Blutrote Schwestern
haben.«
»Komm schon. Genieß die Zeit mit deinen Geschwistern.«
Ich zucke zusammen. »Entschuldigung, habe ich ganz vergessen. Deine Brüder und die Drillinge reden immer noch nicht mit dir?«
»Lucas kriegt sich langsam wieder ein. Das schaffe ich. Aber, hey – wann hast du angefangen zu kochen?« Er wechselt das Thema, als er mir nach drinnen folgt, und lässt sich in einen unserer unpassenden Esszimmerstühle fallen.
»Mach ich nicht, nicht wirklich. Ich hab einfach nur ein paar alte Rezepte von Oma March rausgesucht. Hatte die Nase voll vom chinesischen Lieferservice.«
»Stimmt. Hatte ich vergessen: Letts Liaison mit dem chinesischen Essen.« Ein warmes, liebevolles Lächeln huscht über sein Gesicht. »War sie gestresst in letzter Zeit?« Tatsächlich ist ihr China-Food-Konsum ein Maß dafür, wie angespannt Scarlett ist. Kommt es hart auf hart, ist billiges chinesisches Essen das Einzige, was sie beruhigt.
Ich runzele die Stirn. »Sie hat es genau genommen nicht besonders gut verkraftet, dass du weggegangen bist.« Ich habe Silas auch vermisst, aber nicht so sehr wie Scarlett. Hat er sie, seine Partnerin, ebenfalls vermisst? Und falls ja: Will ich es wirklich wissen? Silas macht ein schuldbewusstes Gesicht, also fahre ich schnell fort: »Kochen ist allerdings toll. Weißt du, etwas machen, das nichts mit dem Jagen zu tun hat …« Ich erröte, habe Angst, dass ich zu viel gesagt habe.
Aber Silas überrascht mich, indem er beschwichtigend abwinkt. »Nein, hab schon verstanden. Ich habe gerade ein Jahr mit Dingen verbracht, die nichts mit dem Jagen zu tun hatten. Manchmal braucht man eine Pause.«
»Jaaaa … nur solltest du das lieber nicht meiner Schwester sagen«, murmele ich und starre an die Decke. »Sie will, dass ich eine Jägerin werde, lässt mich aber nicht alleine losziehen. Ich kann es ihr einfach nicht recht machen.«
»Ich wusste nicht, dass du am Jagen inzwischen so viel Spaß hast.« Silas klingt aufrichtig überrascht.
»Ich … Es geht nicht darum, ob ich das Jagen mag. Es geht darum, dass ich täglich mehrere Stunden für Solo-Jagden trainiere, die sie mich nicht machen lässt. Wenn ich schon das Leben einer Jägerin führen muss, dann würde ich auch gerne, nun ja … jagen. Eine Jägerin sein.«
»Ah«, sagt Silas, obwohl ich mir sehr sicher bin, dass meine Worte nicht besonders sinnvoll waren. »Nicht dass ich es gutheißen würde, wenn sie dir die Beute stiehlt. Aber ich muss zugeben: Bei der Vorstellung, dass die kleine Rosie March alleine Wölfe tötet, fällt es einem schwer, nicht überfürsorglich zu werden.« Er schweigt einen Augenblick, scheint seine Worte sorgsam zu wählen. »Auch wenn du nicht mehr wirklich die ›kleine Rosie March‹ bist.«
Meine Augen finden die seinen, und ich versuche den Sinn seiner Worte zu ergründen, die Änderung seines Tonfalls. Aber gerade als ich einen tiefen Atemzug nehme und mich zum Sprechen aufraffe, rasselt es in den Rohren der Dusche über uns.
Ich wende mich wieder dem Ofen zu und schüttele meine Trance ab. Wie üblich: Ich interpretiere zu viel in die Dinge hinein.
»Was machst du denn?«, fragt Silas, nun wieder mit normaler Stimme.
»Ähm … Hackbraten.« Na, das klingt ja unglaublich erotisch.
»Riecht großartig«, antwortet Silas höflich.
Ich schaue ihm über die Schulter und lächele. Aus dem Augenwinkel sehe ich verschwommen etwas Graues aus dem Treppenhaus auf die Wohnzimmercouch schießen, begleitet von Glöckchengebimmel.
Silas dreht sich zu dem verschwommenen Etwas um: »Ist das meine Erz-Nemesis, die ich da höre?«
»Klette? Ja.«
»Ich frage mich, ob er mich
immer noch
hasst«, sagt Silas, als die Katze sich aus dem Sofa hochquält, ihre grünen Augen leuchten wie kleine Limonen in der Dunkelheit. Als hätte er ihn verstanden, fliegt Klette mit einem Satz auf seinen Schoß und beginnt wild zu schnurren.
»Darauf falle ich nicht mehr herein, Katze«, sagt Silas streng.
Er bewegt sich, um Klette wegzuschieben, aber sobald seine Hände sich dem struppigen Fell bis auf wenige Zentimeter genähert haben, fährt die Katze die Krallen aus und vergräbt sie genüsslich in Silas’ Oberschenkel. Er zuckt zusammen und stößt einen gedämpften Schrei aus.
Ich versuche ein Lachen zu verbergen. »Brauchst du Hilfe?«
»Das wäre großartig«, sagt er angespannt.
Ich eile zu ihm und nehme Klette in die Arme. Die Katze kuschelt sich sofort an mich an und reibt ihr Gesicht an meinem. Sie riecht nach
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