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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und
     kalt. Es bestand kein Grund mehr, hier zu bleiben, jetzt, wo Dawon fort war. Er hatte sie Worte gelehrt – und Wissen! Nun
     könnte sie sich unter andere Wesen wagen. Xiria beschloss, dass es an der Zeit wäre, die anderen zu suchen, die ihr glichen.
     Dawon hatte ihr erzählt, dass sie in den Bergen wohnten, weit entfernt vom Land der Lalu-Frauen. Dorthin würde sie gehen und
     vielleicht endlich finden, wonach sie suchte – Liebe!

|331| Rückkehr nach Engil
    Nona fand Dawon reglos im Gras liegend. Schon von weitem hatte sie diesen metallenen Geruch in der Nase gehabt oder hatte
     ihn vielmehr gespürt, wie ein Vibrieren der Erde. Auch die anderen Lalu-Frauen hatten die Veränderung wahrgenommen und waren
     beunruhigt gewesen. Nona hatte gespürt, dass Dawon sie brauchte, und so war sie aufgebrochen; ihre Sinne hatten das Wiesenland
     durchstreift, bis sie Dawon fanden. Es hatte sie kaum einen Wimpernschlag gekostet, zu ihm zu gelangen, denn ihr Körper ordnete
     sich ihrem Geist unter, und der Geist war nicht an Zeit und Raum gebunden.
    Dawon war bereits schwach, als sie ihn fand. Blut rann aus seiner Brust. Als sie neben ihm kniete und ihre Hand gleich einem
     Lufthauch auf seine Stirn legte, schlug er die Augen auf. Ihre Stimme war fein und fast wie perlender Gesang, als sie ihn
     ansprach. »Da won , was ist geschehen? Wer hat dir das angetan?«
    Er öffnete die Augen und lächelte trotz seiner Schmerzen glücklich, als er sie sah. »Nona, Gefährtin! Gut, dass Nona Dawon
     gefunden hat. Er kann nicht aufstehen.«
    »Was ist geschehen?«, fragte sie erneut, und Dawon sah sie unschuldig an.
    »Vor einem Mond fand Dawon eine Greifenfrau am See, die nicht sprach und nichts wusste. Dawon hat sie Worte gelehrt, er hat
     versucht, ihr Gedanken zu schenken. Doch er hat irgendetwas falsch gemacht. Als Xiria erfuhr, dass Nona Dawons Gefährtin ist
     und er nicht mit ihr zusammenbleiben kann, hat sie versucht, ihn zu töten. Dawon konnte entkommen, doch sie hat ihn verletzt.« |332| Nona dachte über seine Worte nach. Hatte er bereits so viel Blut verloren, dass seine Gedanken verwirrt waren? Es gab keine
     weiblichen Greife, und selbst die männlichen, die damals aus Engil entkommen waren, hielten sich seitdem versteckt im Mugurgebirge.
     Die Geschöpfe Muruks schliefen, sie ruhten … sie warteten. Erneut betrachtete sie eingehend die Wunde auf seiner Brust. Ein
     scharfer Schnitt, wie ihn eine Greifenklaue verursachte. Was war, wenn er die Wahrheit sagte? Hatte der dunkle Gott ein neues
     Geschöpf hervorgebracht? Die Waldfrauen hatten nichts verkündet, was auf die Geburt eines weiblichen Greifen hingewiesen hätte,
     und doch überkam Nona ein eigenartiges Gefühl. Sie sah sich um. Im Wiesenland gab es nur endlose Weiten, den großen See und
     die Bäume, die ihn umgaben. Dawon und sie hatten nichts anderes gebraucht, nachdem sie sich – nach der Geburt ihres gemeinsamen
     Sohnes sterbenskrank – entschlossen hatte, eine Lalu-Frau zu werden. Leicht war es ihr gefallen, ihre Erdgebundenheit abzulegen.
     Alles Menschliche ihrer Gedanken und ihres Körpers hatte sie damals abgestreift wie eine alte Haut. Sie waren endlich frei
     gewesen, und das erste Mal hatte sie sich nicht als Last für Dawon empfunden. Dawon durchstreifte das Wiesenland, und sie
     zog mit den Lalu-Frauen. Am Ende jedes Mondes hatten sie sich am See getroffen. Aber hier und jetzt war das Wiesenland für
     Dawon zu einer Falle geworden. Er konnte nicht mehr laufen, geschweige denn fliegen. Sie konnte ihn nicht fortbringen, und
     es gab keine Kräuter, Verbände und keine Rettung für ihn, wenn er hier blieb. Nona wusste, dass sie die Waldfrauen rufen musste,
     denn sie waren die Einzigen, die noch helfen konnten. Dawon musste durchhalten. Sie schloss die Augen und schickte ihren Geist
     weit fort. In einem einzigen Augenblick schwebte er über das Wiesenland, flog dann über das Taligebirge, überquerte den Sandfluss
     und durchdrang die Baumkronen des Isnalwaldes, um sich zwei verrunzelten Alten zu nähern, die damit beschäftigt waren, Holz
     zu sammeln. Sie bemerkten Nona – und sie kannten sie!
    |333|
Ihr müsst sofort aufbrechen ins Wiesenland … Dawon, der dunkle Greif, ist verletzt. Er kann nicht zu euch gelangen.
    Nona wusste, dass sie kommen würden. Die Waldfrauen und die Lalu-Frauen umgaben große Kräfte, welche sie miteinander verbanden,
     doch im Gegensatz zu den Lalu-Frauen, die ihre Erdgebundenheit bewusst aufgaben,

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