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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Mann würde vergessen, der Polizei von dem Strauß zu erzählen.
    Er blieb im Schock neben dem toten Mädchen stehen. Sein Herzschlag dröhnte in seinem Kopf. Ihm war schwindelig. Er wandte sich von der Leiche ab, lehnte sich an das solide Geländer der Ufermauer und atmete
gierig den kalten Morgennebel ein. Eine Gruppe schon älterer Frauen näherte sich. Er hob den Arm in einem schwachen Versuch, um Hilfe zu rufen. Die Frauen winkten fröhlich zurück. Erst als sie auf seiner Höhe waren, konnte er sich mit seinem Hilferuf verständlich machen und sie dazu bewegen, stehen zu bleiben und sich das tote Mädchen anzusehen. Ruby Cohen erkannte Harry und nahm seinen Arm.
    Â»Du siehst furchtbar aus, Harry. Komm, setz dich.« Die Frau führte ihn zu einer orange gestrichenen Bank. Er setzte sich und wartete darauf, dass sein Herz sich beruhigte. Er war dankbar, dass Ruby sich seiner annahm. Die Frau vergewisserte sich, dass es ihm besser ging, bevor sie sich wieder zu ihren Freundinnen gesellte.
    Â»Ihr ruft die Ambulanz«, ordnete Ruby an. »Ich gehe zu Frau Dr. Hart und bitte sie um Hilfe. Sie wohnt dort neben dem Leuchtturm.« Harry sah ihr nach, als sie geschäftig wegging.
    Immer mehr Menschen kamen. Manche, bemerkte er, würgten beim Anblick des toten Mädchens. Harry zog den Mantel enger um sich. Wenn ich nicht mehr so friere, wenn ich wieder Kraft habe, dachte Harry, decke ich sie zu.

2
    Trotz der Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinfielen, drang der Nachtfrost vom Boden in Clares nackte Füße. Aber sie hatte keine Lust, sich die Hausschuhe zu
holen. Das gedämpfte Anrollen der Wellen gegen die Ufermauer und ihr Zurückfluten wirkte tröstlich nach dem peitschenden Sturm, der sich eine Stunde vor der Morgendämmerung verausgabt hatte. Fritzi strich um ihre Beine. Clare schüttete den Rest haltbarer Milch in den Napf der erwartungsvoll aufblickenden Katze und gab eine kleingeschnittene Scheibe Toastbrot dazu. Die Morgenroutine beruhigte sie. Clare wartete, beobachtete den aufsteigenden Dampf, die Hand am Stempel des Kaffeebereiters. Das Kaffeepulver leistete auf befriedigende Weise Widerstand, als Clare es fest nach unten presste.
    Sie schenkte sich Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. Fritzi sprang auf ihren Schoß und schnurrte, fuhr ihr mit den Krallen rhythmisch über die Schenkel. Es war ein wohliger Schmerz. Sie kraulte die Katze und glättete die Zeitung, um den Surfbericht zu lesen. Sie trank noch eine Tasse Kaffee und nahm sich die Wettervorhersage vor. In den nächsten Tagen sollte es schön werden.
    Es half nichts. Aber Clare hatte gelernt, die aufsteigende Panik zurückzudrängen, indem sie sich auf die Gegenwart konzentrierte. Also versuchte sie es mit einem anderen Mittel.
    Einkaufen. Sie würde einkaufen gehen. Sie hatte nichts zu essen im Haus, und sie brauchte neue Handtücher. Clare griff zu einem Bleistift und machte eine Liste:
    Zucker
    Kaffee
    Klopapier

    Whiskey
    Obst
    Seife
    Katzenfutter
    Strümpfe
    Clare beugte sich vor, damit die Sonne ihr den Rücken wärmte. Bestimmt fehlte noch mehr. Sie hatte so lange aus dem Koffer gelebt, dass sie vergessen hatte, was man in einem ordentlichen Haushalt brauchte. Milch, fügte sie nach einer Weile hinzu. Sonst fiel ihr nichts ein, deshalb war sie erleichtert, als das Telefon klingelte. Clare nahm ab und schob dabei die Katze von ihrem Schoß.
    Â»Hi, Julie.«
    Â»Woher weißt du immer, dass ich es bin?«, fragte ihre Schwester.
    Â»Du bist der einzige Mensch, der mich so früh anruft.« Julies Stimme vertrieb die Einsamkeit, und ihre Wärme verscheuchte Clares Beklemmungen.
    Â»Was machst du gerade?«
    Â»Ich schreibe eine Einkaufsliste«, sagte Clare.
    Â»Wie häuslich«, spottete Julie.
    Â»Ich gebe mir Mühe«, erwiderte Clare. »Ich bin ganz aus dem Tritt, weil ich so lange von zu Hause weg war. Fritzi fängt eben erst an, wieder Notiz von mir zu nehmen.«
    Â»Wir haben gestern Abend deinen Dokumentarfilm gesehen«, sagte Julie. »Hast du die Besprechung in der heutigen Zeitung schon gelesen?«
    Â»Habe ich nicht«, sagte Clare. Sie schlug das Feuilleton auf. »›Clare Hart‹«, las sie laut, »›preisgekrönte Journalistin,
untersucht die Implosion im östlichen Kongo.‹ Blablabla.«
    Â»Komm schon, Clare, sei nicht so. Du hast es immerhin geschafft, aus diesem Hexenkessel

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