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Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman (German Edition)

Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman (German Edition)

Titel: Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Haffner
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Mein Freund hat Kaffeedurst, und ick ooch.“ „Schnuckel“ springt auf und eilt erst einmal vor den Spiegel, um das Haar in Ordnung zu bringen. Das andere, ihre zierliche Figur unter der Hemdhose, kann der Junge ruhig sehen. Gott sei Dank ist ja alles in Schuß, nicht so ’n fettes Geschlampe.
    Nach dem Frühstück gehen Jonny und Felix nach der Bahnhofstraße, wo Ulli und Fred warten. Felix und Fred kennen sich, und der andere, der Ulli? Wenn Jonny ihn mitbringt, wird er schon richtig sein. Vorläufig verlassen sie erst einmal das Lokal. Magdeburg ist nicht Berlin. In einer unauffälligen Arbeiterkneipe in der Jacobstraße besprechen sie ihren Plan. Drei Tage wird man brauchen, um das Haus zu beobachten. In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag kann die Sache vor sich gehen. In der Wohnung ist gar keine Gefahr.Die Bewohner sind seit langem verreist, nur alle Woche kommt eine Frau, die lüftet und sauber macht. Alarmvorrichtungen gibt es auch nicht. Allerdings, durch die Tür werden sie nicht gehen können, die ist innen und außen mit Eisenblech beschlagen, und die Schlösser sind die modernsten und raffiniertesten. Bleibt nichts weiter übrig: in den Schlächterladen und von da durch die Decke. Der Schlächter hat seine Wohnung vier Häuser weiter, und nachts ist keine Seele im Laden.
    Die Kühleweinstraße in der Nähe des Nordparkes liegt wie ausgestorben da. Ganz vereinzelt brennt in den kleinen Häusern noch Licht. Magdeburg ist eine solide Stadt, und die Kühleweinstraße macht in der allgemeinen Solidität nicht das schwarze Schaf. Um einhalb drei Uhr morgens stehen Felix und Jonny vor der Tür des Schlächterladens. Der Laden birgt keine großen Schätze und ist nicht besonders gesichert. Die beiden Schlösser an der Tür … du meine Güte, Franzosenfelix hat schon andere Dinger bewältigt.
    Nach knappen zehn Minuten steht die Tür auf. Ein leises Miauen holt Ulli und Fred heran, die an der Straßenecke Schmiere stehen. Ulli steht weiter vor dem Eingang, die drei arbeiten im Laden. Alles geht lautlos vor sich. Felix schwingt sich auf den Ladentisch, ein kleines Tischchen gibt die richtige Höhe, um an der Decke hantieren zu können. Fred und Jonny breiten eine Wolldecke aus. Felix’ Stichsäge bohrt sich in die Ladendecke. Ein Viereck soll herausgesägt werden, groß genug, um einen menschlichen Körper hindurchzulassen. Eine saure Arbeit, selbst für den bärenkräftigen Felix.Nach einer halben Stunde fällt das ausgesägte Quadrat in die bereit gehaltene Wolldecke, lautlos. Ein gelenkiger Klimmzug hebt Felix in die Wohnung, die ausgeplündert werden soll. Jonny und Fred folgen. Nun ist alles in Butter, Zeit haben sie massig. Erst mal sehen, wo wir hier sind? Aha, Eßzimmer. Von wegen: Tafelsilber.
    Es ist nicht alles in Ordnung. Daß der Schlächtermeister ausgerechnet in dieser Nacht in der Wilhelmstadt eine kleine Fidelitas hatte, konnte die Kolonne nicht wissen. Der Meister will gerade um die Ecke biegen, da sieht er drüben einen Mann vor seinem Laden stehen. Und die Tür — er hat verdammt scharfe Augen, auch wenn sie von einer Fidelitas kommen — die Tür ist nur angelehnt. Einbrecher in seinem Laden! Polizei! Woher? Die Kneipe Ecke Rollenhagenstraße hat noch Licht. Er telephoniert. „Überfall!“ Das Kommando meldet sich. „… aber tuten Sie nich, Herr Wachtmeister, wenn Sie mit dem Auto kommen, sonst rücken die Gauner aus!“
    Aber das Überfallauto tutete doch! Noch ziemlich weit entfernt, aber in der Stille auch weit hörbar. Auch Ulli hat das Signal gehört, er brüllt in den Laden: „Raus … raus!!“ Und jetzt muß er flitzen. Der Schlächtermeister im Schatten der anderen Straßenseite fängt an zu toben, als er Ulli türmen sieht. Das Polizeiauto fegt um die Ecke. Sechs Polizisten, Revolver in der Faust, stürmen in den Laden. Der Schlächtermeister hinterdrein. Beim Schein der starken Blendlaternen sehen sie das Loch in der Decke. Oben, in der Wohnung, fällt etwas klirrend zu Boden. Der Führer des Kommandos schreit in das Loch: „Hierist Polizei! Rauskommen, sonst wird geschossen!“ Nichts rührt sich. Noch einmal ruft er. Da hören die Beamten, wie sich in der ersten Etage ein Fenster öffnet. Der Chauffeur hat auch schon den beweglichen Scheinwerfer angelassen, der jetzt die Fassade grell anstrahlt. Eine Sekunde wird eine Mannesgestalt am Fenster sichtbar. Wieder ruft der Führer. Von oben schallt es: „Wir kommen …“ Einer nach dem anderen klettert durch das

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