen offenen seidenen Morgenmantel, darunter ein dazu passendes Nachthemd, das Haar fiel ihr lang über die Schultern, in der Hand hielt sie ein gestieltes Glas, in dem sich ein rubinrotes Getränk mit einer Kirsche darin befand; selbst aus drei Metern Entfernung noch konnte Nell Gin und süßlichen roten Wermut riechen. Es war ein Martini.
    â€žDoc.“ Gemächlichen Schrittes schlenderte Vera durch das Zimmer, schwang ihre Hüften, den Blick dabei einzig auf Will gerichtet. „Wie lange es doch schon her ist.“ Sie streckte die Hand aus, um ihm über die Wange zu streicheln. Ihre Augen glänzten. „Es gibt so viele Dinge, die ich dir sagen … die ich dir schon immer mal erklären wollte …“
    Emily trat einen Schritt vor. „Tante Vera …“
    Geschwind hielt Nell sie am Arm fest und schüttelte den Kopf.
    Will sah erst Nell an, dann blickte er Vera in die Augen. „Sie müssen mir nichts erklären, Mrs. Kimball.“
    â€žAber ich war so herzlos und grausam zu dir.“
    â€žSie hatten Ihre Gründe dafür. Das verstehe ich gut – sehr gut sogar.“
    Vera schloss kurz die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, schimmerten sie feucht von Tränen. „Wenn du nur wüsstest, wie viel es mir bedeutet, dass du mir das sagst.“
    Will nickte, sichtlich erschüttert.
    Da fiel Veras Blick auf das Rote Buch in seiner Hand und auf die Briefe, die Nell und Foster noch immer in Händen hielten. „Ihr fragt euch sicher, was ich damit vorhatte“, meinte sie mit einem leicht durchtriebenen Lächeln.
    â€žWahrscheinlich genau dasselbe wie vor Ihrem … tragischen Ableben“, vermutete Nell.
    Vera lachte leise und hob ihr Glas an die Lippen. „Es braucht schon mehr als eine so winzige Kugel durch die Brust, um Virginia Kimball den Spaß zu verderben.“
    â€žJa, das sehe ich“, erwiderte Nell. „Allerdings wundere ich mich doch darüber, wie Sie das so gut hinbekommen haben.“
    â€žSie meinen … meine wundersame Auferstehung?“ Mit beiläufiger Geste winkte sie ab und sagte: „Nichts leichter als das. Vera war auf der Suche nach einer entschwundenen Seele, die ‚sich ihrer irdischen Form annehmen würde‘, was durchaus eine ziemlich gute Idee war, fehlte dem armen Ding doch eine eigene Persönlichkeit. Ich hatte mich derweil mal auf der anderen Seite umsehen können, und ein Blick genügte mir, um zu wissen, dass ich so schnell wie möglich wieder zurückwollte in einen schönen, warmen Körper. Was keineswegs heißen soll, dass ich mit diesem hier sonderlich zufrieden wäre“, fügte sie hinzu und schaute verächtlich an sich hinab, „und ich freue mich ganz gewiss nicht darauf, allein in ihrem trostlosen Bett zu schlafen – aber in der Not frisst der Teufel eben Fliegen. Zudem hat es einen gewissen Reiz und entbehrt durchaus nicht der komischen Ironie, ausgerechnet den Körper der Person in Besitz zu nehmen, die einen umgebracht hat. Max sollte ein Stück darüber schreiben! Das wäre doch zu komisch.“
    Emily sog scharf den Atem ein; Foster legte den Arm um sie. „Du hast wirklich … ich meine, Vera hat … sie hat wirklich …?“
    â€žDeine Tante ist, was man gemeinhin eine ‚Killermaus‘

Weitere Kostenlose Bücher