Blutschwestern
erwiderte er viel zu kraftlos, als dass der Priester
ihm geglaubt hätte.
Mador lachte rau. »Ich weiß, wer du bist. Ich kenne deine Mutter und deinen einfältigen Vater. Ich kenne auch diejenigen,
die dich großgezogen haben. Ich kenne sie gut genug, um dir zu sagen, wie machtlos sie sind. Degan! Sieh dich doch an! Du
bist nichts weiter als ein Opfer deiner Begierden. Diese Greifin hat dich geradezu |416| ausgelaugt. Was willst du tun? Mir einen Kuss abringen und das Gift Muruks aus meinem Körper ziehen, wie es deine Mutter mit
dem früheren Hohepriester getan hat? Ich bin kein Hohepriester, nur ein Kriegsherr des dunklen Gottes, doch bald werde ich
sein Hohepriester sein! Muruk kehrt zurück! Wenn du näher kommst, töte ich sie auf der Stelle. Meine Hand kann sie zwar nicht
berühren; einen Speer zu schleudern und mit einer Klinge umzugehen, vermag ich jedoch vortrefflich. Sie soll die Kette ablegen.
Dann lasse ich sie gehen!« Wie beiläufig strich Mador sich über das Kinn. »Sag, wie geht es Königin Ilana und ihrem Gatten
Tojar? Wusstest du, dass ich einst vom Volk der Taluk war? Es war Tojar selbst, der mich verstieß … der gute König von Engil!
So wurde ich der Kriegsherr des dunklen Gottes. Bist du ihrer nicht überdrüssig, Degan? Ihrer Scheinheiligkeit und ihrer Lügen?
Was bist du ihnen schuldig? Warum wendest du dich nicht Muruk zu!«
Degan zwang sich, Madors Worte zu überhören, auch wenn es ihm nicht ganz gelang. Mador trug tatsächlich die Gesichtszüge der
Taluk, doch sicherlich hatte es einen Grund für seine Verbannung gegeben.
Aber sie haben niemals etwas davon erwähnt. Ebenso, wie sie dir deine Herkunft und alles andere verschwiegen haben … und sie
sind wenig gnädig mit Xiria verfahren … diese Priesterinnen Salas, die eigentlich eine friedliche Göttin sein sollte.
Degan wusste nicht, was er tun sollte. Muruk oder Sala, Tojar oder Mador – er zweifelte jedoch nicht daran, dass Mador seine
Drohung wahrmachen würde. Lin bedeutete Mador nicht das Geringste. Sie war vollkommen unwichtig im Kampf um die Macht. Das
Einzige, was ihr bis jetzt das Leben gerettet hatte, war die Kette um ihren Hals.
Während Degan noch überlegte, was er tun sollte, wurde die Tempelpforte hinter ihm aufgestoßen.
»Degan hat Xiria belogen«, vernahm er eine schneidende Stimme hinter sich, die ihn zusammenzucken ließ. Er stieß einen stummen
Fluch aus. Xiria war zurückgekehrt.
|417| Mador beobachtete sein Erschrecken mit einem boshaften Grinsen. »Nun, Xiria! Dein Gefährte hat sich wohl als nicht sehr herzenstreu
erwiesen. Er wollte das Mädchen holen und sie fortbringen.«
Degan wandte sich zu Xiria um und wollte etwas sagen, wollte ihr erklären, dass er lediglich Lin hatte fortschaffen wollen
und nicht vorhatte, sich von ihr abzuwenden …
Xirias Schlag traf ihn unvorbereitet und hart ins Gesicht. Mit Erstaunen stellte er fest, dass er taumelte, dann wurde es
schwarz um ihn.
Mador betrachtete Xiria interessiert und wenig erschüttert. »Hast du die Lalu-Frau gefunden?«
»Sie wird nach Dungun kommen.« Xiria umrundete den bewusstlosen Körper ihres Gefährten, als habe sie ihn bereits vergessen.
»Sehr gut!« Mador nickte zufrieden. Jetzt, da die Macht Salas durch die Lalu-Frau, Salas Tränen und den Halbgreifen bald in
Dungun versammelt wäre, war es an der Zeit, die Macht der Göttin auszulöschen. Die größte Gefahr stellte der Auserwählte dar,
und Mador befand, dass es besser war, ihn zu töten, bevor die Lalu-Frau eintraf. Es hatte nichts Besseres geschehen können,
als dass Xiria Degan hier überraschte.
»Xiria«, sagte er deshalb, »dein Gefährte hat dich verraten. Er hat dich betrogen, und er hat Muruk betrogen. Der dunkle Gott
wünscht, dass Degan stirbt. Zuerst Degan und dann das Mädchen, dann die Lalu-Frau.« Er beugte sich verschwörerisch zu ihr
vor. »Muruk hat mir versprochen, dass er dich belohnen wird, ebenso wie mich. Wenn die Lalu-Frau tot ist und die Kette zerstört,
werden wir die mächtigsten Diener des Gottes sein.« Er wies auf Degan. »Er wurde von Sala ausgesandt, das zu verhindern. Du
hast selbst gesehen, dass er dich betrogen hat. Lass uns ihn jetzt töten, er ist zu einer Last geworden.« Mador hielt ihr
in väterlicher Geste die Hand hin, während die andere Hand sich um den Griff seines |418| Dolches legte. Es war an der Zeit, Xiria zu beseitigen … Nun, wo alles getan war, was getan werden musste,
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