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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ihr nicht recht, dass Nona alles von ihr zu wissen schien. »Er will meine
     Hilfe nicht. Sie ist nutzlos.«
    Ohne auf Lins Einwände einzugehen, wandte sich Nona wieder an Ilana. »Ich muss mit ihm sprechen, Ilana. Nun, da er alles weiß,
     hat er ein Recht darauf.«

|338| Xirias Sippe
    Xiria wusste, in welche Richtung sie fliegen musste, um das Mugurgebirge zu finden. Dawon hatte es ihr in der für ihn typischen,
     einfachen Art erklärt.
Immer über den Isnalwald, bis Xiria an seine Grenzen stößt. Der erste Gebirgszug, den Xiria sieht, ist das Mugurgebirge.
Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, die anderen zu suchen, als Dawon es ihr erklärt hatte. Sie hatte bei Dawon bleiben wollen,
     doch nachdem er sich gegen sie gewendet hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Suche fortzusetzen. Xiria sehnte sich
     nach Geschöpfen, die ihr ähnlich waren, bei denen sie bleiben konnte. Sie fühlte sich verlassener denn je, nachdem sie einen
     ganzen Mond Dawons Gesellschaft geteilt hatte. Ein neues, bisher nicht gekanntes Gefühl, das sie nicht mochte, überkam sie
     – Einsamkeit! Bisher hatte sich fast jedes gute Gefühl in ein schlechtes verwandelt. Doch Xiria wollte nicht aufgeben.
    Das Blätterdach des Isnalwaldes zog sich unter ihr dahin. Am späten Nachmittag traf sie auf gewaltige Baumriesen, wo sie landete,
     um zu rasten. Doch ihre Einsamkeit trieb sie schnell weiter, und am Abend erreichte sie den Fuß eines großen Gebirgszuges.
     Zur Rechten des Gebirges erstreckte sich ebenes Land, und dahinter zeichneten sich die Mauern einer Stadt ab. Mit panischer
     Angst hatte sie sich von der Stadt ferngehalten. Städte bedeuteten Menschen, und Menschen bedeuteten Gefahr. Stattdessen war
     sie höher gestiegen, so hoch, bis sie den Fuß des Berges nicht mehr erkennen konnte. Die Luft war kalt und dünn geworden,
     doch es machte ihr nichts aus. Xiria empfand Kühle auf ihrer Haut, jedoch keine Kälte.
    Weich landete sie am Abend auf einem Plateau aus grauem massiven |339| Fels und umrundete das herumliegende Geröll neugierig. Hier in den Bergen pfiff ein scharfer Wind, der alles austrocknete,
     sogar Xirias Kehle – es gab kein Wasser. Dieses Gebirge erschien ihr wenig einladend, verglichen mit den warmen Ebenen des
     Wiesenlandes. Xiria sah weder Bäume noch weiches Gras, es begann bereits dunkel zu werden. Verwirrt stellte sie fest, dass
     es hier früher dunkel wurde als in Engil oder im Wiesenland. Einmal mehr sann sie darüber nach, wie viel Dinge es um sie herum
     gab, von denen sie nichts wusste. Ihre Kehle war trocken. Durst und Hunger machten ihr zu schaffen. Ratlos sah sie sich um.
     Hier gab es weder Bäume noch Beeren noch Quellen oder Flüsse. Sie würde das Gebirge verlassen müssen, um nach Nahrung zu suchen,
     doch sie fühlte sich zu müde.
    Ein kleiner Pfad verband das Felsplateau, auf dem sie gelandet war, mit dem nächsten. Xiria beschloss, sich trotz ihrer Müdigkeit
     weiter umzusehen. Wo waren diejenigen, von denen Dawon behauptet hatte, dass es sie hier gab – diejenigen, die ihr glichen?
     Die Steine des Bergpfades stachen in ihre Fußsohlen. Auch auf dem nächsten Felsplateau fand sie nichts, was ihre Aufmerksamkeit
     erregt hätte. Graue Steine, Felsen, staubiger Boden und das Pfeifen des Windes – all dies verstärkte nur noch mehr die Empfindung
     des Alleinseins; jene seltsame Empfindung, die sich anfühlte, als wäre sie vollkommen leer. Xiria mochte dieses Gefühl nicht.
     Um die unangenehme Stille zu vertreiben, legte Xiria ihre Hände trichterförmig an den Mund und begann zu rufen: »Xiria! Xiria!
     Xiria!« Erschrocken hielt sie sich die Ohren zu, als ihre Stimme von dem grauen Gestein zurückgeworfen wurde und in Wellen
     zu ihr zurückkam. Ängstlich wandte Xiria sich um, doch sie war noch immer allein. Wer hatte ihr geantwortet?
    Nach dem ersten Schreck versuchte sie es erneut. Wieder hallte ihr Name zurück, und Xiria erkannte enttäuscht, dass es ihre
     eigene Stimme war, die ihr antwortete. Die Felswände nahmen sie auf und warfen sie einfach zu ihr zurück – ein neues Wunder,
     das sie nicht verstand.
    Ratlos hockte Xiria sich auf einen großen Felsbrocken und |340| überlegte, was sie nun tun sollte. Hatte Dawon sie angelogen? Gab es vielleicht gar keine Greife hier? Er hatte sie verraten,
     weshalb sollte er nicht auch gelogen haben, was ihre Sippe im Mugurgebirge anging. Ein dunkler Schatten breitete sich über
    

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