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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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leid«, erwidere ich schnell. Ich versuche mir mein Leben ohne meine Schwester vorzustellen, aber das ist unmöglich. Wäre sie fort, würde auch mein Leben enden. Ich werfe Silas, wie ich hoffe, ein mitfühlendes Lächeln zu. Er nickt zur Antwort.
    Am Ende der Gasse steht ein Wagen ohne Radkappen und Stoßstange, die Fahrertür ist aufgerissen. Auf dem Rücksitz liegen Papiertüten und Papierbecher hoch aufgestapelt.
    Ich runzele die Stirn. »Das Ding hat es bis nach Kalifornien geschafft?«
    »Nicht nur das! Ich habe es dort sogar mit Pflanzenöl zum Laufen gebracht.«
    Ich seufze. »Den ganzen Weg bis nach Kalifornien und nicht ein einziger Fenris …«
    Silas grinst und legt mir einen Arm um die Schulter. »Lett, du musst dir endlich ein Hobby zulegen. Komm, ich fahr dich nach Hause.«
    Ich lasse mich auf den Beifahrersitz fallen und werfe ein paar leere Limoflaschen in den Fußraum. Das Fenster habe ich nach unten gekurbelt, noch ehe Silas die Tür der Fahrerseite erreicht hat. In Autos werde ich immer klaustrophobisch – vielleicht weil ich nicht oft darin fahre. Silas gleitet neben mir in den Wagen und fummelt an ein paar Kabeln herum, die am Zündschloss heraushängen. Der Wagen röhrt und springt an.
    »Was war hier so los? Ich habe nicht gewusst, dass die Rudel wieder in Ellison herumstreunen«, sagt Silas.
    Ich zucke mit den Schultern. »Das ist auch irgendwie neu. Der war schon eine Weile hier, glaube ich. Er gehörte zu den Münzen. Keine Spur von Pfeil oder Glocke.«
Wie sehen die Rudel an der Westküste aus? So groß wie die im Süden, genauso wild? Gibt es dort jemanden wie mich hier, der sie vernichtet? Wie viel mehr könnte ich erreichen, wenn ich in Kalifornien, statt im hinterwäldlerischen Georgia wäre?
    Ich kann nicht glauben, dass er nicht zumindest einmal gejagt hat …
    »Danke auch für die Geburtstagsglückwünsche«, unterbricht Silas meine Gedanken.
    »Oh, Silas, das hab ich total vergessen. Tut mir leid. Bist du jetzt endlich alt genug zum Trinken?«, frage ich.
    Er grinst. »Es ist nicht so toll, wie man denken könnte.«
    Wir gleiten am Stadtrand vorbei und in die Nacht hinein. Ein paar verstreute Farmen leuchten wie Sterne auf den Hügeln, ansonsten gibt es nichts, außer dem matten Leuchten des einen funktionierenden Frontlichts. Ich vergewissere mich noch einmal, dass kein Blut auf meinem Beil oder meinem Jagdmesser ist, und wickele dann beide in meinen Mantel. Danach klappe ich die Sonnenblende nach unten und verziehe das Gesicht, befeuchte meine Finger und versuche, mein Haar zu glätten, das in alle Richtungen absteht, als hätte ich auf dem elektrischen Stuhl gesessen.
    »Es sieht ganz so aus, als hätte Ellison sich nicht großartig verändert«, stellt Silas fest und hält dann plötzlich inne. »Hey, seit wann kümmert dich dein Haar?«
    »Seit eben«, antworte ich schnell, richte mein Shirt und stecke den Mantel mit den Waffen unter den Sitz, als wir auf eine unasphaltierte Straße abbiegen.
    Hohes Gras säumt beide Seiten, und das Gezirpe der Grillen und Heuschrecken schrillt ohrenbetäubend durch das offene Fenster. Ich wische die Feuchtigkeit auf meiner Stirn fort.
    »Warte mal, versuchst du … du versuchst mir zu verheimlichen, dass du jagen warst!«
    Ich seufze. »Sieh mal, ich habe Rosie gesagt, dass sie zum ersten Mal alleine jagen gehen darf, aber dieser Fenris …«
    »Du hast deiner Schwester eine Solo-Jagd
gestohlen?
«
    »Nein! Ich …
ja.
Aber ich habe etwas Gutes getan. Der Wolf war härter, als ich vorausgesehen hatte. Ich weiß nicht. Sie ist nicht bereit, und ich musste jagen gehen, sonst hätte ich den Verstand verloren …«
    »Scarlett …« Seine Stimme ist ernst, ganz der Tonfall, den er wählte, als wir noch Kinder waren, um mich daran zu erinnern, dass er älter war als ich. Er regt mich heute immer noch genauso auf wie früher, nur dass es jetzt wohl weniger akzeptabel wäre, wenn ich ihn dafür in den Schlamm würfe. »Sie sollte deine Partnerin sein.«
    »Nein, sie sollte meine Schwester sein.
Du
warst mein Partner, ehe du los bist und uns verlassen hast.«
    »He, ich bin es immer noch. Ich war nur weg … eigentlich,
nein,
ich fange nicht wieder an, deswegen zu streiten. Wieso kann Rosie nicht bei der Partnerschaft dabei sein?«
    »Schau, ich werde nicht warten, bis meine Schwester ihre Einkäufe erledigt hat, während der Fenris links und rechts Leute abschlachtet«, blaffe ich ihn an, als wir den rechten Abzweig in der Straße zu Oma

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